Interview mit Birgitt Hellmann zur Herausgabe der 25. Ausgabe

Der Jenaer Wochenkalender erscheint seit dem Jahr 1997 in einer Auflage von ca. 700 Stück im Stadtmuseum Jena. Er zeigt Fotos vom historischen Jena und ist in jedem Jahr einem bestimmten Thema gewidmet. Die Idee stammt von der langjährigen Kuratorin im Stadtmuseum Birgitt Hellmann, die diese Publikation auch seit 25 Jahren betreut.

Liebe Frau Hellmann. Zum Einstieg kurz ein paar Fragen zu Ihrer Person. Im vergangenen Jahr endete Ihre mehr als 38-jährige Tätigkeit als Kuratorin im Stadtmuseum Jena. Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Geschichte und wie sind Sie mit Jena verbunden?

Mein Geschichtslehrer hat mein Interesse für Geschichte geweckt und ich habe schon als Schülerin in den Ferien Praktika in Museen und Archiven gemacht. Die Arbeit im Museum erschien mir bereits damals als sehr vielseitig, deshalb habe ich mich für das Studium der Museologie entschieden. Nach ersten Jahren im Goethe-Nationalmuseum Weimar wechselte ich 1982 nach Jena, um für das neu entstehende Stadtmuseum zu arbeiten.

Was hat Sie vor 25 Jahren auf die Idee gebracht, den ersten Jenaer Wochenkalender herauszugeben?

Als ich einen Wochenkalender aus Wismar in ähnlichem Format gesehen hatte. Und da das Stadtmuseum eine sehr große Fotosammlung besitzt, war es von der Idee zur Umsetzung nur ein kleiner Schritt.

Birgit Hellmann ©Tina Peißker

Woher stammen die wunderbaren Fotos, die jedes Jahr aufs Neue dazu einladen, einen Ausflug in die Vergangenheit Jenas zu unternehmen?

Bereits mit der Museumsgründung im Jahr 1901 ließ der damalige Direktor, Professor Paul Weber, Fotos von der durch die rege Bautätigkeit schnell entschwindenden Altstadt mit einer Plattenkamera anfertigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Fotos durch Schenkungen und Ankäufe hinzu und auch jetzt wird die Sammlung ständig ergänzt.

Die Gestaltung des Kalenders ist über all die Jahre unverändert. Wem verdankt der Kalender seine Optik?

Ich arbeite von Anfang an mit dem Jenaer Gestalter Bernd Adam zusammen, wir sind ein eingespieltes Team. Auch der Druck und die Bindung durch das Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe gGmbH wird jedes Jahr in bewährter Qualität durchgeführt.

Der Jenaer Wochenkalender steht in jedem Jahr unter einem besonderen Motto. Welches Motiv ist Ihnen in besonders guter Erinnerung?

In den ersten Jahren haben wir die verschiedenen Motive einzelner Straßen präsentiert. Später habe ich thematische Ausrichtungen bevorzugt, um vor allem „bewegte“ Fotografien vorzustellen. Deshalb waren die Serien mit Gaststätten, aber auch die Familien-Fotoalben besonders spannend.

 

Bereits zur Jahresmitte sind die Buchläden voll von Kalendern mit verschiedensten Motiven und in verschiedensten Formaten. Dagegen behauptet sich der Jenaer Wochenkalender. Er erfreut sich großer Beliebtheit, hat eine regelrechte Fangemeinde und ist nahezu jedes Jahr ausverkauft. Wie erklären Sie sich das?

Jenas Innenstadt hat durch die Bombenschäden 1945 stark gelitten. Deshalb trafen die historischen Fotografien vor allem den Nerv der älteren Einwohner – und avancierten auch zum gern gekauften Geschenk an die Großeltern bzw. die inzwischen in anderen Städten wohnenden Jenenser:innen. Inzwischen nehme ich vermehrt Fotografien der 1950er und 1960er Jahre auf, an die sich meine Generation gern erinnert.

Haben Sie im ersten Jahr des Kalenders erwartet, dass er so ein Erfolg wird?

Nein, mit solch einem Erfolg hatte ich nicht gerechnet, wir haben deshalb auch die Auflage erhöht. Inzwischen verkaufen wir konstant 700 Kalender im Jahr.

Verraten Sie uns etwas zum Jenaer Wochenkalender 2022. Welches Thema hat der neue Kalender? Was für Motive erwarten uns?

Im nächsten Jahr gibt es auf jedem Kalenderblatt ein Motiv, das auch ein Gefährt auf vier Rädern zeigt – von Hand- und Kinderwagen über Autos und LKW bis zu Bussen.

Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren Sie Kuratorin im Stadtmuseum Jena. Ihre letzte Ausstellung zum Burgauer Porzellan musste bedingt durch die Corona-Krise frühzeitig abgebrochen werden. Sicherlich ist Ihre Leidenschaft für die Geschichte Jenas nicht versiegt. Welche Projekte beschäftigen Sie jetzt neben dem Jenaer Wochenkalender?

Es gibt mehrere Themen, an denen ich weiter arbeite. In diesem Jahr wird noch ein Buch im Wartberg-Verlag über Kindheit und Jugend im Jena der 1940- und 1950er Jahre erscheinen. Dafür habe ich über 20 Interviews geführt und durfte spannende Fotografien aus Familienbesitz verwenden. Einige sind bereits im nächsten Wochenkalender zu sehen.

Zum Schluss ein Blick in die Zukunft. Wird es auch im kommenden Jahr wieder einen Jenaer Wochenkalender geben?

So lange der Erfolg des Kalenders anhält, gern.

 

Frau Hellmann, wir danken Ihnen für das nette Gespräch und freuen uns auf den Jenaer Wochenkalender 2022.

Interview: C. Hühn

Übrigens: Der Jenaer Wochenkalender 2022 kann ab sofort für 12,00 Euro im Shop des Stadtmuseum Jena zu den Öffnungszeiten (Di – So 10 – 17 Uhr) oder jederzeit über die Website des Stadtmuseum Jena erworben werden.

 

Liebe Leser:innen, heute wüßten wir von Ihnen sehr gern, welche (Art von) Kalender(n) Sie bevorzugen? Kennen und erwerben Sie den Jenaer Wochenkalender? Wir freuen uns, wie immer, auf Ihr Feedback!

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