Havarie im Romantikerhaus Jena
Noch am 9. Februar wurde über den Newsletter des Romantikerhauses Jena ein idyllisch anmutendes Winterbild der Büsten im Vorgarten des Museums verschickt und der Hoffnung auf eine baldige Wiederöffnung Ausdruck verliehen. Doch der Schein trog, ohne dass zu erahnen war, durch welches Ereignis alle Pläne und Hoffnungen auf eine baldige Wiederöffnung des Museums zunichte gemacht werden würden.
War der Dauerfrost der vorherigen Tage noch zu verkraften gewesen, war es wahrscheinlich die Nacht zum Mittwoch mit fast 20 Grad Celsius unter Null, die eine in den 1990er Jahren im Dachbereich verlegte Wasserleitung trotz Isolierung zum Bersten brachte. Mildere Temperaturen am Nachmittag des 11. Februar mit Sonnenschein auf der westlichen Dachseite bewirken offenbar ein Auftauen der Bruchstelle, so dass von da an Wasser über mehrere Stunden in die historischen Lehm-Stroh-Füllungen des Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Gebäudes eindringen konnte. Das ist zumindest anzunehmen, denn in der Nacht zum Freitag, dem 12. Februar, drang das Wasser durch zwei weitere Decken auch in die unteren Etagen vor. Eine herabfallende Scholle des aufgeweichten Deckenverputzes in der Dauerausstellung im ersten Obergeschoss löste schließlich einen Alarm aus, durch den der Schaden bemerkt wurde.
Erste Evakuierungsmaßnahmen, die bald auch von der Feuerwehr Jena unterstützt wurden, bewirkten, dass an den Exponaten der Sonderausstellung im Obergeschoss nur geringer Schaden entstand. Glück im Unglück: Die wertvollsten Leihgaben – seltene Bücher mit frühen Russlandbeschreibungen aus der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek – waren auf Sockeln unter wasserdichten Plexiglashauben ausgestellt, so dass das Tropfwasser über die Vitrinen lief, ohne die enthaltenen Exponate zu schädigen. Noch am Vormittag wurden die betroffenen Bücher zum Leihgeber zurückgebracht und durch einen Restaurator begutachtet – die Bände wiesen dank der schnellen Bergung keine erhöhten Feuchtigkeitswerte auf.
Wenn an den Exponaten und Einrichtungen nur vergleichsweise geringer Schaden entstanden ist, so ist das auch den zahlreichen Helferinnen und Helfern zu danken, die an der Evakuierung der betroffenen Räume und der Sicherung der Exponate mitgewirkt haben. Allen auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön! Durch dieses Engagement ist noch größerer Schaden vermieden worden.
Schwerwiegend sind hingegen die am Gebäude eingetretenen Schäden. Zwar ist nur die Nordwestecke betroffen, aber das Wasser ist vom Dach bis ins Erdgeschoss vorgedrungen und hat drei Decken mit angrenzendem Mauerwerk geschädigt. Auf Veranlassung von KIJ (Kommunale Immobilien Jena), dem Gebäudeeigentümer, wurde noch am Tag des Schadensereignisses durch eine Spezialfirma damit begonnen, die durchfeuchteten Deckenfüllungen zu entnehmen. Nach Abschluss dieser noch andauernden Arbeiten muss mit einer mehrwöchigen Trocknungsphase gerechnet werden, bevor dann erste Schritte zur baulichen Instandsetzung in die Wege geleitet werden können.
Es muss mit einer mehrmonatigen Schließung des Romantikerhauses Jena gerechnet werden.
Viel Zuspruch hat die Museumskolleg:innen in den vergangenen Tagen erreicht. Ebenso einhellig, wie das Bedauern über die Havarie, ist auch der Wunsch, das einzigartige und nicht nur für die Jenaer und die deutsche Geistesgeschichte bedeutsame Museum im ehemaligen Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte bald möglich wieder für das Publikum geöffnet zu sehen. Auch mit den Leihgebern der Ausstellungsprojekte wurde bereits gesprochen. Alle haben sich bereit erklärt, die Ausstellungen zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen!
Dr. Ulf Häder, Leiter des Romantikerhauses
Das MDR-Fernsehen hat kürzlich einen Beitrag dazu veröffentlicht, der tiefere Einblicke gibt. Anschauen können Sie sich diesen Beitrag unter: