Zuletzt haben wir im Juli 2024 zum Thema „Politische Bildung an der Volkshochschule und der Villa Rosenthal Jena” berichtet, dass aufgrund der kontinuierlichen Weiterentwicklung – verbunden mit dem Wunsch nach einer grundsätzlich stärkeren Anbindung des Stipendienprogramms an städtische Themen und Akteur:innen – für das Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendium im Bereich Bildende Kunst eine Neuausrichtung angestrebt wird.
Wir möchten nun an dieser Stelle allen Leser:innen einen tieferen Einblick in die bisherige Weiterentwicklung geben.
Die Anfänge
Ausgehend von Impulsen aus dem Arbeitskreis „Runder Tisch für Demokratie“ und im Ergebnis mehrerer Gespräche lag Anfang Juni 2023 ein erster Ideenentwurf von Prof. Dr. Diana Düring (Ernst-Abbe-Hochschule Jena) zu einem möglichen Auftrag für ein Stipendium vor. Im Rahmen mehrerer Arbeitstreffen wurden daher gemeinsam mit Michael Ebenau und Olaf Skujat (Stellvertreter des Runden Tisches für Demokratie), Prof. Dr. Diana Düring (Ernst Abbe Hochschule), Werkleiterin Friedrun Vollmer (JenaKultur) sowie Produktionsleiterin Ivette Löwer (Villa Rosenthal Jena) die notwendigen neuen Richtlinien in Vorbereitung der Ausschreibung sowie Vergabe schrittweise erarbeitet. Diese beinhalteten die Präambel und einen möglichen Adressat:innenkreis, die Dauer des Stipendiums, den Bewerbungszeitraum, die Bewerbungsunterlagen, den Umfang des Stipendiums sowie das Auswahl- und Vergabeverfahren. Im Ergebnis dieser Neukonzipierung konnte das Stipendium erstmalig von Anfang November 2024 bis Ende Januar 2025 öffentlich ausgeschrieben und im Juni 2025 erstmalig vergeben werden.

Der Arbeitsauftrag
Im Hinblick auf das Thema „Verschiedene Perspektiven auf die Jenaer Jugendsozialarbeit in der Nachwendezeit in Jena“ umfasst der Untersuchungszeitraum das Ende der 80er Jahre bis Mitte / Ende der 90er Jahre, wobei sowohl die Besonderheiten der gesellschaftspolitischen Umbrüche bzw. der Transformationszeit als auch die Radikalisierung des späteren NSU unbedingt berücksichtigt werden sollen.
Über die Sichtung und die wissenschaftliche Analyse des vorhandenen Aktenmaterials mit lokalem Bezug soll ein solides Fundament entstehen, das als Grundlage für nachfolgende Stipendien im Bereich Politische Bildung genutzt werden kann. Dabei ist zum einen auch vorhandenes Material im Archiv der Stadt zu berücksichtigen. Zum zweiten sind Ideen zur Erschließung des Themenfeldes zu entwickeln.
Leonie Dellen erhält das erste Stipendium für Politische Bildung
Die Vergabekommission (Prof. Dr. Diana Düring – Ernst Abbe Hochschule Jena, Dr. Jenny Price – JenaKultur, Olaf Skujat und Michael Ebenau – Runder Tisch für Demokratie, Dr. Axel Salheiser – Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena) gratuliert der Historikerin, Politikwissenschaftlerin und Pädagogin Leonie Dellen herzlich, wünscht ihr für die Umsetzung des Arbeitsauftrags viel Erfolg und kommt zu folgender Einschätzung:
„Die Stipendiatin bringt hinsichtlich der mit dem Arbeitsauftrag verbundenen Kriterien sowohl die notwendige Qualifikation, thematische Vorerfahrung, Motivation, Realisierbarkeit als auch Passfähigkeit des vorgelegten Konzeptes am plausibelsten ein. Im spannenden Bewerber:innenfeld mit hoher Qualität ist das Konzept von Leonie Dellen aufgrund ihrer nachvollziehbaren Herangehensweise, der eigenen theoretischen Schwerpunktsetzung sowie ihren Bezügen zur Praxis der politischen Bildung am überzeugendsten.“

Leonie Dellen ist Historikerin und politische Bildnerin. Nach ihrem interdisziplinären Masterstudium Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts an der Universität Jena arbeitete sie am Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt und war freiberuflich in der politischen Bildungsarbeit tätig. Ihre Schwerpunkte liegen auf Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt in der deutschen Geschichte und Gegenwart.
Ausblick
JenaKultur bedankt sich herzlich bei allen Bewerber:innen des ersten Jahrgangs für ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen.
Mit Blick auf eine zweite Ausschreibung für den Stipendienzeitraum vom 01.11.2026 bis 31.10.2027 wären tiefer gehende Zugänge zur Erschließung des Themenfeldes zu entwickeln – bspw. durch Gespräche mit Zeitzeug:innen und Expert:innen, die Auswertung von Presseberichten, die Analyse des Fachdiskurses u. a.
Gern können sich alle Interessierten in Kürze auf der Webseite der Villa Rosenthal Jena informieren.
Im Lauf des kommenden Jahres werden wir Leonie Dellen und ihre Arbeit an dieser Stelle gern näher vorstellen.
