Seit bald 91 Jahren prägt die Jenaer Philharmonie das Musikleben Jenas – 20 Jahre davon als Teil von JenaKultur. Mit ihren 75 Musiker:innen und 15 Mitarbeiter:innen sowie den Freiwilligen im FSJ-Kultur und freien Mitarbeiter:innen ist sie außerdem die größte Einrichtung des Eigenbetriebs, der wohlgemerkt einzige in Deutschland, der aus dem Kreis der städtischen Kultureinrichtungen auch das städtische Sinfonieorchester unter seinem Dach vereint.
Die Strahlkraft der Jenaer Philharmonie als Thüringens größtem Konzertorchester reicht heute aber auch weit über die Grenzen Jenas und des Freistaats hinaus: Der moderne, junge und ausdrucksstarke Klangkörper genießt national und international einen hervorragenden Ruf. 2005, im Gründungsjahr von JenaKultur, wurde die Jenaer Philharmonie federführend durch ihren langjährigen Intendanten Bruno Scharnberg Partner im ersten von der Europäischen Union in Brüssel geförderten Orchesternetzwerk ONE® – „An Orchestra Network for Europe“, dem insgesamt sieben Orchester aus Frankreich, Polen, Slowenien, der Slowakei, Finnland, Lettland und Deutschland angehören. In den folgenden Jahren fanden große Gemeinschaftskonzerte in Amien, Ljubljana, Zilina, Katowice und Jena auch unter Beteiligung der drei Chöre der Jenaer Philharmonie statt.
Die stetige qualitative musikalische Weiterentwicklung des Orchesters lag in den vergangenen 20 Jahren in den Händen dreier Dirigenten. Die Generalmusikdirektoren Nicholas Milton (2004-2010) und Marc Tardue (2011-2017) bauten etwa die internationale Gastspieltätigkeit aus, beispielsweise mit regelmäßigen Auftritten in der Kölner Philharmonie und in der Tonhalle Zürich. Ein Höhepunkt war schließlich eine zweiwöchige Konzerttournee nach China zum Jahreswechsel 2018/2019 oder auch das Gastspiel im Sommer 2024 im Concertgebouw Amsterdam unter der Leitung von Simon Gaudenz, der seit der Spielzeit 2018.2019 als Generalmusikdirektor mit dem Orchester an die Entwicklungen anknüpft und sie weiter ausbaut.
Eine große Freude und Ehre war der Jenaer Philharmonie auch die Aufnahme in das Bundes-Förderprogramm „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“ im September 2017 mit dem u. a. die Entwicklung innovativer Konzertprogramme und der Anspruch, aus dem Konzertsaal heraus- in die Stadt hinzugehen und sich der Stadtgesellschaft weiter zu öffnen, vorangetrieben und umgesetzt werden konnte. Herausgegriffen werden soll hier beispielhaft DER KLANG VON JENA, der die Vielstimmigkeit als Ausgangspunkt nahm und Raum für Begegnungen der Künste, für verschiedene Musikrichtungen, für Tradition und Experimente schuf und dabei verstärkt auf die intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Communities und Institutionen setzte. Spannende Entdeckungstouren durch Themen wie „Die Fantasie beflügeln“, „Beethoven und unsere Umwelt“, „Evolution der Musik“, „Spiel mit Musik“ und „Wandel mit Musik“ begeisterten Jung und Alt in abwechslungsreichen Vormittagsprogrammen und themenbezogenen Nachmittagskonzerten. So zeigte DER KLANG VON JENA im März 2023 mit „Merregnon. Land of Silence“ ein Sinfonisches Märchen mit Anime-Film und lud zum Manga zeichnen, zu Brettspielen, Klangspielen mit dem Tablet, Instrumentenbau, Musik und Bewegung ein oder führte im Juni 2023 bei einem Wandelkonzert verschiedener Jenaer Ensembles und einer Fahrrad-Performance auf den Spuren von Carl Zeiss durch Jena.
Ein weiteres besonderes Format ist 2019 mit der „Black Box“ im Kassablanca entstanden. Die eigene Konzertreihe der Orchestermusiker:innen lotet in jeweils drei Konzerten pro Spielzeit mit viel Spaß und Überraschungsreichtum die Grenzen dessen aus, was (klassische) Musik kann, soll und darf, auch in Kombination mit anderen Kunstformen und Themen. Am 28. Oktober zum Beispiel treten vier Orchestermusiker:innen mit ihren Instrumenten unter dem Motto „Genie versus KI“ in einen Dialog mit dem „Musik-Automaten“, einer KI, entwickelt von Jörn Arnecke, Professor an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und dem Komponisten Alex James Vaughan.
„Planet Schostakowitsch“ folgt auf den Mahler-Scartazzini-Zyklus
Stark geprägt wurden die letzten sieben Jahre durch den Mahler-Scartazzini-Zyklus, den Simon Gaudenz und das Orchester im Juni erfolgreich vollendet haben. Mit über 400 Mitwirkenden wird hier die Aufführung von Gustav Mahlers „Sinfonie der Tausend“ noch lange in Erinnerung bleiben: Zum 90-jährigen Jubiläum der Jenaer Philharmonie erklang sie im März 2024 schon aufgrund ihrer schieren Größe in der Sparkassen-Arena und war zugleich eine Erstaufführung in der Geschichte des Orchesters an seinem Sitz in Jena. Auch der kontinuierliche Beitrag des Philharmonischen Chores, des Madrigalkreises und des Knabenchores für das reiche Repertoire der Konzertprogramme konnte nicht spektakulärer gefeiert werden als mit der Aufführung dieses Werks – ein echtes Sängerfest. In der vor uns liegenden Spielzeit 2025.2026 wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Unter dem Motto „Planet Schostakowitsch“ rücken ausgewählte Werke aus dem umfangreichen orchestralen und kammermusikalischen Schaffen Dmitri Schostakowitschs in den Fokus der Saison. Aufgeführt werden u. a. das 1. Violin- und das 1. Klavierkonzert sowie seine Sinfonien Nr. 1, 7 und 10.

Ein Lichtkünstler als ARTIST IN RESIDENCE: Herzlich willkommen Robert Seidel!
Die Freude der Jenaer Philharmonie daran, immer neue Wege zu gehen, neugierig zu sein und auszuprobieren zeigt sich auch in der Auswahl ihrer Artists in Residence. Neben herausragenden international gefragten Musiker:innen wie der Violinistin Veronika Eberle, dem Sänger Benjamin Appl oder dem Perkussionisten Alexej Gerassimez, folgte 2023 der Einladung nach Jena bewusst kein Musiker, sondern mit Stefan Kurt ein Schauspieler. Mit ihm als ‚Chefdirigenten‘ stand das Orchester damals auch für die sechste Folge des Jena-Krimis Theresa Wolff „Passion“ vor der Kamera.
In dieser Spielzeit darf das Publikum gespannt sein, was passiert, wenn Klang und Lichtkunst aufeinandertreffen, denn als Artist in Residence wird der gebürtige Jenenser und renommierte Lichtkünstler Robert Seidel bei Projekten im Volkshaus Jena, am Ernst-Abbe-Hochhaus, in der Stadtkirche St. Michael und auf der Rasenmühleninsel im Jenaer Paradiespark die Musik des Orchesters mit seinem Licht, Projektionen und Videoinstallationen um neue Erfahrungswelten und Wahrnehmungen bereichern.
Einen ersten Vorgeschmack gibt es schon am Sonntag, 14. September beim Saisoneröffnungskonzert um 15 Uhr im Volkshaus Jena bei kostenfreiem Eintritt – herzliche Einladung!
Bildergalerie: (1-3) Premiere von „Theresa Wolff – Passion“ im Volkshaus Jena ©Jenaer Philharmonie, C. Worsch / (4) Lichtkünstler Robert Seidel mit MORA II 2024 ©Greta Markurt
Ob in Lobeda bei der Arenaouvertüre, die seit 2006 jährlich den Auftakt der Kulturarena bildet, bei den tutti pro-Konzerten, in denen die Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters der Musik- und Kunstschule Jena gemeinsam mit den Berufsmusiker:innen an einem Pult sitzen und ein Konzert gestalten, mit Musiker:innen in den Schulen, mit Kammermusikensembles bei den Kulinarischen Sonntagsmatineen im Hotel & Restaurant Schwarzer Bär oder in der ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld beim Weihnachtssingen, das die Chöre und die Blechbläser:innen der Jenaer Philharmonie seit der Erstauflage 2022 als wesentlicher Bestandteil gemeinsam mit Acts wie Bosse oder Glasperlenspiel für mittlerweile rund 12.000 Menschen mit gestalten dürfen, oder schließlich beim Sinfoniekonzert im Ernst-Abbe-Saal im Volkshaus Jena, der Heimat und Hauptspielstätte des Orchesters: Die Jenaer Philharmonie ist mit ihren Konzertformaten und Vermittlungsangeboten, mit langjährigen und neuen, darunter vielen jungen und internationalen Musiker:innen, Sänger:innen und Mitarbeiter:innen für die Zukunft gut aufgestellt.

Wir sind gespannt, was unsere Philharmonie in den nächsten Spielzeiten alles bereithält und freuen uns auf die kommende – Sie auch, liebe Leser:innen? Was für ein Konzertformat oder welche/n Künstler:in würden Sie sich denn mal in Jena wünschen? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!
Und schauen Sie in den Konzertkalender der nächsten Monate. Es finden sich mit Sicherheit spannende Angebote für alle Interessen!