Allgemein JenaKultur (übergreifend)

Mitarbeiter:innen vorgestellt | Heute: Ulrike Rabia-Blietz aus dem Veranstaltungsbereich

Ulrike Rabia-Blietz aus dem Veranstaltungsbereich von JenaKultur

Wir stellen in unserem Blog ja immer mal wieder Mitarbeiter:innen vor. Das hat zwei Aspekte. Zum einen geht es uns darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie viele verschiedene Berufe man unter dem Dach von JenaKultur findet, was also zum Gelingen von Kulturarbeit alles notwendig ist, wieviel hinter den Kulissen passiert. Zum anderen verbinden sich mit diesen Beiträgen Wertschätzung für die vielen „Kümmer:innen“ in unseren Reihen, auch die, die man als Gast oder Kund:in oder Besucher:in gar nicht sieht, die dennoch unerlässlich sind, um das Rad am Laufen zu halten.

Beide Aspekte treffen sich mustergültig in unserem heutigen Porträt. Denn mit ziemlicher Sicherheit kennen Sie die genauen Aufgaben von Ulrike Rabia-Blietz im Veranstaltungsbereich von JenaKultur nicht. Wenn Sie dennoch ihren Namen kennen, dann deshalb, weil sie eine unserer „Kümmer:innen“ par excellence ist. Ihr Einstieg bei JenaKultur war 2020 im Sekretariat der Werkleitung.

„Es ist soooo viel mehr als der Frühlingsmarkt, das Altstadtfest und die KulturArena

Ulrike, Du kamst aus dem Uniklinikum und wolltest Kultur erleben, mitgestalten und dann kam Corona. Erzähl mal, wie das für Dich war? Warst Du sehr enttäuscht?

Nach 20 Jahren Universitätsklinikum war ich zuallererst sehr aufgeregt und gespannt, was mich erwarten wird, wie sich ein neuer Arbeitsweg, neue Kolleg:innen, völlig neue Aufgaben anfühlen und ob ich dem überhaupt gewachsen bin. Ich wusste ja bereits seit 6 Monaten, dass ich die Arbeitsstelle wechseln würde. Die Kündigungsfrist an der Universität hat mir lange Zeit gelassen, an meiner Entscheidung, noch einmal etwas ganz anderes zu machen, zu zweifeln. Während dieser Zeit habe ich versucht, mich so viel wie möglich über die Kultur in Jena zu informieren. Im Januar 2020 war es dann endlich soweit. Es war irre. Ich hatte das Gefühl, aus einer Parallelwelt zu kommen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was diese Stadt ihren Bürger:innen für vielfältige Angebote ermöglicht. Es ist soooo viel mehr als der Frühlingsmarkt, das Altstadtfest und die KulturArena.

Ich weiß, das klingt wie eine Reklame, aber ich habe es wirklich so empfunden. Nun saß ich also im Vorzimmer von Herrn Jonas Zipf. Das, was ich im Netz über ihn lesen konnte und auch das Vorstellungsgespräch fand ich sehr sympathisch, ich habe mich gefreut, für und auch mit ihm zu arbeiten. Es war holprig, im Januar wurde ich eingearbeitet, und ich habe zugegebenermaßen meine alten Kolleg:innen und mein selbstständiges Arbeiten am UKJ sehr vermisst. Wo ich mich vorher im Alltag sattelfest gefühlt habe, musste ich hier nun wieder sehr viel nachschlagen. Es war eine große Umstellung von sozusagen „Leben und Tod“ in der Klinik zu „Am Donnerstag ist eine Lesung“.

Ich hatte das Gefühl, mein Arbeiten hat für die Gesellschaft überhaupt keine Bewandtnis.

Ja, im März kam dann die Pandemie. Für mich persönlich muss ich sagen, Gott sei Dank, so verrückt das klingt. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Viele Dinge mussten geklärt, Krisenstäbe gebildet, Allgemeinverfügungen gelernt werden, Kolleg:innen waren in Quarantäne usw. usf. Es herrschte Ausnahmezustand, und die Stadtverwaltung hat ganz schnell eine Hotline eingerichtet. Und bei all diesen Dingen war ich mittendrin. Jonas Zipf und Philipp Schaeffler haben das Ukulele-Projekt ins Leben gerufen. Ja, jetzt könnte man auch sagen „Typisch, als gäbe es nichts Wichtigeres“. Aber es haben so viele Menschen bei mir angerufen und sich für dieses Mitmach-Projekt eintragen lassen, man hatte das Gefühl, die Stadt steht wirklich zusammen. (Bis auf die wenigen Anrufer:innen, die uns an der Hotline gepetzt haben, dass die Nachbarskinder draußen spielen…)

Das war der erste Pandemie-Monat, aber es sollten noch so viele folgen. Es lief einfach gar nichts. Die Kolleg:innen waren alle ziemlich down; ich meine, das ist so, als wenn Du einem Arzt die Patienten:innen wegnimmst, um den Bogen zum Universitätsklinikum wieder zu spannen. Es hat sich ewig hingezogen, viele Kolleg:innen sind ins Homeoffice, ein weiteres Kennenlernen war somit schwierig: Ach, es war wirklich blöd.

Dann war die Pandemie endlich vorbei. Jetzt konntest Du durchstarten. Was lag alles auf Deinem Tisch?

Erstmal hat man die üblichen Sekretariats-Aufgaben, Post, Handkasse, Rechnungen bearbeiten, Termine für die Werkleitung vereinbaren (was an dieser Stelle bei JenaKultur wirklich die allergrößte Herausforderung ist). Kurz: ich sollte und wollte möglichst alles tun, damit es Allen gut geht: Büromaterial besorgen – Sind die Wasserkästen in den Besprechungsräumen aufgefüllt? – Ist genügend Kaffee da? – Ist die Küche in Ordnung usw. usf.? – Eben das, was eine Assistentin der Werkleitung so macht.

Aber da war auch das bundesweite NSU-Gedenkprojekt „Kein Schlussstrich!“ unter der Leitung von Jonas Zipf, dieses wurde während der Pandemie vorbereitet und durchgeführt. Da war meine Unterstützung gefragt.

Viel Spaß gemacht hat es mir auch immer, bei den Sitzungen des Werk- und Kulturausschusses zu protokollieren, zu wissen, was in der Stadt so hinter den Kulissen läuft, eben typisch Sekretärin 😉

Schließlich kam der Weggang von Jonas Zipf. Du hast ihn und alle seine Angelegenheiten im wirklichen Wortsinn gemanagt, obwohl Du selber daheim eine kleines Familienunternehmen (so hieß das mal treffend in einem Werbespot) leitest. Hat Dich seine Entscheidung persönlich getroffen oder wieso hast Du auf eigenen Wunsch das Chefsekretariat schließlich verlassen? Uns schien Dir diese Rolle auf den Leib geschrieben.

Ihn und all seine Angelegenheiten zu managen, ist der Job einer Assistentin, so verstehe ich das jedenfalls. Es ist mir nicht schwergefallen, es war in Ordnung. Er war dann nochmal in Elternzeit, und im Nachhinein betrachtet, hatten wir nicht viel Gelegenheit, im „Normalzustand“ zusammen zu arbeiten, irgendwas war immer. Der „reine“ Sekretariatsjob war mir irgendwie auch ein bisschen langweilig, ich wollte ja noch etwas dazulernen. Das NSU-Projekt war abgeschlossen, und es stand auch noch nichts Neues auf der Agenda – wie auch? Wir waren ja mit Pandemie beschäftigt.

Ich war nun schon zwei volle Jahre da und konnte mir einen guten Überblick verschaffen, was es für Fachbereiche und damit einhergehende Aufgaben bei JenaKultur gibt, ich wollte näher dran sein und mehr das Gefühl haben, tatsächlich mitgestalten zu können.

Zudem hatte sich mir auch die Möglichkeit geboten, wieder zurück in den medizinischen Bereich zu gehen, was ich wirklich ernsthaft überlegt habe. Daher habe ich schon mit Jonas Zipf und auch mit unserer Personalerin Yvonne Abraham über meine persönliche Veränderungsmöglichkeiten gesprochen. Letztere hat mich übrigens immer darin unterstützt, mich auch bei JenaKultur weiter zu entwickeln. Dann ging alles ganz schnell, Jonas Zipf war plötzlich weg, und ich spürte irgendwie, dass sich Einiges bei JenaKultur ändern wird: ich wollte mitgestalten, aber nun nicht unbedingt mehr im Sekretariat der Werkleitung.

Nun bist Du also „die gute Seele“ des Veranstaltungsbereiches. Was sind dort genau Deine Aufgaben?

Termine vereinbaren, Büromaterial 😉 Nein, jetzt lerne ich die Bürokratie, besser: alle Verwaltungsnotwendigkeiten, noch einmal genauer kennen. Ich begleite Vergabeverfahren, was ich sehr spannend finde. Ich bearbeite sämtliche Rechnungen, die den Veranstaltungsbereich betreffen. Da fällt alles Mögliche an, Rechnungen für Hygieneartikel in unseren Häusern, für den Security-Service, für Sitztribünen bis hin zu Gagen von Bands. Ich erstelle auch Ausgangsrechnungen für die Einmietungen in unseren Häusern, manchmal auch für Tickets. Ich bin eine Art Vorstufe der Buchhaltung, vielleicht kann man das so sagen. Zudem bin ich, gemeinsam mit unserem Einrichtungsleiter Daniel Illing, dafür zuständig, die Wirtschaftspläne für unseren gesamten Bereich zu erstellen, gegenüber der Werkleitung zu verteidigen und dann das Budget zu überwachen. Auch in die Auswahl und Betreuung der Freiwilligen im Kulturbereich bin ich involviert.

Machen Dir diese Aufgaben Spaß? Kannst Du durch sie und über sie JenaKultur mitgestalten? Wie schätzt Du Deine Möglichkeiten, aber auch Grenzen an der jetzigen Stelle ein?

Puh, das ist eine gute Frage. Eigentlich hatte ich noch gar keine Zeit, mich mal reinzufühlen, was ich als gutes Zeichen werte, jedenfalls ist es nicht langweilig. Im Moment (ich mache das jetzt seit Februar ausschließlich) habe ich manchmal das Gefühl, der Stelle noch nicht ganz gerecht zu werden. Ich habe noch sehr oft das Gefühl, keine Ahnung von irgendwas zu haben. Das Rechnungsthema habe ich ganz gut im Griff, aber die Wirtschaftspläne verstehe ich noch nicht restlos – zumindest ist das mein Eindruck. Auch alle Ausschreibungen und Vergabeverfahren im Blick zu behalten, fällt mir noch sehr schwer. Daniel Illing ist geduldig mit mir, aber die Stelle ist für zwei Jahre befristet. Ich hoffe, ich kann mich bewähren.

Du bist jemand, der Arbeit sieht, sie erledigt, ohne viel zu fragen, jemand, der sich einfach gern nützlich macht, der dabei versucht, es anderen angenehm zu machen, sie zu umsorgen. Fehlt Dir diese Komponente nun nicht ein bisschen? Denn Du bist ja nunmehr jemand, der eher im Verborgenen von JenaKultur blüht, der mit Excel-Tabellen und Zahlen herumhantieren muss anstatt mit Menschen. Liegt Dir das?

Vielen Dank für die Blumen! Es fühlt sich gut an, ich gehe sehr gern ins Büro, ich mag die Leute da, aber ich bin auch immer gern gegangen, als ich noch im Chefsekretariat gearbeitet habe, das war nicht das Problem. Dadurch, dass ich auch noch ab und zu Vertretung im Sekretariat mache, bin ich nicht komplett abgeschnitten von den dortigen Prozessen, das finde ich gut. Und zu bemuddeln, gibt es in unserem kleinen Bereich übrigens auch genügend.

„Mich begeistert am meisten die Kreativität der Kolleg:innen“

Wo siehst Du Dich in 10 Jahren? Wo siehst Du den Eigenbetrieb JenaKultur in zehn Jahren? Was findest Du an ihm toll, was unbedingt verbesserungswürdig?

Wo sehe ich mich in 10 Jahren? Da werde ich 57 Jahre, also wünsche ich mir zuallererst, dass ich und meine Lieben gesund sind, das genügt mir. Vielleicht bin ich dann schon Oma, das würde mich freuen. Ich würde mir auch wünschen, dass ich noch genauso gern auf Arbeit gehe, dass ich das Gefühl habe, ein nützliches Teil des großen Ganzen zu sein, tolle Ideen mit zu entwickeln und bei der Umsetzung zu unterstützen. Sicher werde ich die ein oder andere Weiterbildung absolviert haben.

Für den Eigenbetrieb würde ich mir wünschen, dass er als solcher bestehen bleibt und nicht in irgendein Dezernat inkludiert oder umgewandelt wird.

Was finde ich toll: mich begeistert am meisten die Kreativität der Kolleg:innen. Ich bin ganz oft geflasht, was alles so möglich ist, wenn man sich engagiert.

Was würde ich verbessern: ich würde zweimal im Jahr ein eigenes JenaKultur-Mitarbeiter-Event planen.[1] Wenn sich alle mal wieder gesehen und etwas Zeit miteinander verbracht haben, spürt man das immer sofort in der Zusammenarbeit. Es ist einfach leichter, miteinander umzugehen, auch problematische Dinge lassen sich einfacher klären, vor allem einrichtungsübergreifend. Das muss auch nicht immer alles kostenlos und Arbeitszeit sein. Ich denke, dass es im gesamten Eigenbetrieb einige Kolleg:innen gibt, die trotzdem kommen würden.

Liebe Ulrike, wir sind froh, dass Du vor ein paar Jahren so einen scharfen Schnitt gemacht hast und zu uns gekommen bist. Du bringst neben all Deinem Engagement so viel Wärme in den Alltag. Das schätzen wir sehr und hoffen, dass es Dir bei uns nicht langweilig wird.

Ich fühle mich bei euch mittlerweile auch sehr angekommen!

Liebe Leser:innen, sagen oder schreiben Sie uns, was Sie gern noch über die Mitarbeiter:innen von JenaKultur wissen möchten. Und außerdem wünschen wir Ihnen so eine tolle Belegschaft wie die unsere!!!


[1] Bisher gibt es nur ein Gesamt-JenaKultur-Mitarbeiterfest im Jahr, entweder im Sommer oder in der Weihnachtszeit – Anmerkung der Redaktion!

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