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Mitarbeiter:innen vorgestellt: Heute: Dr. Kristin Knebel

Porträtaufnahme des Gesichts von Dr. Kristin Knebel

Der Anspruch: Die Städtischen Museen Jena ganzheitlich führen

Sie sind nun seit 01.01.2025 Direktorin der Städtischen Museen Jena, und einer guten Gepflogenheit folgend wollen wir Sie heute – nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt – hier vorstellen. Sagen Sie doch bitte zunächst etwas zu sich und Ihrem – gern auch persönlichen – Werdegang.

Ich bin in Weimar, Jena, Rudolstadt und Gera aufgewachsen. In Jena habe ich Kunstgeschichte, mittelalterliche Geschichte und evangelische Theologie studiert. Meine Dissertation über einen Teilbereich von Goethes Kunstsammlungen führte mich an die Arbeit mit musealen Sammlungen heran, und das hat sich für mich dann schnell zu meinem „Traumjob“ entwickelt. Nach verschiedenen Projekten und einem wissenschaftlichen Volontariat im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig arbeitete ich zunächst bei der Klassik Stiftung Weimar, dann für einige Zeit freiberuflich und 2009 für kurze Zeit bei den Städtischen Museen Jena. Bis 2018 war ich anschließend als persönliche Referentin des Generaldirektors der Museen und bis 2021 als Abteilungsleitung und Stellvertretung des Generaldirektors tätig. Von 2022-2024 leitete ich die Museen der Stadt Bamberg.

Die Direktion der Städtischen Museen in Jena ist für mich eine spannende und herausfordernde neue Aufgabe, die mir die Möglichkeit gibt, in meiner Heimat Thüringen etwas für die Museen und die Kultur zu bewirken.

Wie haben Sie die Ankunft bei JenaKultur und in Ihrem neuen Wirkungsfeld empfunden? Die Jenaer Eigenbetriebskonstruktion ist ja schon etwas Besonderes. Halten Sie sie für tragfähig und gut für die einzelnen darunter versammelten Bereiche? Empfinden Sie Unwuchten? Wo?

Ich bin hier sehr gut angekommen; dass ich schon einige Kolleginnen und Kollegen aus meiner früheren Arbeit hier kannte, kam mir dabei sicher zugute. Wir sind ja eigentlich zu zweit hier neu gestartet. Kurz vor mir hat unsere neue Teamleiterin der Verwaltung, Bianka Voigt, meine Stellvertreterin, ebenfalls neu angefangen. Sie hat mittelständische Wirtschaft und Kulturmanagement studiert und hat durch ihre langjährige Führung der Galerie Eigenheim und z. B. durch kuratorische Arbeit für das Stipendiatenprogramm des Freistaats Thüringen eine sehr hohe Affinität zu unseren Museumsthemen. Wir haben uns gleich sehr gut miteinander arrangiert und erobern uns quasi gemeinsam die neuen Arbeitsfelder.

Porträtaufnahme von Bianka Voigt
Bianka Voigt | ©privat

Sehr hilfreich ist dabei die große Unterstützung der Werkleitung und natürlich der Mitarbeitenden der Städtischen Museen Jena. Zu beurteilen, ob die Form des Eigenbetriebes weiter tragfähig ist, wäre wohl etwas kühn von mir. Diese Konstruktion existiert immerhin erfolgreich schon 20 Jahre, was wohl ein Argument dafür ist, oder? Es ist eine Herausforderung, zwischen ansatzweise unternehmerischem Denken und der Logik öffentlicher Verwaltung zu vermitteln und letztlich irgendwie beides zu vereinen. Für uns ist es jedenfalls von großem Vorteil, durch die Zuwendungsvereinbarung, die JenaKultur mit der Stadt schließt, mittelfristig planen zu können.
Als Städtische Museen müssen wir trotz der Einbindung in den Eigenbetrieb JenaKultur sichtbar bleiben und den Interessen unserer Zielgruppen und den fachlichen Anforderungen der Museumswelt gerecht werden, so wie das die Jenaer Philharmonie, Ernst-Abbe-Bücherei und alle anderen Einrichtungen auch tun. Wir als Museen bewahren einen Teil des kulturellen Gedächtnisses unserer Gesellschaft, wir interpretieren es, wir schaffen unterschiedliche Zugänge dazu, und wir sind vor allem Teil der Bildungslandschaft hier vor Ort. Die Aufgabe öffentlicher Museen ist es nicht, Gewinne zu erzielen. Sondern wir sind wie die meisten Kulturbetriebe im Nonprofit-Bereich unterwegs und damit auch auf öffentliche Finanzierung angewiesen. Wir versuchen dabei, so gut wie möglich mit eigenen Einnahmen durch attraktive Produkte, gutes Marketing, eingeworbene Fördermittel bzw. Spenden usw. zur Finanzierung unserer Arbeit beizutragen. Museen und Kultur allgemein gehören aus meiner Sicht zur Daseinsfürsorge, gerade im kommunalen Bereich.

Sie leiten im Grunde drei Häuser, eine ziemliche Mammutaufgabe: Das Stadtmuseum Jena, die Kunstsammlung Jena und das Romantikerhaus. Wie hat sich diesbezüglich die Situation für Sie nach Ihrem Start dargestellt?

Richtig, der Gesamtleitung der Städtischen Museen Jena sind zugeordnet das Romantikerhaus (Leitung Max Pommer), die Stadtgeschichte Jena (Kuratorin Teresa Thieme) und Kunstsammlung Jena (Kurator Erik Stephan). Jeder dieser Bereiche hat ein eigenes Profil, und wir sind auch noch für das Museum 1806, das ein Verein betreibt, den Besucherbetrieb im Karmelitenkloster und für die Pelzer-Werkstatt verantwortlich. Und nicht zu vergessen, das ist die sichtbare Spitze des Eisberges. Die Sammlungen bilden das Fundament, unser Rückgrat sozusagen, da besitzen wir inzwischen weit über 200.000 Objekte und müssen auch dranbleiben am Sammeln, um für die Stadtgeschichte oder die Kunstentwicklung wichtiges für die Gegenwart und Zukunft zu bewahren. Die Städtischen Museen Jena sind in den letzten Jahren im Hinblick auf Investitionen in Infrastruktur und Neugestaltung wenig zum Zuge gekommen. Das merkt man natürlich. Zum einen sieht man das den teils recht veralteten Dauerausstellungen an oder spürt es täglich am fehlenden Platz und der nicht ausreichenden Ausstattung zur fachgerechten Aufbewahrung der Sammlungen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Zum anderen knabbert das natürlich auch ein wenig an der Motivation derer, die schon länger dabei sind. Wenn wir jetzt wieder Pläne machen, werden die dann auch umgesetzt oder bleibt es beim schönen Papier, in dem viel Arbeit steckt?

Positiv ist, dass 2024 gemeinsam mit der Werkleitung im Stadtrat die Museumskonzeption 2030 verabschiedet wurde, in der die dringenden Handlungsbedarfe benannt sind. Wir müssen sie jetzt gemeinsam priorisieren, zu einem wirklichen strategischen Werkzeug machen und vor allem ihre Umsetzung planen und durchführen.

Dr. Kristin Knebel

Für uns ein Segen sind die geplanten Investitionen von KIJ, die uns mithelfen werden, auch von Seiten JenaKultur die Häuser der Städtischen Museen Jena neu aufzustellen. Wir arbeiten da gerade sehr produktiv zusammen in der Vorplanung der Baumaßnahmen.

Das Team der Museen ist gemessen an deren Aufgaben nicht allzu groß, doch es besteht aus sehr engagierten und fachkompetenten Menschen, die gemeinsam ein großes Potential haben, etwas zu bewegen. Ich hoffe, dass wir das heben können und die Mitarbeitenden auch spüren, dass das, was sie tun, für das Gesamtkonzept wirksam wird.

Wo diagnostizieren Sie welchen Handlungsbedarf kurzfristig, mittelfristig und langfristig?

Damit wären wir beim Thema Priorisierung. Kurzfristig steht eine große Baumaßnahme, die Generalsanierung der Göhre, vor uns. Sie ist eine große Chance, das Haus nicht nur technisch zu ertüchtigen, sondern auch barrierefrei zugänglich zu machen und zugleich als Museum in ein neues zeitgemäßes Gewand zu kleiden. Bei den Vermittlungsansätzen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten sehr viel getan, das wollen wir in die Neugestaltung einbeziehen. Und gleichzeitig bedeutet es, dass wir das Haus für eine Weile räumen müssen und mit Sack und Pack umziehen werden. Das Interimsquartier – unser Wunsch wäre die ehemalige Augenklinik gegenüber dem Deutschen Optischen Museum – sollte uns zugleich als Interimsdepot mit Schaufunktion für die Kunstsammlungen dienen. Die viel zu beengte Präsentation und Lagerung von Jenaer Stadtgeschichte und einer inzwischen national und auch international renommierten Kunstsammlung der Moderne bis Gegenwart hemmt beide Bereiche in ihrer Entwicklung. Dieses Problem zu lösen ist ein mittelfristiges Ziel und notwendig auch für eine besucherfreundlichere Gestaltung der Göhre. Es wäre großartig, das Quartier Carl-Zeiss-Platz mit dem Volkshaus Jena, dem Deutschen Optischen Museum, dem Ernst-Abbe-Denkmal gemeinsam weiterzuentwickeln und den Städtischen Kunstsammlungen, die ursprünglich dort auch ihren Gründungsort hatten, eine neue Heimat zu geben. Hier könnten ganz im Sinne von Ernst Abbe Wissenschaft, Technologie, Kunst und Kultur sowie Bildungsarbeit kraftvoll ein gemeinsames Potential für die Menschen der Stadt und auch für auswärtige Gäste entfalten.

Kurzfristig steht auch die Neugestaltung des Romantikerhauses an, und auch hier hilft uns KIJ mit der Neugestaltung des Umfeldes, das gerade geplant wird. Mittelfristig gehört auch das Museum 1806 in Cospeda auf die Liste der Aufgaben, wo konzeptionell und strukturell Entwicklungen zu betrachten sind, gleiches gilt für die Pelzerwerkstatt.

Doch geht es nicht nur um die Gestaltung von Museen und Ausstellungen, sondern um die ständige Weiterentwicklung unserer Arbeit und deren breite Öffnung in Richtung der Gesellschaft. Wichtig ist es, ein Digitalisierungskonzept zu entwickeln und strategisch festzulegen, wohin wir in den nächsten Jahren auf diesem Gebiet steuern wollen (und können). Auch das Thema Nachhaltigkeit muss uns ernsthaft beschäftigen und zwar nicht nur auf dem Papier. Das sind nur einige Beispiel für das, was mich gerade so beschäftigt. 

Dr. Kristin Knebel steht an einem Redepult vor einem Kunstwerk in einer Ausstellung
Dr. Kristin Knebel in der Kunstsammlung Jena | © Kunstsammlung Jena

Worin sehen Sie Ihre Rolle im Spannungsfeld zwischen Politik, Werkleitung, Kurator:innen usw., also zwischen Traum/Vision und Wirklichkeit/Realität?

Wo ich meine Rolle sehe? Ganz klar: die Städtischen Museen Jena ganzheitlich zu führen und das nach einem klaren strategischen Konzept und mit fachlicher Expertise, die dafür notwendig ist. Wir tun alles, was wir tun, für die Gesellschaft, und finanziell ist die Stadtgesellschaft unsere Trägerin. Deshalb ist selbstverständlich der Stadtrat mit seinen Gremien als Vertretung der Bürgerinnen und Bürger für mich ganz besonders wichtig. Auch wenn sich nicht alles nur auf die Stadt Jena bezieht, sondern wir schon auch darüber hinauswirken wollen und müssen. Die Werkleitung schafft den Rahmen und die Bedingungen dafür und ist natürlich eine wichtige Anlaufstelle. Ich fühle mich da sehr gut unterstützt. Und ohne die Kolleginnen und Kollegen in den Museen wäre natürlich nichts umsetzbar, und ich hoffe, dass wir uns gemeinsam zu einem starken Team mit Blick aufs große Ganze weiterentwickeln.

Welche Ideen haben Sie zur Weiterentwicklung von Stadtmuseum, Kunstsammlung und Romantikerhaus?

Über die Ideen zur Weiterentwicklung der einzelnen Häuser möchte ich gern ein anderes Mal berichten. Gerade orientieren wir uns hierzu gemeinsam. Aber klar ist, wir wollen offener, interaktiver und partizipativer werden und verschiedene Zielgruppen noch besser erreichen.

Wir danken Frau Dr. Kristin Knebel herzlich für das Interview und wünschen ihr viel Erfolg bei ihrer Arbeit.


Haben Sie Fragen an die neue Direktorin der Städtischen Museen Jena? Na, dann freuen wir uns auf Ihre Kommentare!

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