Ein Dokumentarfilm über die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei Jena
Als im Jahr 2019 die ersten Umzugswagen vor dem historischen Volkshaus standen und das Team der Ernst-Abbe-Bücherei Jena (EAB) die ersten Kisten für den Umzug in das Zwischenquartier in der alten Augenklinik packte, kam die Jenaer Künstlerin Eva Schimek auf die Idee, diesen Prozess, der weder Mitarbeiter:innen noch Nutzer:innen unberührt ließ, festzuhalten. Sie fand die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei von ihren historischen Anfängen, welche durch Personen wie Eduard Rosenthal und natürlich Ernst Abbe selbst angestoßen wurden, und durch ihre große Verbundenheit mit dem Volkshaus Jena, bis hin zur heutigen Übergangssituation in der ehemaligen Augenklinik für außergewöhnlich spannend.
Sie beschloss, die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei und die in dieser Zeit vollzogenen Umbrüche als einen Teil der Stadtgeschichte Jenas in einer Dokumentation für die Nachwelt festzuhalten. So entstand über zwei Jahre lang der Film „Von der historischen Lesehalle zur modernen Bücherei: Die Ernst-Abbe-Bücherei Jena“. Dass die Arbeit an diesem Film überhaupt möglich war, ist der Förderung durch den Carl Zeiss Förderfonds, die Alternative54 e. V., die WG Carl Zeiss, Jenawohnen, die Thüringer Kulturstiftung sowie durch Lottomittel des Landes Thüringen und vor allem auch den vielen Spenden von Privatpersonen zu verdanken.
Der Film beginnt mit der Gründung der Lesehalle im Jahr 1896 im Wiegandschen Haus am Löbdergraben. Er handelt vom Wandel, den die Bibliothek im Laufe der Zeit vollzogen hat und um die Brüche, denen sie in dieser Zeit unterworfen war. Der Fokus liegt dabei allerdings auf den letzten dreißig Jahren. Mit Hilfe von Zeitzeug:innen-Interviews wird die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei lebendig. Erstaunen ruft der Film bei manch einem hervor, wenn Frank Möller, Autor der Biografie über Joseph Caspar Witsch, den Gründer des gleichnamigen Verlags, über dessen bedeutende Rolle in der Geschichte der EAB berichtet. Gänsehaut bekommt man als Zuschauer, wenn man die Bilder des zerstörten Volkshauses nach dem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg sieht. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz: Seien es Berichte über inszenierte Wasserrohrbrüche im Volkshaus oder ein Auszug aus einem Brief von Eduard Rosenthal an Ernst Haeckel, in dem er auf sehr charmante Art um Spenden für die Bücherei bittet.
Der Film informiert nicht nur darüber, wie der Entschluss zur Errichtung einer Lesehalle gefasst wurde und wie aus dieser Lesehalle durch eine sehr wechselvolle Geschichte letztlich die Ernst-Abbe-Bücherei wurde. Er ermöglicht es auch, in vielen Jahren noch einen genaueren Einblick in die Herausforderungen zu erhalten, die es gerade nach der politischen Wende 1989 gab.
Die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei ist zweifellos ein Stück Jenaer Stadtgeschichte. 117 Jahre war sie im Volkshaus verankert. Mit ihrem Auszug ging eine Ära zu Ende. Der Film endet mit beeindruckenden Bildern des Neubaus und zeigt damit, dass mit dem neuen Haus am Engelplatz eine moderne, zukunftsorientierte Bibliothek entsteht, ein lebendiger Ort, wo Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen willkommen sind und Raum zur Kommunikation, Raum zum Lernen und Arbeiten, Raum für Kreativität finden.
Im Juni 2022 hatte der Film im Volksbad Jena Premiere. Seither war er zweimal im Kino zu sehen. Eine vierte Aufführung wird es am 8. Februar 2023 im Hörsaal der Ernst-Abbe-Bücherei (Stadtmitte) geben, bevor Ausschnitte des Films in einer Dauerausstellung im Neubau der EAB am Engelplatz zu sehen sein werden.
Haben Sie den Film bereits gesehen? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Ernst-Abbe-Bücherei Jena und was wünschen Sie sich für deren Zukunft? Wir freuen uns wie immer über den Austausch mit Ihnen!