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Rauf aufs Rad und raus aus der Stadt!

Leute auf Fahrrädern an der Saale in Jena

Schmerzlich vermissen wir die Kulturarena! Und wir hatten uns auf den lange geplanten Urlaub gefreut – nun fällt er der Pandemie zum Opfer, Flug gecancelt, Reise abgesagt. Das ist enttäuschend…

ABER: Das Gute an diesem Corona-Sommer ist die Entschleunigung, die viele von uns erfasst hat. Genau die richtige Grundstimmung, um sich ganz entspannt aufs Rad zu schwingen! Wir könnten ja auch Freunde von außerhalb dazu einladen. Denn, dass wir in und um Jena gut ausgebaute und wirklich attraktive Radwege haben, wissen wir ja eigentlich. Jetzt ist die Gelegenheit, die eine oder andere Strecke selbst zu erkunden und sich aktiv zu erholen – allein, mit Familie oder Freunden. Und das direkt vor unserer Haustür!

Familienfreundliche Touren mit sanften Steigungen gibt es rund um Jena ebenso wie anspruchsvollere Strecken, die Puls und Atmung in die Höhe treiben. Glücksgefühle sind bei beiden Varianten garantiert. Denn auf allen Radwegen eröffnen sich reizvolle, abwechslungsreiche Landschaften. Lauschige Orte am Wasser, hübsche Dörfer, Burgen, Mühlen, Gasthöfe und interessante Museen säumen die Wege und sorgen für Überraschungen. Das Beste daran ist, dass Jena gut ins Netz der Bahn eingebunden ist. So können wir bequem mit dem Zug nach Weimar, Naumburg oder Hermsdorf-Klosterlausnitz fahren und zurück radeln – oder umgekehrt.

ALSO: Rauf aufs Rad und los! Hier ein paar Tipps zu den wichtigsten Routen:

©JenaKultur. C. Häcker

Für Naturliebhaber: 33 km vom Zeitzgrund bis Jena

Die Strecke ist einer der schönsten Abschnitte des Radfernwegs Thüringer Städtekette. Vor allem mit Kindern radelt es sich wunderbar durch die unberührte Natur entlang des Zeitzbaches. Denn der gemütliche Waldweg führt fast stetig bergab, vorbei an Wäldern, Wiesen und Teichen. Der Zeitzgrund ist ein Landschaftsschutzgebiet mit seltenen Moosen, Farnen und ursprünglich anmutenden Mischwäldern. Schautafeln informieren zur heimischen Fauna und Flora.

Vorbei geht es an mehreren Mühlen, die älteste stammt aus dem 14. Jahrhundert. An der Bockmühle lässt sich ein einfacher, gemütlicher Imbiss im Wald einnehmen. Zum Grundstück gehört die „Trollwiese“ – ein toller Waldspielplatz, auf dem sich die Kinder austoben können. Ein Stück weiter gelangt man zur Ziegenmühle, einem modernen Brauereigasthof in historischem Gebäude. Seit 2017 wird hier die hauseigene Biermarke „Holzländer“ gebraut. Die Terrasse mit dem imposanten Wasserrad ist bestens geeignet, um eine Pause zu genießen, Naturteich und schöner Spielplatz am Haus inklusive. Die Janismühle aus dem 15. Jahrhundert beherbergt ein Gasthaus mit Biergarten und Reiterhof. Hier gibt es Thüringer Küche in rustikalem Ambiente.

Kurz bevor der Radweg den Zeitzgrund verlässt, führt er durch die Teufelstalbrücke, die in 53 m Höhe das Tal überspannt. Die meisten kennen sie eher aus der Autoperspektive von der A4. Nächster Ort ist Stadtroda, wo sich ein kurzer Abstecher zur Ruine Zisterzienser-Nonnenkloster lohnt. Am Rand der kleinen Stadt treffen Radler auf das Hotel Hammermühle mit dem urigen „Scheune“-Restaurant. Der schöne Biergarten im Innenhof und die große Auswahl an Thüringer Landkuchen verlocken zu einem weiteren Stopp. In Gernewitz bietet ein Hofladen am Radweg regionale Produkte aus dem Saale-Holzland-Kreis an, z. B. Rapsöl aus eigener Herstellung – das „Wöllmisse Gold“.

Über den begrünten Autobahntunnel geht es bei Lobeda zurück nach Jena. Unterwegs begeistert die herrliche Aussicht auf Leuchtenburg und Lobdeburg sowie ins Leutratal. Ab hier kennen sich die Jenaer wieder aus: Burgauer Brücke, Biergarten „Am Wehr“, Salü, Paradiescafé, Strand 22 sind wunderbare Orte, um den Tag ausklingen zu lassen.

Am Strand 22 in Jena wartet die erfrischende Belohnung nach erfolgreicher Radtour | ©JenaKultur

Für Kulturfreunde: 24 km von Weimar nach Jena

In der Gegenrichtung führt der Radfernweg Thüringer Städtekette nach Weimar. Auch wenn es bis in die Klassikerstadt nicht weit ist, empfiehlt sich die Hinfahrt mit Nahverkehrszug und VMT-Hopperticket, Fahrräder fahren kostenfrei mit. So lässt sich die Tour in aller Ruhe genießen.

Vom Bahnhof aus führt die Carl-August-Allee bergab direkt in die Stadt und gleich zu den ersten sehenswerten Museen in Weimar: Neues Museum und Bauhaus-Museum. Am Goetheplatz kann man auf dem gut ausgewiesenen Radweg Thüringer Städtekette weiterfahren oder aber einen Spaziergang durch die Fußgängerzone unternehmen: vorbei am Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater, Schillers Wohnhaus plus Abstecher zu Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Vielleicht ein Kaffee-Stopp im „Resi“ (Residenz Café)? Dann geht es am Stadtschloss entlang zum Park an der Ilm. Der idyllische Radweg führt direkt an Goethes Gartenhaus vorbei. Sehenswert ist das Deutsche Bienenmuseum mit kleinem Café und Hofladen. Die Füße in die Ilm hängen lassen, die Ruhe genießen, eine Pause am Rastplatz Taubacher Mühle, so geht es gemütlich weiter.

Kleiner Tipp: in Mellingen zum Kunstobjekt Feininger-Turm abzweigen. Bis Großschwabhausen ist ein leichter Anstieg zu bewältigen, um sich anschließend vergnügt bis Jena rollen zu lassen – eine herrliche Abfahrt auf dem wunderschönen Waldweg. Am Ende lockt der Braugasthof Papiermühle mit einem kühlen Radler oder frisch gezapftem Bier.

Prost! Ein Frischgezapftes erwartet die Radler in der Jenaer Papiermühle | ©JenaKultur, A. Hub

Für Weinkenner: 49 km von Naumburg nach Jena

Bevor es mit dem Radeln auf diesem attraktiven Abschnitt des überregionalen Saaleradweges richtig losgeht, empfiehlt sich eine Runde durch die historische Naumburger Altstadt zum Dom St. Peter und Paul. Schließlich gehört er seit 2018 zum UNESCO-Welterbe!

Der Radweg führt direkt an der Saale entlang um Naumburg herum. Am Blütengrund mündet die Unstrut in die Saale. Unsere Empfehlung: mit der kleinen Blütengrund-Fähre ans andere Saale-Ufer übersetzen und die Aussicht vom Max-Klinger-Weinberg bei einem Kaffee genießen. Von Naumburg bis Bad Kösen erstreckt sich das bekannte Weinanbaugebiet Saale-Unstrut mit unzähligen Weinberghäusern. Straußenwirtschaften laden zur Verkostung ein. Ein kurzer Abstecher führt zum Landesweingut Kloster Pforta, einem ehemaligen Zisterzienserkloster mit Weinprobe und Verkauf.

In Bad Kösen lohnt sich ein Halt an dem beeindruckenden Gradierwerk. Von dort geht es steil bergauf zur Rudelsburg und Burg Saaleck mit phantastischem Panoramablick über das Saaletal. Franz Kugler schrieb auf der Rudelsburg 1826 das bekannte Lied „An der Saale hellem Strande…“. Wer sich den Anstieg sparen möchte, schaut sich die Burgen von unten an – auch sehr schön!

Das gelegentliche Bergauffahren unterwegs wird mit einem Stopp im Weindorf Kaatschen belohnt. Das Weingut Zahn mit Restaurant und exzellenter Küche liegt direkt an der Saale. Auch am Wehr in Döbritschen lässt sich eine gemütliche Rast einschieben, idyllisch am Saaleufer sitzen und die Natur genießen. Wer Kraft und Lust hat, lässt die Räder am Bahnhof Dornburg stehen und steigt hoch zu den Dornburger Schlössern. Eine schönere Aussicht gibt es kaum! Wieder unten angelangt, ist es nach Jena nicht mehr weit. Den Tag Revue passieren lassen, das geht hervorragend im Biergarten Porstendorf oder im Kunitzer Gasthaus Zur Kunitzburg.

Für Schlösser- und Burgenfans: 54 km von Saalfeld oder 44 km von Rudolstadt nach Jena

Zehn Kilometer mehr oder weniger, das entscheidet jeder selbst. Fakt ist, dass der Saaleradweg auf der südlichen Etappe bis nach Jena einige Sehenswürdigkeiten und herrliche Aussichtspunkte bereithält.

Als „Steinerne Chronik Thüringens“ wird die schöne Saalfelder Altstadt beschrieben. Wer die Feengrotten noch nicht kennt, dem sei ein Abstecher zu den farbenreichen Schaugrotten empfohlen.

In Rudolstadt erlebte Schiller einen glücklichen Sommer. Das Schillerhaus zeugt noch heute von der lebendigen Atmosphäre, die den Dichter beeindruckte. Hoch über der Stadt thront die Heidecksburg, u. a. mit der Ausstellung „Rococo en miniature“, einer phantastischen Miniaturenwelt.

Durch Wiesen, Felder und die Berge der Uhlstädter Heide gelangt man zur Weißenburg mit imposanten Blicken über das Saaletal. Für Durstige steht der Biergarten bereit. Im traditionellen Flößerort Uhlstädt zeigt das Flößereimuseum die Geschichte der Langholzflößerei auf der Saale. Und schon taucht wieder eine Burg auf: die Kemenate von Orlamünde, hoch über dem Saaletal. Unten in der Altstadt gibt es übrigens eine sehr gute Eisdiele!

Schon von weitem ist die Leuchtenburg zu sehen, die „Königin des Saaletals“. Ein Besuch lohnt sich unbedingt! Faszinierend sind die sieben Porzellanwelten mit weltgrößter Vase und kleinster Teekanne. Sogar Wünsche werden auf der Burg erfüllt. Zumindest lässt sich darauf hoffen, während man das eigens beschriftete Porzellan am „Steg der Wünsche“ zerscherbelt.
Jena ist von hier aus schon zu sehen. Durch Kahla geht es an der Saale entlang zurück nach Hause, über den grünen Autotunnel und die Oberaue. Um die Beine auszuruhen, könnte ein kleiner Ausflug auf dem Wasser – mit Ruderboot oder Schwan Sissi – den Abschluss der Tour bilden.

Die „Königin des Saaletals“ | ©JenaKultur, A. Hub

Und, liebe Leserinnen und Leser, konnten wir Sie zu einer Radtour inspirieren? Erzählen Sie von Ihren Eindrücken!
Oder kennen Sie noch eine besonders schöne Route? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

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