Allgemein Kulturarena

Kulturarena Jena 2025

Blick auf die Kulturarena Jena von oben

Vom Staffelstab mit bunter Patina und frischen Akzenten im Programm

Das ist schon ein Brett: Nach mehr als 30 Jahren wurde der Booking-Staffelstab der Kulturarena von Lutz Engelhardt an Heike Faude übergeben. Lutz hatte das Festival mitbegründet, das Programm gestaltet und den Staffelstab mit beeindruckender Ausdauer über eine 33-jährige Distanz durch die Arena getragen.

Lutz Engelhardt und Heike Faude sowie eine dritte Person
JenaKultur, C. Worsch | Lutz Engelhardt (li.) und Heike Faude (Mitte)

So ein Wechsel gelingt besonders dann, wenn er vollzogen wird, bevor dem einen die Puste ausgeht. Noch besser, wenn die Akteure eingespielt sind und die andere richtig Lust auf die Herausforderung hat. Genau das ist jetzt passiert: Seit dieser Saison dreht Heike Faude ihre erste offizielle Runde.

Ganz neu ist sie natürlich nicht. Heike ist uns herrlich vertraut, hat als Produktionsleiterin das Festival über viele Jahre geprägt und war selbst nach ihrem Abschied nie ganz weg – ob als Gast oder Unterstützerin: Sie hat die Kulturarena stets begleitet. Neu ist jetzt allerdings ihre Rolle – und genau darüber wollen wir mehr wissen.

Heike Faude verabschiedet sich 2018 als Produktionsleiterin auf der Bühne vom Publikum, daneben Kaosclown
JenaKultur, C. Worsch | Heike Faude verabschiedet sich 2018 als Produktionsleiterin auf der Bühne vom Publikum

Wie reibungslos lief der Wechsel? Kickstart oder lockeres Anlaufen? Was macht das Booking spannend – und manchmal knifflig? Und welche Gedanken stecken hinter dem diesjährigen Programm? Ein Gespräch mit Heike Faude.

Einstieg mit persönlicher Perspektive

Heike, toll, dass du uns ein wenig mitnimmst! Du bist ja kein neues Gesicht in der Arena, aber deine Rolle hat sich grundlegend verändert. Wie fühlt sich das für dich an? Was hat dich gereizt, diesen Schritt zu gehen?

Es ist erstmal schön, dass ich wieder einen Teil dazu beitragen kann, dass viele (inter)nationale musikalische Gäste in die Stadt kommen. Das kann sich nur sehr gut anfühlen, wenn man Bands Einladungen aussprechen darf. Genau diese Sache hat mich natürlich gereizt, aber auch die Festivalidee an sich: für viele Menschen wunderbare Abende bei guter Musik mit auf die Beine zu stellen. Dass ich in meiner neuen Aufgabe wieder Teil des realisierenden Arenateams sein kann, freut mich persönlich am meisten.

Hat sich dein Blick auf das Festival oder die Musikbranche verändert, seit du für das Booking der Kulturarena verantwortlich bist?

Mein Blick auf das Festival hat sich nicht verändert, ich habe in den letzten Jahren immer Kontakt zum Produktionsteam behalten und somit verschiedenste Veränderungen mitverfolgen können. Von meinen jetzt doch engeren Kontakten in die Musikbranche bzw. zu den Künstleragenturen war ich nur positiv überrascht. Man begegnet sich während der Gespräche über bestimmte Bookings auf Augenhöhe. Am Ende hat man ja auch das gleiche Ziel: Konzerte zu realisieren und dafür mit guten Partnern zu arbeiten. Meine Arbeit wird zugegebenermaßen dadurch etwas erleichtert, dass die Kulturarena einen sehr guten Ruf in der Branche genießt.

Blick hinter die Kulissen – Wie entsteht ein Programm?

Wir haben auch die Fans über Social Media gefragt, was sie von dir wissen wollen. Eine Frage taucht dabei immer wieder auf: Wie entsteht am Ende die Auswahl für das Line-up? Feste Kriterien oder eher Bauchgefühl?

Diese Frage kann man nicht so einfach beantworten, weil die endgültige Bestätigung der Bands von sehr verschiedenen Dingen abhängig ist. So zählen neben den künstlerischen Kriterien die Verfügbarkeit innerhalb von Tourplänen, die technische Realisierung vor Ort und natürlich auch die Bezahlbarkeit von Musiker:innen zu den entscheidenden Faktoren. Manchmal gehört auch ein wenig Glück dazu, wenn z. B. eine bekannte Band noch einen freien Tag auf der Tour hat und wir dann zuschlagen können, obwohl unser Venue dafür regulär zu klein wäre. Und manchmal geht man auch ein Risiko ein und verpflichtet eine Band, die vielleicht das erste Mal in der Region spielt – das wäre dann eher „Booking nach Baugefühl“.

Und wenn wir schon mal bei den Fans sind: Welche Rolle spielt das Publikum bei deiner Programmplanung – denkst du eher ans „Überraschen“ oder ans „Erfüllen von Wünschen und Geschmack“?

Wir machen das Programm für unser Publikum und von daher möchten wir auch beides anbieten: zum einen echte Wunschbands und zum anderen Überraschungen, die dann zu neuen Favoriten werden können. Dieser Mix ist auch genau die Idee der Kulturarena. Wir zeigen aktuell angesagte Acts und möchten daneben Berührungen mit Gruppen ermöglichen, die man vielleicht noch nicht auf dem Schirm hatte. Dazu kommt noch der Anspruch, unterschiedliche Musikstile zu vereinen und dabei viele internationale Stimmen einzubinden.

Wie weit im Voraus plant man so ein Festival-Programm – und wie flexibel bleibt man dabei?

Die Programmplanungen dauern insgesamt in etwa ein Jahr und sind meist davon abhängig, wann die Gruppen ihre Termine für den Sommer planen. Besonders bei internationalen Bands muss man diese Zeiträume frühzeitig kennen und dann muss auch noch der Rest passen. Spätestens 4 Monate vor Beginn des Festivals sollte der komplette Spielplan stehen, dazwischen kann man durchaus etwas flexibel bleiben, um auch kurzfristig spannende Einladungen noch möglich zu machen. 

Gibt es einen Austausch oder eine Zusammenarbeit mit anderen Festivals und Veranstaltern, um bestimmte Künstlerinnen und Künstler „ranzukriegen“?

Diesen Austausch gibt es zum einen direkt über die Künstlervertretungen, die uns interessante Routings ihrer Bands vorschlagen. Das macht absolut Sinn, weil sie die Reisepläne der Gruppen am besten kennen, und wie man Spielorte sinnvoll verbinden kann. Zum anderen sprechen wir uns direkt mit anderen Festivals ab und möchten das auch in den nächsten Jahren noch intensivieren. In diesem Jahr konnten wir zum Beispiel das kombinierte Konzert von EBOW & BIA FERREIRA gemeinsam mit den Sommerperlen Darmstadt in unsere Spielpläne holen.

Über die erste eigene Runde und das aktuelle Programm

Gibt es einen Act dieses Jahr, den du dir persönlich gewünscht hast? Dürfen wir vielleicht sogar einen Fan-Moment von dir bei einem Konzert erwarten?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass wir die Band GRANDBROTHERS jetzt auch auf der Kulturarena-Bühne zeigen werden. Wir hatten die beiden Musiker bereits 2016 beim KLICK_Festival mit dabei und da konnte man sich während des Konzertes das Ganze ziemlich gut open-air vorstellen. Umrahmt im Idealfall von einer super Abendstimmung, wo auch die Projektionen ihre Wirkung entfalten können. GRANDBROTHERS sind jetzt nicht der erwartete persönliche Fan-Moment, aber ihre Musik höre ich auch gern zu Hause auf der Couch…

Einzelne herauszupicken, fällt immer schwer. Die Frage muss dennoch sein. Gibt es Acts im Programm, von denen du glaubst: Die sollte man unbedingt live gesehen haben, auch wenn sie vielleicht noch nicht in aller Munde sind?

In meiner neuen Rolle als „Mischende des Gesamtspielplans“ fällt es mir wirklich nicht leicht, einzelne Namen hervorzuheben. Deswegen sollte man diese kleine Auswahl wirklich als sehr persönliches Rauspicken verstehen.

Woche 1: unbedingt die Eröffnung mit SKILBECK & FLO MEGA, weil beide Bands wissen, was gute Laune in Verbindung mit Musik ist und danach noch 6 Wochen davon folgen.

Woche 2: BULGARIAN CARTRADER & ÃO, young international talents – sehr frisch!

Woche 3: LADY BLACKBIRD, einfach eine große Lady mit einer herausragenden Stimme.

Woche 4: ROBERT FINLEY & INA FORSMAN, fast 40 Jahre Altersunterschied und eine gemeinsame Mission – feinster Blues & Soul!

Woche 5: BABYLON CIRCUS, das ist einfach Kulturarena.

Woche 6: STUZZI, weil der musikalische Abschluss genauso ein Muss wie der Opener ist.

Und natürlich noch viele mehr.

Hat die Kulturarena über die vielen Jahre auch deinen eigenen Musikgeschmack geprägt?

Ich bin seit 1999 mit dem Festival verbunden und konnte dadurch meinen musikalischen Horizont enorm erweitern. Das hat natürlich auch meinen eigenen Geschmack geprägt. Ich komme ja aus der Crunch-Generation der 90er Jahre und höre jetzt von sparsamen Solo-Piano bis Funk-Punk so ziemlich vieles. Und ich würde auch behaupten, dass die Kulturarena den Musikgeschmack unserer langjährigen Gäste ebenso geprägt hat und man in vielen Jenaer Haushalten Erinnerungsstücke in Form von CDs/LPs finden wird.

Heige Faude (re.) und Kulturarena-Produktionsleiter Kristjan Schmitt (li.), außerdem 2 Helfer
JenaKultur | Heike Faude (re.) und Kulturarena-Produktionsleiter Kristjan Schmitt (li.)

Ausblick, Visionen und Wünsche

Wenn du an die Kulturarena der Zukunft denkst – was wünschst du dir für die nächsten Jahre?

Ich kann das ziemlich genau benennen: Ich wünsche mir, dass das Festival genauso existieren und sich entwickeln kann wie in den vielen Jahren davor. Und dass es immer Menschen vor, auf und hinter der Bühne gibt, die genau das mögen und möglich machen.

Das klingt nach einer schönen Fortschreibung der Geschichte des Festivals. Gibt es spannende Formate, Ideen oder Kooperationen, die du gerne einbinden würdest?

In diesem Jahr haben wir die Akustik-Reihe in neue Spielstätten wandern lassen und zeigen jeweils einen Abend gemeinsam mit dem MoMoLo e. V. und dem TRAFO e. V. in deren Domizilen. Daran würde ich gern anknüpfen und auch in den nächsten Festivalausgaben für besondere Formate den Theatervorplatz verlassen. Außerdem würden wir gern, wie auch schon erwähnt, den Austausch mit anderen Festivals noch ausbauen. Die spannenden Ideen kommen dann sprichwörtlich „im Machen“ und damit beginnen wir gerade erst wieder für den nächsten Sommer.

Zum Abschluss: Wenn du dir eine:n beliebige:n Künstler:in wünschen dürftest – egal ob realistisch, legendär oder utopisch – wer würde da auf deiner Traumbühne stehen?

Ein bisschen Geheimnis muss schon noch bleiben … Wir sehen uns im Sommer.

 

Informationen zum diesjährigen Programm der Kulturarena finden Sie hier.

Das Interview führte Anna Fuhlbrügge aus dem Arenateam.

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