Allgemein LNDM

Verborgene Schätze – Die Lange Nacht der Museen Jena 2025

Logo der Langen Nacht der Museen Jena mit einer Eule mit Kophörern

Am Freitag den 23. Mai ist es wieder soweit: Zur Langen Nacht der Museen bieten Jenas Sammlungen, Ausstellungsräume und Denkmäler Einblicke der besonderen Art und ein Programm voller Abwechslung und Überraschungen. Ganze 33 Stationen können ab 17 Uhr bis in die Nacht hinein mit einem Ticket entdeckt werden. Dabei liegt der Fokus in diesem Jahr ganz auf Jenas „Verborgenen Schätzen“ – so das Motto, das zum genauen Hinsehen und Entdecken des Unbekannten aufruft.

Wir waren neugierig und wollten schon mal einen Vorab-Eindruck gewinnen: Welche Schätze schlummern in den Sammlungen und verdienen eine nähere Betrachtung? Bei fünf Stationen haben wir nachgefragt und spannende Hintergrundgeschichten erhalten, die so vielfältig sind wie die museale Landschaft Jenas insgesamt.

Wer sich mit dem ganzen Programm vertraut machen möchte, kann dies hier tun:

 

Tickets sind im Stadtmuseum Jena und in der Jena Tourist-Information erhältlich.


ZEISS Archiv: Depot der Gerätesammlung

Ein besonderes Objekt in der Sammlung des ZEISS Archivs ist der Stereoautograph, Modell 1914, von dem nur wenige Exemplare existieren. Mit diesem Wunderwerk der Feinmechanik und Optik in der Größe eines Kleinwagens kann man aus Stereo-Bildern Landkarten erzeugen. Dieses 10. Gerät wurde 1920 hergestellt und zunächst nach Rom geliefert. Von dort gelangte es 1932 an die Technische Hochschule Hannover, wo der berühmte Kartograf Richard Finsterwalder (1899-1963) damit arbeitete. Er hatte zuvor bereits für den österreichischen Alpenverein Karten der Alpen erstellt. 1928 nahm er als Topograph an einer Pamir- und 1934 an einer Himalaya-Expedition teil, wo er den Nanga-Parbat kartierte – damit erlangte er endgültig Berühmtheit. Aufgrund einer Dachsanierung konnte das Gerät im Jahr 2004 nach 70 Jahren unversehrt aus dem Gebäude der Hochschule gehoben werden. 2023 beschäftigte sich ein US-amerikanischer Wissenschaftler intensiv mit diesem Instrument im Rahmen seines Projektes „Automatisiertes Zeichnen vor der Digitalisierung“.

Bild des Stereoautograph mit viel kleinteiliger Mechanik
Stereoautograph | © Pablo Garcia

Das Gerätedepot der Carl Zeiss AG, das vor einigen Jahren umgezogen ist, beherbergt dieses und viele andere größere Geräte, die äußerst selten gesammelt werden. Aufgrund ihrer Größe gibt es kaum Museen, die solche Objekte ausstellen können, was das Depot zu einem „Verborgenen Schatz“ macht.

ZEISS Archiv | Spitzweidenweg 30, 07743 Jena


Uni Jena: Antikensammlung

In der aktuellen Ausstellung „ENDYMATA/INDUMENTA. Mode in der Antike“ zeigt die Sammlung den Gipsabguss einer Mädchenstatue, die im 19. Jahrhundert auf der Akropolis von Athen, dem zentralen Heiligtum der Stadt gefunden wurde. Sie zeigt eine junge Frau (griech.: Kore), die sich in all ihrer Pracht und mit allem Reichtum zeigt, der sie als Angehörige der aristokratischen Oberschicht der Stadt ausweist. Neben der typischen Kleidung – einem Untergewand namens Chiton und einem modischen kleinen Schrägmäntelchen – trägt sie einen Halsreifen und Ohrringe. Ihre Haare sind mit feinen Löckchen kunstvoll frisiert. In der Ausstellung wird anhand einer Nachstellung mit einer lebenden Person gezeigt, wie bunt und prachtvoll sich die reiche Oberschicht Athens im späten 6. Jahrhundert vor Christus kleidete, schminkte und frisierte. Der Gipsabguss selbst ist ebenfalls schon von historischem Interesse: er wurde in den 1920er Jahren für das Jenaer Archäologische Museums erworben.

In der aktuellen Sonderausstellung wird neben Kleidung von der Bronzezeit bis in die Spätantike die Entwicklung der Mode bei den Griechen und Römern gezeigt. Dazu gehören auch typische Männer- und Frauen-Frisuren aus der Zeit zwischen 600 vor Christus und 300 nach Christus, ebenso wie Schmuck und Utensilien der Körperpflege (Rasiermesser, Ohrlöffel, Kämme, Parfümfläschchen). Die Theatergruppe „AktEins e. V.“ wird am Abend der Langen Nacht der Museen Jena eine kurze, amüsante Vorführung zum Thema Mode aufführen.

Uni Jena / Antikensammlung | Fürstengraben 25, 07743 Jena


Telefonmuseum Jena

Das Museum zeigt zur Langen Nacht der Museen Jena 2025 unter anderem auch das erste Handy, das in Deutschland auf den Markt kam. Das Motorola 3200 war eines der ersten Mobiltelefone, das den GSM-Standard (2G) nutzte, der in Europa ab 1991/1992 eingeführt wurde. Im Gegensatz zu analogen Vorgängern (wie dem C-Netz) bot GSM eine bessere Sprachqualität, höhere Sicherheit durch Verschlüsselung und die Grundlage für SMS. Die Geräte wurden unter anderem auch unter der Marke Bosch, Blaupunkt und Pioneer verkauft und in der Ausstellung gibt es mehrere dieser Geräte zu sehen. Diese können angefasst und in der Hand gehalten werden, um einen Eindruck des Gewichtes zu bekommen. Die Ausstellung zeigt auch noch originale Verpackungen aus den 90er Jahren und die originalen Ladeschalen zu den Geräten. Für das komplette Paket wurde damals ca. 2.000 bis 3.000 DM gezahlt.

historische Mobiltelefone | © Bastian Ebert

Das Motorola 3200 ist eines der jüngeren Exponate in der Techniksammlung. Es gibt aber auch Telefone zu entdecken, die mittlerweile über 100 Jahre alt sind und zur Jahrhundertwende hergestellt wurden. Man kann diese teilweise auch ausprobieren und damit nachvollziehen, wie Telefonie in den Anfangsjahren funktioniert hat. Generell findet sich im Museum die Telefon-Geschichte der letzten 150 Jahre zum Anschauen, Anfassen und auch Ausprobieren.

Telefonmuseum Jena | Löbstedter Straße 49, 07749 Jena


Uni Jena: Goethe-Laboratorium

Das Inspektorhaus des Botanischen Gartens ist ein wichtiger historischer Ort der Universität und der Stadt Jena. Hier hat Johann Wolfgang von Goethe Ende Mai 1817 sein Sommerquartier aufgeschlagen. Zu entdecken ist die Geschichte des Hauses, besonders seine Geistes- und seine Wissenschaftsgeschichte: Im Inspektorhaus hat Goethe die „Italienische Reise“ redigiert, seine Zeitschrift „Zur Naturwissenschaft überhaupt, zur Morphologie insbesondere“ (1817–1824) zum Druck vorbereitet, Besucher empfangen. Hier sind im August 1820 zwei berühmte Goethe-Büsten entstanden: die von den Bildhauern Christian Friedrich Tieck (1776–1851) und Christian Daniel Rauch (1777–1857).

Inspektorhaus | © Uni Jena, Anne Günther

Anderthalb „Goethe-Zimmer“ sind 1921 im ersten Stock des Inspektorhauses eingerichtet worden, um an sein Wirken in Jena zu erinnern. Daraus ist dann die „Goethe-Gedenkstätte“ entstanden, die sich nun in das „Goethe-Laboratorium“ verwandelt hat. Zur Langen Nacht der Museen Jena erzählt das Laboratorium nicht nur Verwandlungsgeschichten. Gezeigt werden Objekte, die sonst nicht ausgestellt werden. Präsentiert wird ein Nachbau des Feuerzeugs, das der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner 1823 erfunden hat und das in die Geschichte der Chemie in dieser Stadt führt. Im interdisziplinären Gespräch und im Dialog mit dem Publikum wird erörtert, wie das Döbereiner-Feuerzeug funktioniert.

Zur Langen Nacht der Museen bereitet das Laboratium auch eine nächtliche Schreibwerkstatt vor: Sie trägt den Titel „Sehend schreiben lernen“ und wird von zwei jungen Poeten geleitet. Ausstellungsräume können so inspirierend sein, dass man Lust zum Verweilen, zum Schreiben und Zeichnen bekommt. Ausgangspunkt der Erkundungen sind die verschiedenen Ausstellungsobjekte, anhand derer Goethes Spuren einer morphologischen Wissenschaft bis in unsere Gegenwart verfolgt wird. Nach einer kurzen Führung durch die Ausstellung soll das, was wir mit unseren Augen sehen, in ein Gedicht „übersetzen“ werden, um als frischgebackene Autor:innen in die Nacht zu gehen. Vorkenntnisse sind hierzu nicht erforderlich, lediglich die Lust auf einen „schreibenden“ Museumsbesuch. Goethe hat im Inspektorhaus selbst auch gedichtet. Zu Pfingsten 1817 ist folgendes „heiteres“ Gedicht vor Ort entstanden:

Weite Welt und breites Leben,
Langer Jahre redlich Streben,
Stets geforscht und stets gegründet,
Nie geschlossen, oft geründet,
Ältestes bewahrt mit Treue,
Freundlich aufgefaßtes Neue,
Heitern Sinn und reine Zwecke:
Nun! man kommt wohl eine Strecke.

Erinnert wird in diesen Versen die langjährige und vielfältige Praxis der Naturforschung.

Uni Jena / Goethe-Laboratorium | Fürstengraben 26 , 07743 Jena

Bitte vorher anmelden per Mail an goethelab@uni-jena.de.


Förderverein Johannisfriedhof Jena e.V.

Welche Schätze können wohl auf einem historischen alten Friedhof zu finden sein, auf dem schon seit vielen Jahren keine Beisetzungen mehr stattfinden? Es sind die alten Symbole für Trauer und Hoffnung, die die Bildhauer vergangener Jahrhunderte kunstvoll in den Stein der alten Grabmäler geschlagen haben. Kreuze, Totenköpfe, Sensen, Sanduhren, Engel, Putten, die Früchte des himmlischen Paradieses, flammende Herzen als Zeichen der ewigen Liebe und Schmetterlinge, die zum Himmel aufsteigen, halten noch heute die Erinnerung an die Verstorbenen wach, erzählen uns Geschichten und spenden den Lebenden Trost und Zuversicht.

Grab auf dem Johannisfriedhof | © Katrin Undisz

Packen Sie eine Taschenlampe ein und schließen Sie sich der Schatzsuche an, um 21:15 Uhr ist Treffpunkt vor dem Eingang zur Friedenskirche.

Förderverein Johannisfriedhof Jena e.V. | Philosophenweg 1a, 07743 Jena


Neben den hier vorgestellten Einrichtungen hat die Lange Nacht der Museen Jena auch in diesem Jahr noch viele weitere Highlights zu bieten. Freuen Sie sich auf Blicke hinter die Kulissen, besondere Veranstaltungen und lernen Sie die Jenaer Museumslandschaft von einer ganz neuen Seite kennen!

Haben Sie sich schon einen Plan gemacht, welche Museen und Sammlungen Sie zur Museumsnacht besuchen möchten? Verraten Sie uns Ihre Tipps gern in den Kommentaren!

Logo der Langen Nacht der Museen mit Text, Datum und Ortsangabe
Lange Nacht der Museen Jena am 23.05.2025 | © Städtische Museen Jena

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden..