Zeichnung von Caroline Schlegel

Am 2. September 2023 wird bei einer feierlichen Preisverleihung der Caroline-Schlegel-Preis der Stadt Jena verliehen. Von einer fachkundigen Jury gekürt werden Essays, die mit stilistischer Vortrefflichkeit und inhaltlicher Originalität überzeugen. Doch wer war eigentlich Caroline Schlegel und warum wird ein Literaturpreis nach ihr benannt?

Der Name „Schlegel“ lässt insbesondere die kulturinteressierten Jenaer Bürger:innen aufhorchen,  denn die Thüringische Stadt beherbergte in der Vergangenheit eine beachtliche Anzahl von Personen, die diesen Nachnamen trugen. Unter ihnen die faszinierende Caroline Schlegel. Geboren als Tochter eines Göttinger Professors, führte sie ein spannungsreiches Leben. Unentwegt nach Freiheit und Individualität strebend, verzeichnete Carolines Lebensweg Stationen in Clausthal, Mainz und der Festung Königstein, bis sie an der Seite des Philologen August Wilhelm Schlegel nach Jena kam. Mit der Ankunft der Eheleute in der Stadt an der Saale begannen die großen Jahre der Jenaer Frühromantik, die im November 1799 ihren Höhepunkt fanden.

Madame Luzifer oder lebhafte Salondame?

Carolines reger Verstand, ihr poetischer Geist, ihr Witz und ihre weibliche Ausstrahlung machten sie zu einem substanziellen Mitglied des Frühromantikerkreises. Als kritische Ratgeberin war sie interessiert und diskutierte scharfzüngig mit namenhaften Persönlichkeiten ihrer Zeit, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Letzterer verlieh der lebhaften Caroline, schwankend zwischen Missbilligung und heimlicher Bewunderung, den Spitznamen „Madame Luzifer“. Doch Caroline war nicht nur eine vehemente Diskutantin. Als geselliger Mittelpunkt eines geistigen Zirkel hatte sie zudem substanziellen Anteil an der Gedankenwelt der Frühromantiker, deren Werke sie kritisierte, korrigierte und rezensierte. Bezeugt werden Carolines Jenaer Erlebnisse, ihre Wünsche und Sehnsüchte durch ihre umfangreiche Briefkorrespondenz. Diese Briefe scheinen Ausdruck ihres Wesens zu sein, vermitteln sie doch einen unverstellten Eindruck ihrer einzigartigen Persönlichkeit.

Literaturpreis der Stadt Jena

Kaum verwunderlich erscheint nach der Skizzierung ihres Wesens, dass ein von der Stadt Jena ausgelobter Literaturpreis die Frühromantikerin als Namenspatronin gewählt hat. Erstmals nach der Wiedereröffnung des Romantikerhauses im Jahr 2000 verliehen, wird der Caroline-Schlegel-Preis im kommenden September bereits zum neunten Mal ausgelobt. In Anlehnung an das Wirken seiner Namenspatronin würdigt der Preis essayistische Texte, die sich durch stilistische Exzellenz, Sprachgewandtheit und eine intellektuelle Durchdringung des gewählten Themas auszeichnen. Der Preis eröffnet, ohne eine Beschränkung der Teilnehmendenzahl oder thematische Vorgaben, Bewerber:innen aller Altersgruppen und Berufsstände die Möglichkeit zur Teilhabe. Da der Caroline-Schlegel-Preis einen Haupt- und einen Förderpreis umfasst, eröffnet er gerade für aufstrebende Autor:innen, die am Anfang ihrer schriftstellerischen Karriere stehen, eine attraktive Gelegenheit, ihre Texte zu präsentieren und sich literarisch weiterzuentwickeln. Neben der öffentlichen und publizistischen Aufmerksamkeit, die der Gewinnertext erhält, hat der Caroline-Schlegel-Preis zudem einen finanziellen Anreiz. Großzügig finanziert von einer anonymen Spenderin ist der Hauptpreis mit 5.000 Euro, der Förderpreis mit 2.500 Euro dotiert.

Die Wahl des Gewinnertextes

Die Entscheidung über die Vergabe von Haupt- und Förderpreis obliegt einer fachkundigen Jury, die vom Romantikerhaus gestellt wird. In diesem Jahr fungiert als Jurymitglied zum einen PD Dr. Sandra Kerschbaumer, Literaturwissenschaftlerin am Jenaer Institut für Germanistische Literaturwissenschaft. Bereits zum zweiten Mal ist sie in der Jury vertreten. Ferner obliegt Dr. Hannes Höfer, Literaturwissenschaftler und Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft Weimar, die Entscheidung über die Vergabe des Preises. Der Berliner Schriftsteller Manuel Niedermeier vervollständigt die dreiköpfige Jury. Sie haben die schwierige Aufgabe, aus den eingesendeten Beiträgen die überzeugendsten Essays auszuwählen.

Bisher gelang es der Jury in jedem Fall, erfolgsversprechende Gewinnertexte zu erwählen. So verzeichnet die Riege der bislang gekürten Essayist:innen auch einige namenhafte Persönlichkeiten. Als der Preis erstmalig verliehen wurde, überzeugte etwa die Bestsellerautorin Juli Zeh. Bei der jüngsten Verleihung im September 2020 wurde die iranisch-deutsche Schriftstellerin Asal Dardan als Gewinnerin ausgelobt. Für ihren Essay „Neue Jahre“ erhielt sie den Hauptpreis.

Auch in diesem Jahr verzeichnet der Preis eine beachtliche Resonanz bei Essayist:innen. Seit der Ankündigung des Preisausschreibens erreicht das Romantikerhaus ein unablässiger Zustrom von Einsendungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus Griechenland. Mehrere Ordner sind bereits mit über 200 spannenden Essays gefüllt. Das Team des Romantikerhauses, die Stadt Jena und auch die Autor:innen blicken nun erwartungsvoll auf die Preisverleihung am 2. September 2023, bei der sich offenbaren wird, welche Gewinnertexte von der Jury ausgewählt wurden.

Wir danken unserer Gastautorin Paulina Ebmeier, Mitarbeiterin der Friedrich-Schiller-Universität Jena, für diesen interessanten Einblick in das Leben von Caroline Schlegel und für die Hintergründe zur Verleihung des nach ihr benannten Literaturpreises. Wir wünschen allen Teilnehmer:innen viel Glück!

Sind Sie auch gespannt auf den Gewinnertext, liebe Leserinnen und Leser? Wussten Sie eigentlich, dass dieser prestigeträchtige Preis von der Stadt Jena regelmäßig vergeben wird? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!

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