Logo des Projektes "Kein Schlussstrich" Jena

Nach „Inne Halten – Jenaer Corona-Gespräche“, „Transformers“ und „Die Gefühletaktik“ legt JenaKultur-Werkleiter Jonas Zipf binnen eines reichlichen Jahres nun als Co-Herausgber ein weiteres Buch nach. Unter dem Titel „Rassismus. Macht. Vergessen“ beschäftigt er sich gemeinsam mit Onur Suzan Nobrega und Matthias Quent mit der Aufarbeitung des NSU-Komplexes und anderer rechter Kontinuitäten:

 „Als Kulturverantwortlicher einer Stadt und Geschäftsleiter eines Kulturbetriebs erlebe ich tagtäglich, wie weit der Weg der Personal- und Organisationsentwicklung der eigenen Institution in Richtung gelebter Inklusion und breiter Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsschichten ist. Das gilt auch und insbesondere für von Rassismus betroffene Menschen. Als Initiator und Verantwortlicher des stadtgesellschaftlichen und bundesweiten Projekts „Kein Schlussstrich“ lerne ich momentan stündlich, wie blind auch ich für strukturelle Rassismen und Ausgrenzungen des Alltags bin.

Vor diesem Hintergrund bin ich sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlerin und Critical-Whiteness-Forscherin Onur Nobrega sowie dem Soziologen und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent. An vielen Punkten haben mir ihre Perspektiven die Augen geöffnet, wie notwendig nicht nur die institutionelle Transformation unseres Kulturbetriebs, sondern auch der Gedenkkultur im Sinne einer Aneignung durch aktivistische und zivilgesellschaftliche Praxis ist.“

Und so sieht das Buch dann aus:

Buchcover Rassismus. Macht. Vergessen.

Rassismus. Macht. Vergessen.

Von München über den NSU bis Hanau: Symbolische und materielle Kämpfe entlang rechten Terrors

Wie weit und umkämpft war dieser Weg? Von der Entpolitisierung des Oktoberfestattentats 1980 über die Verdächtigungen der Opferangehörigen des sogenannten NSU in den 2000ern bis hin zur öffentlichen Wahrnehmung der Familien der Getöteten des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau 2020. Die rechtsterroristischen Anschläge der letzten Jahre haben eine längst überfällige Debatte über Rechtsextremismus, strukturellen Rassismus und Erinnerungskultur in Deutschland in Gang gesetzt: über mangelnde Repräsentation, mahnende Erinnerung und sich verändernde Gedenkkultur, über strukturellen Rassismus und Behördenblindheit gegenüber Menschen, die sich längst nicht mehr als Teil einer Gesellschaft fühlen.

Wie kann eine antirassistische Gedenkpraxis aussehen, die die Betroffenen und Überlebenden ins Zentrum rückt?

Dieser Frage geht der Open-Access-Band »Rassismus.Macht.Vergessen«, herausgegeben von Onur Suzan, Matthias Quent und Jonas Zipf, nach. In ihm kommen Opfer und Hinterbliebene, gesellschaftspolitische Initiativen und hochkarätige Forscher:innen zu Wort. Die Beiträger:innen beleuchten rassistische Machtstrukturen, die systematische Kriminalisierung der Opfer, aber auch die sich verändernde öffentliche Gedenkkultur der letzten Jahre.

Sie gehen dabei vor allem auch der Frage nach, wo der Kampf gegen strukturellen Rassismus, rechten Terror und seinen gesellschaftlichen Nährboden und für eine transformierte Gedenkkultur heute steht.

Ein Augenöffner, der zeigt, wie weit der Weg zur Gerechtigkeit noch ist und der eine notwendige Debatte über den gesellschaftlichen Umgang mit rechtem Terror anstößt.

Das Buch erschien im Kontext des Theaterprojektes »Kein Schlussstrich!«, das vom 21.10. bis zum 07.11.2021 an den zentralen Schauplätzen rechten Terrors in bundesweit 15 Städten aufgeführt und von zahlreichen weiteren Veranstaltungen begleitet wird und liegt sowohl in gedruckter Form, als auch als kostenfreie Open-Acdes-E-Publikation vor.

Mehr Informationen zum Buch finden Sie hier:

Mehr Informationen zum Projekt hier:

Aufzeichnung Podiumsdiskussion zur Buchpremiere

Autoreninformation

Onur Suzan Nobrega (PhD) ist Soziologin mit den Schwerpunkten Kultur und Migration sowie Frauen- und Geschlechterforschung am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 2008 ist sie in der Lehre und Forschung tätig und arbeitet transdisziplinär in der Soziologie wie auch den Medien-, Film-, und Kulturwissenschaften zu den Themen Rassismus, Kolonialismus, Intersektionalität, Medien und Kultur. Sie promovierte an der Goldsmiths University of London.

Matthias Quent (Dr. phil.), geb. 1986, ist Soziologe und Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena sowie Mitglied im Rat des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Rechtsextremismus und -terrorismus. Sein Sachbuch »Deutschland rechts außen« war Spiegel-Bestseller und wurde mit dem Preis »Das politische Buch 2020« ausgezeichnet.

Jonas Zipf, geb. 1982, arbeitet seit 2016 als Werkleiter von JenaKultur, des städtischen Eigenbetriebs für Kultur, Kulturelle Bildung, Tourismus und Marketing in Jena. In seiner Funktion ist der studierte Psychologe, Musik- und Sprechtheaterregisseur der Kulturverantwortliche der Stadt Jena und initiiert Kulturprojekte und stadtgesellschaftliche Prozesse wie »72 Stunden Urban Action Lobeda«. Vor diesem Engagement war er nach seinem Studium in Berlin, Paris und München als Dramaturg und Schauspieldirektor u.a. am Thalia Theater Hamburg, dem Theaterhaus Jena und dem Staatstheater Darmstadt tätig.

Rassismus. Macht. Vergessen.
Onur Suzan Nobrega, Matthias Quent, Jonas Zipf (Hrsg.)
transcript-Verlag
432 Seiten
ISBN: 978-3-8376-5863-7
19,90 €
Erschienen am 27. Oktober 2021

Diese Publikation entstand im Rahmen von KEIN SCHLUSSSTRICH!, einem bundesweiten Projekt des Licht ins Dunkel e.V.

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Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Herausgeber:innen und Autor:innen die Verantwortung.

Diese Publikation wurde im Rahmen des Fördervorhabens 16TOA002 mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Open Access bereitgestellt.

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