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Die Städtischen Museen Jena – Blick nach vorn und zurück

20 Jahre JenaKultur_Museen

Die Museen in Jena erlebten eine wechselvolle Geschichte

Im Gründungsjahr von JenaKultur 2005 blickten die Städtischen Museen Jena bereits auf eine wechselhafte über hundertjährige Geschichte zurück. Bereits 1901 wurde in Jena das Stadtmuseum unter dem Direktor Paul Weber gegründet. Wenig später konnte sich das Museum im Stadthaus in der Weigelstraße ansiedeln und bekam später noch Außenstellen hinzu. Das Gebäude des alten Stadtmuseums wurde 1945 zerstört und mit ihm auch ca. 80 Prozent des ursprünglichen Bestandes. Die Sammlung des Kunstvereins wurde 1934 in die Bestände des Stadtmuseums integriert. Ihre Entstehung ist der Initiative des Kunsthistorikers und Archäologen Botho Graef zu verdanken, sie enthielt Arbeiten von heute berühmten Künstlern der Klassischen Moderne wie z. Bsp. Ernst Ludwig Kirchner. Ein großer Teil der herausragenden Sammlung des Kunstvereins fiel den Säuberungen durch die Nationalsozialisten im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer. Sowohl die Kunstsammlung als auch die stadtgeschichtliche Sammlung wurden nach dem zweiten Weltkrieg systematisch neu aufgebaut und ständig erweitert. Trotz der Verluste sind die Sammlungen der Städtischen Museen Jena heute um ein Vielfaches größer als vor der Zerstörung des Stadtmuseums. Insgesamt schätzen wir die Sammlungsbestände derzeit auf etwa 220.000 Objekte.

Das Stadtmuseum und die Kunstsammlungen mussten sich nach dem zweiten Weltkrieg in wechselnden Quartieren einrichten. Erst mit der Umwidmung eines ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses am Markt, der sogenannten Göhre, bekam das Stadtmuseum eine dauerhafte Behausung, in die es 1988 einziehen konnte. Seit 1992 fand auch die Kunstsammlung im renovierten Gebäudeteil der sogenannten Neuen Göhre Platz für ihre Sonderausstellungen. Heute platzt der Gebäudekomplex der Alten und Neuen Göhre sprichwörtlich aus allen Nähten und wartet dringend auf die Generalsanierung und die Neustrukturierung der Sammlungsbereiche und damit auch auf einen neuen Ort für die Kunstsammlung Jena.

Zu den Städtischen Museen Jena kam 1981 das Romantikerhaus als neu gegründete Gedenkstätte für die Jenaer Frühromantik hinzu. Es entstand im ehemaligen Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlob Fichte. Bis 1998 fand in diesem Gebäude auch die Kunstsammlung einen Unterschlupf. Ab 1999 widmet sich das Romantikerhaus vollständig der Frühromantik und zeigt seither ein inzwischen in die Jahre gekommene Dauerausstellung.

Die Städtischen Museen Jena bei JenaKultur

Seit 2005 sind die Städtischen Museen Jena Teil des Eigenbetriebes JenaKultur. Damit erhielten sie strukturell einen neuen Rahmen und finanziell eine verlässliche Grundlage. Nicht alle grundlegenden Problemstellungen konnten bisher gelöst werden, doch gab es bereits positive Entwicklungsschritte. So wurde 2008 im ehemaligen Volksbad ein kleines Museumsdepot für eine fachgerechte Lagerung der Bestände eingerichtet, das jedoch nur einen Teil der Sammlungen aufnehmen kann. Nach wie vor ist ein Großteil der stadtgeschichtlichen Sammlungen und der Kunstsammlung dezentral unter teils schwierigen Bedingungen gelagert. Die Klärung der Depotfrage ist eine Aufgabe, die im Museumskonzept 2030 als dringendes Desiderat benannt wurde.

Als Einrichtung von JenaKultur haben sich die Städtischen Museen Jena zu einer wichtigen Museumsadresse entwickelt. Besonders die Kunstsammlung erarbeitete sich durch ihre intensive Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit eine weit über Thüringen hinausreichende Ausstrahlung. Kurator Erik Stephan startete gleich 2005 unter neuem Firmendach mit einem fulminanten Publikumserfolg, der Ausstellung zu Auguste Rodin, die fast 35.000 Besuche zählte und damit immer noch eine der publikumsstärksten Ausstellungen im Freistaat Thüringen ist. Das Ausstellungsprogramm der Kunstsammlung setzt beim Ursprung der Sammlungen in der frühen und Klassischen Moderne an und zeigt außerdem vor allem Kunst des späten 20. und des 21. Jahrhunderts. Mit der Ausstellung „So viel Silber im Grau. Malerei, Zeichnung, Grafik und Plastik aus den Beständen der Kunstsammlung Jena“ landete sie erst kürzlich wieder einen großen Erfolg. 

 

Hohe Besucherfrequenz zur Kunst aus der DDR
Hohe Besucherfrequenz zur Kunst aus der DDR | ©Kunstsammlung Jena

Das Stadtmuseum Jena widmet sich der Geschichte der Stadt und Universität und arbeitet mit einem partizipativen Ansatz. Vereine, Fachexperten und verschiedene Menschen der Stadtgesellschaft sind in die Konzeptionen der Ausstellungen einbezogen. So gab es beispielsweise in diesem Jahr eine enge Zusammenarbeit mit der Erhard-Weigel-Gesellschaft anlässlich des 400. Geburtstags des umtriebigen Wissenschaftlers und Pädagogen Erhard Weigel. Das Stadtmuseum zeigt in diesem Zusammenhang die Ausstellung „Wissenschaft zum Wohle aller – Erhard Weigel zum 400. Geburtstag“. Auch außerhalb des Ausstellungsbetriebs kooperiert Kuratorin Teresa Thieme mit vielen Menschen in und um Jena wie verschiedenen Instituten der Friedrich-Schiller-Universität, dem Institut für militärhistorische Forschung Jena 1806 e.V., dem Thüringer Archiv für Zeitgeschichte oder der Stadthistorikerin Jenas, um nur einige Beispiele zu nennen. Im kommenden Jahr wird die Stadtgeschichte Teil eines Transferprojektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft und setzt gemeinsam mit der Universität Göttingen und der Technischen Universität Dresden eine Ausstellung zur Alltags- und Amateurfotografie im Stadtmuseum um.

Porträtbild von Erhard Weigel vor schwarzem Hintergrund
Porträtbild von Erhard Weigel | ©Kustodie der Universität Jena, Christian Richter

Das Romantikerhaus, geleitet von Max Pommer, zeigt neben seiner Dauerausstellung bis zu drei Wechselausstellungen im Jahr, die einzelne historische Themen vertiefen, aber auch die Bedeutung der Frühromantik auf die Kunst und Kultur der Gegenwart befragen. Außerdem versteht sich das Romantikerhaus als Ort der Begegnung, der Diskussion und des niedrigschwelligen Austauschs, wobei es an das Konzept der romantischen Geselligkeit anknüpft. Es vergibt 2026 zum zehnten Mal einen Literaturpreis in Erinnerung an Caroline Schlegel, mit dem deutschsprachige essayistische Texte prämiert werden. Dazu gehört auch ein Förderpreis.

Plastiken von drei Romantikern im Garten des Romantikerhauses
Die Plastiken von drei Frühromantikern im Garten des Romantikerhauses | ©Jenakultur, A. Hub

Museen als Bildungsorte

Fast 7.500 Kinder und Jugendliche nahmen 2024 an den Bildungsangeboten der Städtischen Museen Jena teil. Sie sind also wichtige außerschulische Lernorte für Jena. Das ist auch dadurch möglich, dass die Bildungsangebote für Jenaer Schulen kostenfrei angeboten werden können. Doch die Museen haben sich auch dem Konzept des lebenslangen Lernens verschrieben und bieten Programme für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen an. All diese Angebote können nur deswegen realisiert werden, weil es 3 (halbe) Stellen für Museumspädagoginnen im Stellenplan der Städtischen Museen Jena gibt und außerdem noch Kulturvermittlerinnen auf Honorarbasis die Arbeit unterstützen. Außerdem kooperieren wir nicht nur mit den Schulen und Kindergärten, sondern mit unterschiedlichsten Bildungsinstitutionen wie der Musik- und Kunstschule Jena, der Ernst-Abbe-Bücherei oder auch der Volkshochschule Jena, um nur einige Beispiele zu nennen.

Kinder in der Ausstellung mit Werken von Martin Furtwängler
Kinder in der Ausstellung mit Werken von Martin Furtwängler | ©Kunstsammlung Jena

Ein großes Event – Die Lange Nacht der Museen Jena

Jährlich organisieren die Städtischen Museen Jena im Auftrag von JenaKultur die Lange Nacht der Museen für Museen, Sammlungen und andere Kultureinrichtungen in Jena. An diesem Abend wandern tausende Gäste durch die Jenaer Nacht und können die Vielfalt der Sammlungs-, Museums- und Ausstellungsarbeit kennenlernen. Die Museumsnacht ist eingebunden in die Impulsregion Erfurt – Weimar – Jena – Weimarer Land. Sie findet 2026 am 5. Juni in Jena statt.

Führung zur Langen Nacht der Museen_Max Pellny fürht durch das Karmelitenkloster
Führung zur Langen Nacht der Museen Jena: Max Pellny führt durch das Karmelitenkloster | ©Städtische Museen Jena

Wer wir sind

Derzeit haben die Städtischen Museen Jena 24 Mitarbeitende, zu denen 3 Freiwillige gehören. Sie arbeiten in verschiedenen Fachspezialisierungen: Verwaltung, Museumstechnik, Sammlungsmanagement, kuratorischer und kustodischer Bereich, Kulturelle Bildung, Marketing, Gestaltung und Kassendienst. Erst das enge Zusammenspiel ermöglicht es, dass wir Sammlungen bewahren, Ausstellungen zeigen, Bildung vermitteln und vor allem unser Publikum erreichen. Zudem sind Ehrenamtliche für die Museen tätig. So betreibt das Institut für militärhistorische Forschung Jena 1806 e. V. beispielsweise das Museum 1806 in Cospeda.

Blick in die Zukunft?

Museen sind in den letzten zwei Jahrzehnten einem starken Wandel ausgesetzt. Zum einen sind sie zunächst einmal bewahrende Institutionen. Sie bilden eine wichtige Säule des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit und jeweils ihrer Region und das über viele Generationen hinweg. Zum anderen erleben sie aktuell große Veränderungsprozesse. Nicht nur die Digitalisierung, sondern auch inklusive und partizipative Konzepte und eine Öffnung der kuratorischen Arbeit für ein diverser werdendes Publikum erfordern eine hohe Flexibilität und Mut zu neuen Arbeitsweisen. Zugleich befinden wir uns im Rahmen der Umsetzung der Museumskonzeption 2030 in einem Prozess der „Generalsanierung“, der vor allem die baulich/technische Infrastruktur sowie die dringend notwendige Neugestaltung der Dauerausstellungen in den Blick nimmt. Wo werden wir 2030 stehen? Ein saniertes offenes und barrierefreies Stadtmuseum, ein neuer Ort für die Kunstsammlung an einem bedeutenden Platz in Jena und ein neu eingerichtetes und im Umfeld aufgewertetes Romantikerhaus. Wir wünschen uns, dass das mehr als nur Träume sind …

Mit diesem kurzen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Städtischen Museen Jena beschließen wir unsere kleine Reihe zu 20 Jahren JenaKultur. Gern können Sie wie immer, Ihre Fragen oder Anmerkungen loswerden. Wir freuen uns über Feedback.

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