Allgemein Denkmale & Kunst im öffentlichen Raum

Mitarbeiter:innen vorgestellt | Heute: Evelyn Halm, die Frau hinter den Denkmalen

Lobdeburg mit Wohnturm

Evelyn Halm gehört sozusagen zum Urgestein des Eigenbetriebs JenaKultur, denn sie ist von Anfang an dabei. Bereits am 1. Juni 2000 übernahm sie – zunächst als Elternzeitvertretung – im damaligen Kulturamt die Stelle, die sich mit der Verwaltung von Denkmalen und Kunstobjekten im öffentlichen Raum befasst und darüber hinaus zahlreiche künstlerische Projekte steuert, etwa den Botho-Graef-Kunstpreis der Stadt Jena, den es seit 1992 gibt und der unterdessen zum 11. Mal vergeben wurde.

Von Beginn an war Evelyn Halm – Diplomarchäologin und Kunsthistorikerin – eine Einzelkämpferin, und sie ist es bis heute. Dabei ist das Feld, das sie beackern muss, stetig größer und größer geworden. Unterdessen betreut sie über 400 Einzelobjekte, wie oben in unserem Titelbild die mittelalterliche Burgruine der Lobdeburg. Dazu zählen weitere Bau- und Bodendenkmale, plastische Denkmale, Gedenktafeln, Gedenksteine, Brunnenplastiken, Kriegerdenkmale, Plastiken und Installationen. Diese müssen dokumentiert, gewartet, repariert, restauriert, von Graffiti befreit und konserviert werden.

Keine leichte Aufgabe in Zeiten von wachsendem Vandalismus.

Evelyn Halm und eine der drei Moiren im „Paradies“; im Hintergrund sind auch Teile der „Adern von Jena“ zu sehen | © JenaKultur

Liebe Evelyn, zunächst herzlichen Glückwunsch zu einem Vierteljahrhundert Tätigkeit für die Stadt Jena. Wenn Du an die Anfänge zurückdenkst, was ist seither die für Dich herausragende Veränderung in Deinem Ressort? Oder gibt es die gar nicht?

Zunächst einmal habe ich damals bereits ein gut bestelltes Feld von meiner Vorgängerin Anne-Kathrin Kriegsmann vorgefunden. Es war ein absoluter Glücksfall für mich gewesen, diese überaus anspruchsvolle, abwechslungsreiche und bodenständige Aufgabe übernehmen zu können. Und daran hat sich bis dato auch nichts geändert. Ich bin immer noch dankbar für diesen tollen und erfüllenden Job.

Geändert hat sich seit damals allerdings vieles. Zum einen wächst die Anzahl der zu betreuenden Objekte und Projekte stetig. So waren es z. B. 2009 noch 260 Einzelobjekte. Jetzt sind es 409. Das ist schon eine Hausnummer. Als Einzelkämpferin ist man dann leider oft gezwungen, Prioritäten zu setzen. Das ist nicht immer einfach und frustriert manchmal. Und dabei meine ich nicht das zur Verfügung stehende Budget, sondern einfach meine personelle Ressource. Ein großes Problem stellt darüber hinaus der permanent zunehmende Vandalismus dar, der jährlich hohe Summen an Budget schluckt. Das war vor 25 Jahren noch ein marginaler Kostenpunkt.
Auch die wachsenden Regularien in der Verwaltung beeinflussen die Arbeit zunehmend und binden Ressourcen.

Du hast dieses umfangreiche Basisgeschäft mit den zahllosen Objekten im öffentlichen Raum. Dazu bist Du mit sehr vielen Bereichen in Stadt und Land, aber auch mit Dienstleistern und eben auch Künstler:innen vernetzt. Beschreib‘ doch bitte mal an ein, zwei Beispielen, was da so zu tun ist und mit wem Du Dich abstimmen musst.

Ja, es gibt tatsächlich sehr komplexe Abstimmungsstrukturen und viele Kooperationspartner, mit denen ich vernetzt bin. Das macht die Arbeit unglaublich spannend und interessant, da es einen immer wieder weit über den eigenen Tellerrand hinausschauen lässt, jeden Tag neue Erfahrungen beschert und man immer wieder neu dazu lernt.

So gibt es beispielsweise bezüglich der Sanierung von Baudenkmalen, wie etwa der Burgruine Lobdeburg, umfangreiche Abstimmungen mit dem Bauträger KIJ, der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde, da es sich ja um ein hochwertiges Denkmalobjekt handelt und darüber hinaus auch seit Beginn der Sanierungen Mitte der 1990er Jahre archäologisch gegraben wurde, eventuellen Fördermittelgeber:innen, verschiedenen Planungsbüros für die unterschiedlichen Bauabschnitte, Steinrestaurator:innen, Tragwerksplaner:innen und Fachbaufirmen sowie natürlich auch dem Förderverein der Lobdeburggemeinde 1912 e.V. Im Übrigen findet die Lobdeburg in diesem Jahr nach 30 Jahren Baustelle mit der Erschließung der Außenanlagen ihren Sanierungsabschluss und wird dann endlich für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar sein. Das ist schon ein echter Höhepunkt in meiner bisherigen Tätigkeit und macht mich sehr froh.

Bei der Neuerrichtung von Kunstobjekten im öffentlichen Raum gilt es, im Rahmen von Neugestaltungen öffentlicher Räume – oft mit Unterstützung von Städtebaufördermitteln – die der Realisierung der neuen Kunstwerke meist vorausgehenden künstlerischen Wettbewerbe durchzuführen und alles in Abstimmung mit den unterschiedlichen beteiligten Fachbereichen der Stadtverwaltung, wie dem Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt sowie den Eigenbetrieben KIJ und KSJ zu bringen. Dabei fungiere ich als Bindeglied zwischen den Bauträgern, den Genehmigungsbehörden, den ausführenden Baufirmen und natürlich den aus den künstlerischen Wettbewerben beauftragten Künstlern. Da JenaKultur in solchen Fällen auch finanziell mit einem Eigenanteil beteiligt ist, bin ich auch für die Budgetverwaltung zuständig.

Der Erlkönig
Der Erlkönig von Otto Späte von 1893 in Jena-Ost Richtung Kunitz | © JenaKultur, C. Häcker

Was ist in puncto Wettbewerb für neue Kunstwerke im öffentlichen Raum denn da gerade so in der Pipeline?

Im Moment läuft da leider gerade kein Wettbewerb, aber wenn alles klappt, werden wir im nächsten Jahr vielleicht einen Kunstwettbewerb zu einem neu entstehenden Kunstwerk im Hof des Romantikerhauses starten.

Alle drei Jahre bist Du für den nach Botho Graef benannten städtischen Kunstpreis verantwortlich. Gerade wurde er zum 11. Mal verliehen. Erzähl mal, was das Besondere am aktuellen Wettbewerb ist!

Der aktuelle Botho-Graef-Kunstpreis ist ein sehr spezielles und ausgesprochen anspruchsvolles Projekt. Es geht um ein multimediales Denkmal für das Universalgenie Erhard Weigel zu dessen 400. Geburtstag im Dezember 2025. Hierzu soll ein Fulldome Film entstehen, also eine digitale Ganzkuppelprojektion im Jenaer Planetarium. Das ist ein völlig neues künstlerisches Format, was wir so noch nie gemacht haben. Ich bin sehr aufgeregt, ob das Experiment uns gelingen wird.

Bis hierhin wird schon jeder denken: Was für ein umfangreiches Feld. Aber das ist ja noch längst nicht alles. Was verantwortest Du noch?

Ich organisiere z. B. den alle 2 Jahre im Volksbad stattfindenden Jenaer Kunstmarkt, auf welchem sich Künstler:innen aus Jena und Umgebung einem interessierten Publikum präsentieren und auch ihre Arbeiten verkaufen sowie darüber hinaus wichtige Netzwerke untereinander knüpfen können. Der Kunstmarkt ist eine hundertprozentige Förderung der Stadt Jena für ihre hier lebenden und arbeitenden Künstler:innen, d. h. die Teilnehmer:innen müssen keine Stand- oder sonstigen Gebühren bezahlen. Wir übernehmen alle anfallenden Kosten für z. B. Werbung, Ausstattung und kulturelles Rahmenprogramm. Das gibt es weit und breit sonst nirgends. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass das auch so bleibt, da ich es für sehr wichtig halte.

Natürlich bin ich auch Ansprechpartnerin für besondere denkmal- und kunstrelevanten Veranstaltungen wie den jährlich stattfindenen Tag des offenen Denkmals oder die Lange Nacht der Museen, wo ich auch immer gern selbst an einem Denkmalobjekt stehe und inhaltliche Auskünfte gebe bzw. Führungen anbiete. Ich kümmere mich auch um die Sonderöffnungen des Stadtmauerensembles mit Johannistor und Pulverturm zum Jenaer Weihnachtsmarkt oder vertrete JenaKultur als Kooperationspartner im sogenannten Expertengremium des interdisziplinären Kulturprojektes der „Adern von Jena“.

Man hört aus allem, was Du sagst, heraus, dass da immer Herzblut dabei ist. Was empfindest Du als besonders reizvoll an Deinem Aufgabengebiet?

Es ist so unglaublich vielfältig, anspruchsvoll und dabei immer bodenständig. Ich hätte in der Wendezeit die Chance gehabt, an der Universität Jena zu bleiben, wo ich studiert habe, und eventuell eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Ich habe aber dann doch ein Angebot der Stadt Jena angenommen und zunächst mehrere Jahre im Stadtmuseum Jena gearbeitet, wo ich wertvolle Erfahrungen in einem tollen Team sammeln konnte, bevor ich am 1. Juni 2000 beim Kulturamt Jena die Elternvertretung für Anne-Kathrin Kriegsmann übernommen habe und durch einen glücklichen Umstand auch dort bleiben konnte. Ich habe es nie bereut und würde das immer wieder so machen.

Wenn Du Dir etwas wünschen könntest, was wäre das?

Wenn ich an die Gründungszeit von JenaKultur denke, war das so eine unheimlich motivierende Aufbruchsatmosphäre, die von einem tollen Gemeinschaftsgefühl und neuen Projektmöglichkeiten geprägt war, die eine breite Öffentlichkeit erreicht haben. Dieses WIR-Gefühl und die positive, kreative Atmosphäre vermisse ich heute etwas.

Darüber hinaus würde ich mir eine verstärkte Akzeptanz und einen respektvolleren Umgang mit Denkmal- und Kunstobjekten im städtischen Raum wünschen. Wir haben in unserer Stadt so ein tolles kulturelles Erbe mit bedeutenden Denkmalobjekten, wie z. B. dem Ernst-Abbe-Denkmal oder dem Burschenschaftsdenkmal. Der Umgang damit ist jedoch oft katastrophal. Da blutet mir das Herz.

Der Löwenbrunnen am Breiten Stein
Der Löwenbrunnen am Breiten Stein in Jena | ©JenaKultur, C. Häcker

Liebe Evelyn, danke für Deine interessanten Ausführungen. Wir wünschen Dir weiterhin Kraft, Durchhaltevermögen, aber auch Freude an und mit Deiner so wichtigen komplexen Aufgabe. Wir schätzen an Dir Deine Besonnenheit und Freundlichkeit. Und wir wissen, dass das auch Dein Standing in Jena ausmacht. Denn selbst, wenn Du lieber immer in der zweiten Reihe stehst, eher selbstlos anderen den Weg oder gar ein Podium bereitest und hinter sie zurücktrittst: Du bist ganz gewiss für sehr viele Jenaer:innen und Jenenser:innen kein Nobody. Bleib, wie Du bist.

Und Sie, liebe Leser:innen. Haben Sie Fragen an Evelyn Halm? Was wollten Sie schon immer mal wissen oder loswerden? Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

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