Denkmale & Kunst im öffentlichen Raum

Neuer Helm am Blinkerdenkmal nimmt Gestalt an

Blinkerdenkmal in Jena

Das Blinkerdenkmal auf dem Landgrafenberg erhält noch in diesem Frühjahr einen neuen oberen Denkmalabschluss. Das Kriegerdenkmal wurde zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Blinker nach einem Entwurf der Architekten Schreiter & Schlag errichtet und am 29. Mai 1921 eingeweiht.

Die so genannten „Blinker“ hatten im Krieg die Aufgabe, militärische Nachrichten per Blinkzeichen weiterzuleiten. Bis 1916 wurden Signalgeräte mit künstlicher Flamme und Morseblende verwendet, erst danach kamen elektrische Geräte zum Einsatz. 1915 gründete sich die Königlich Preußische Signal-Ersatz-Abteilung in Jena. Der Standort schien wie geschaffen dafür zu sein, war die Firma Carl Zeiss doch einer der führenden Hersteller von Signalgeräten zu dieser Zeit. Die Carl-Zeiss-Stiftung stellte der neuen Einheit im Herbst 1915 das Volkshaus Jena als „Kaserne“ zur Verfügung. Hier wurden übrigens als einzige Schulungsstätte Blinksignal-Trupps im kaiserlichen-deutschen Heer ausgebildet.

Die Initiative zur Errichtung des Denkmals ging vom Bund ehemaliger Blinker aus, die auch die Kosten für das Denkmal aufbrachten. Die Baufläche unterhalb des Napoleonsteins stiftete die Stadt Jena. Der Landgrafen diente den Blinkern während des Ersten Weltkrieges als Übungsfeld. Interessant zu wissen ist vielleicht, dass einer der beiden Architekten, Johannes Schreiter, im Ersten Weltkrieg selbst als Blinker im Einsatz gewesen und erster Vorsitzender der Jenaer Ortsgruppe des Bundes ehemaliger Blinker geworden war.

Postkarte zum Blinkerdenkmal mit historischer Fotoaufnahme aus dem Jahr 1922
Postkarte aus dem Jahr 1922 | ©Stadtmuseum Jena

Die martialisch anmutende Denkmalanlage besteht aus einem wuchtigen Gedenkstein und einer als Sitzbank ausgeführten, halbkreisförmigen niedrigen Umfassungsmauer. Sie wird von einer dreistufigen Treppenanlage links und rechts des Monumentes gesäumt. Der aus Kalksteinquadern gemauerte Gedenkstein weist die Form eines Kubus auf und ist mit je einem Eisernen Kreuz an allen vier Seiten des Monumentes plastisch gestaltet. An den Ecken jeder Seite fanden sich jeweils drei Lorbeerblätter. Als oberer kuppelartiger Abschluss des Gedenksteines wurde ein Stahlhelm steinmetzmäßig nachgebildet. Ursprünglich befanden sich zwei Inschriften auf dem Stein:

Auf dem Kreuz in Vorderansicht in großen Lettern „1914 UNSEREN HELDEN 1918“, darunter auf dem sockelartigen Podest „DIE DEUTSCHEN BLINKER“. 

Die Inschriften auf Kreuz und Podest sowie der steinmetzmäßige Bauschmuck wurden 1946 im Zuge einer „Entmilitarisierung“ getilgt, der obere kuppelartige Abschluss des Gedenksteins in Form eines Stahlhelmes abgearbeitet, so dass lediglich der gewölbte konsolenartige Unterbau des Helms blieb.

Das Denkmal befand sich lange Zeit in einem verwahrlosten Zustand. Eine Identifizierung bzw. Einordnung in die historischen Zusammenhänge seiner Entstehung war für Wanderer und Passanten nicht möglich. 2009 erfolgte unter der Prämisse der Erhaltung der derzeitigen äußeren „entmilitarisierten“ Gestaltung eine grundlegenden Sanierung und Instandsetzung durch JenaKultur. Die Wiederherstellung der Inschrift „Die deutschen Blinker“ in schlichter, zurückhaltender Form erlaubte fortan eine inhaltliche Zuordnung. Darüber hinaus wurde eine erklärende Infotafel aufgestellt, die dem Betrachter zusätzliche Informationen zum Inhalt und zur Entstehung des Kriegerdenkmals bietet.

Auf Antrag der Reservistenkameradschaft Jena, die seit nunmehr 12 Jahren die Patenschaft über das 2009 sanierte Denkmal übernommen hat, beschloss der Kulturausschuss der Stadt nach langen und heftigen Diskussionen 2018, das Blinkerdenkmal baulich um den Schriftzug „1914 DEN GEFALLENEN 1918“ und einem neu zu gestaltenden Stahlhelm mit dem L Blink 17 als Aufsatz zu ergänzen und mit einer neu zu erarbeitenden Informationstafel in seiner Versehrtheit und Geschichtlichkeit neu zu kennzeichnen. JenaKultur schrieb daraufhin die künstlerisch-steinmetzmäßigen Leistungen zur Neugestaltung des Stahlhelms mit Signallampe und Inschrift aus. Den Zuschlag erhielt Steinmetzmeister Holger Schöne aus Tümpling bei Camburg, der auch schon die Sanierung 2009 vornahm.

Der neue Abschluss des Denkmals entsteht | ©Steinmetzbetrieb H. Schöne

In seiner Werkstatt nimmt der neue Signalhelm inzwischen langsam Formen an, der immerhin ein beträchtliches Maß von 1,20 x 1 Meter bei einer Höhe von ca. 70 cm aufweist. Helm und Inschrift sowie auch die neue Anschauungstafel, die ausführliche Informationen zur Geschichte der Blinksignal-Trupps in der kaiserlichen Armee, des Blinkerdenkmals auf dem Landgrafen und des öffentlichen Umgangs mit dem Denkmal nach 1945 in Text und Abbildungen präsentieren wird, sollen bis zum 29. Mai 2021 fertig sein. Dann jährt sich die Einweihung des Denkmals zum 100. Mal.

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