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Er schießt „nie ins Ungefähre aus der Hüfte…“

Dr. Rüdiger Stutz

Jenas Stadthistoriker Dr. Rüdiger Stutz geht in den Ruhestand

Die in der Überschrift zitierte Gründlichkeit ist Teil einer Charakterisierung von Dr. Rüdiger Stutz, die Professor Lutz Niethammer zu dessen Start als Stadthistoriker 2008 vornahm. Mit dessen langen, sehr wertschätzenden Statement eröffnet Dr. Matias Mieth ein Gespräch mit Dr. Stutz, das wir – diesen würdigend – quasi an seinem letzten Arbeitstag in unserem Blog bringen möchten.

Die Unterhaltung wurde erst vor ein paar Tagen geführt, in lockerer Atmosphäre, in der Küche von Herrn Dr. Mieth, was in schönem Kontrast steht zum Tiefgang der Gedanken, die hier zwei sehr kluge Männer austauschen. Es greift weit über eine persönliche Bestandsaufnahme hinaus. Denn eingefangen wird auch Zeitgeschichte, wenn etwa über die unterschiedlichen Prägungen ost- und westdeutscher Wissenschaftler:innen philosophiert und auch eingeräumt wird, dass hier im Osten eine verlorene Generation besonders von Geisteswissenschaftler:innen existiert. Wer Dr. Rüdiger Stutz kennt, der schätzt seine bescheidene, zurückhaltende Art und seine gründlichen Recherchen. Im Gespräch wird deutlich, warum er – der Sohn eines Bäckers – so geworden ist, wie er ist. Er hat all die Brüche in seiner beruflichen Biographie, die nicht nur, aber besonders aus dem Umbruch 1989 herrühren, als Chance verstanden. Zugleich hat er immer gewusst, dass auch stets Glück dabei war, wenn gerade er eine solche bekam, andere hingegen nicht.

So tut seine Empathie allen und jedem gegenüber – gerade in diesen aufgeheizten Zeiten neben all den interessanten Detailinformationen und Bezügen – sehr gut und sollte als Vorbild dienen.

Doch hören Sie selbst:

Wir werden Dr. Rüdiger Stutz jedenfalls vermissen, denn in allen irgendwie heiklen stadtgeschichtlichen Kontexten war uns sein Urteil unverzichtbar. Aber auch als Kollege wird uns Rüdiger Stutz im Alltag fehlen. Sein hintersinniger Humor, seine zugewandte unarrogante Art und seine Menschlichkeit können beispielgebend sein. Wir hoffen auf eine in jeder Hinsicht würdige Nachfolge im Herbst. Denn eine Sache ist erst begonnen: Die Digitalisierung des Jenaer Stadtlexikons (erschienen Ende 2018). Dieses Stadtlexikon, ein Werk von fast 900 Druckseiten, ist wohl das wichtigste und aufwendigste Projekt, das Rüdiger Stutz als Stadthistoriker mit zahlreichen anderen Autor:innen auf den Weg gebracht hat. Es schließt eine wichtige Lücke in der Stadtgeschichtsforschung seit Herbert Koch. Es soll fürs Netz aufbereitet und stetig fortgeschrieben werden.

Wir wünschen Dir, lieber Rüdiger, von Herzen alles Gute für den neuen Lebensabschnitt und hoffen auf weitere Begegnungen. Wir sind dankbar, dass Du 2019 unserem Eigenbetrieb, den Du auch mit dem Format des Tages der Stadtgeschichte bereichert hast, zugeordnet wurdest.

Wir danken natürlich auch Herrn Dr. Mieth sehr herzlich für dieses Interview.

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