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Viel Dankbarkeit, Stolz und kreativer Gestaltungswille

20 Jahre JenaKultur, grafische Darstellung mit JenaKultur-Logo & Bild der aktuellen Werkleitung

JenaKultur im 20. Jahr

Nachdem wir am 24. Januar hier im Blog die Gründungsgeschichte des Eigenbetriebs JenaKultur erzählt haben, richten wir nun den Blick auf die Gegenwart.

Seit 20 Jahren gibt es nun diesen kulturellen Eigenbetrieb, und es ist keine Übertreibung, dass er beispielgebend und im besten Wortsinn vorbildlich für ähnliche Konstruktionen in ganz Deutschland geworden ist. Kultur wird ja so oft zwar als schön empfunden und als „weicher Standortfaktor“ gepriesen, in harten haushalterischen Diskussionen dann aber unter dem Damoklesschwert der Freiwilligkeit allzu beliebig zur Disposition gestellt. Bei JenaKultur werden die Einzelinitiativen der städtischen Einrichtungen der Kulturellen Produktion und Bildung sowie des Vertriebs gebündelt und ihnen damit mehr Gewicht gegeben – sowohl in der Außenwirksamkeit als auch einem synergetischen Miteinander der künstlerisch-kreativen Durchdringung, Vernetzung und Vermarktung.

Unterstützt wird dies durch den jeweils für vier Jahre gewährten städtischen Zuschuss, den die Werkleitung in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Einrichtungsleitungen von JenaKultur sowie Stadtpolitik und Stadtspitze aushandelt. Er gestattet ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und auch ein Stückweit unternehmerisches Handeln. Hinzu kommt die Personalhoheit, die ein eigenes Recruting und auch eine eigene Ausbildungstätigkeit, jeweils auf die individuellen Erfordernisse eines Kulturbetriebes zugeschnitten, ermöglicht. Spezifisch ist auch die Einbindung eines großen Klangkörpers, der Jenaer Philharmonie, mit überregionaler Strahlkraft auch für das ebenso integrierte Tourismusmarketing.

So kann man den Gründungsmüttern und -vätern für ihre visionären Ideen nicht genug danken. Die letzten 20 Jahre sind insgesamt eine große Erfolgsgeschichte, die wir u.a. in unserer JenaKulturStory zu erzählen versuchen.

Diese fortzusetzen ist unser erklärtes Ziel.

Verhehlen kann man allerdings nicht, dass der Eigenbetrieb seit etwa fünf Jahren von sehr komplizierten und kräftezehrenden Rahmenbedingungen determiniert wird und aus einem Modus des permanenten Reagierens wieder in den des Agierens kommen muss.

  • Die Corona-Pandemie führte für fast drei Jahre zu einem ziemlichen Stillstand und verursachte Langzeitfolgen, mit denen wir immer noch kämpfen. Dazu gehört beispielsweise ein völlig neues Nutzer:innenverhalten. Angebote werden viel kurzfristiger oder spontan genutzt, das erschwert die Planbarkeit.
  • Hinzu kam ab Beginn des Jahres 2022 eine personalisierte Krise in der Führung des Eigenbetriebs, die große Irritationen und langanhaltende Verunsicherungen auch in der Belegschaft brachte. Nach langen inhaltlichen Diskussionen wurde ab Herbst 2023 eine neustrukturierte Doppelspitze in der Werkleitung mit Schwerpunktsetzung auf Kulturentwicklung und Kulturelle Bildung einerseits, Strategisches Management/Marketing/Tourismus andererseits, also mit klaren Zuständigkeitsbereichen installiert, verbunden mit der Hoffnung auf ruhigeres Fahrwasser für den ganzen Eigenbetrieb.
  • Nach der letzten Kommunalwahl 2024 wurde allerdings ein Dezernat für Bildung, Jugend, KULTUR und Sport neu eingerichtet. Diese neue Struktur in der Stadtspitze mit inhaltlichen Überschneidungen zu den Ursprungsideen des Aufgabenkanons bei Gründung von JenaKultur – insbesondere für hoheitliche und Kulturförder-Aufgaben – erfordert nunmehr, das mühsam installierte innerbetriebliche Verantwortungsgefüge und die Schnittstellen zur Kernverwaltung (wieder) neu zu justieren. Noch sind nicht alle Konsequenzen für die Arbeit des Eigenbetriebs vollkommen abzusehen.
  • Nicht nur die komplizierte gesamtstädtische Haushaltslage, sondern auch die Frage, wie sich im Zeitalter multipler Krisen die Förderkulissen für Kultur und Kulturelle Bildung in Freistaat Thüringen und Bund weiterentwickeln, bergen ein weiteres großes Unsicherheitspotential. Diese schwierige Konstellation beförderte leider besonders im Rahmen der Aufstellung des Städtischen Doppelhaushaltes 2025/2026 und der Zuschussverhandlungen für JenaKultur 2025-2028 unschöne Auseinandersetzungen mit der Freien Szene.
  • Und last but not least hatte der Eigenbetrieb neben dem obligatorischen Tagesgeschäft einige sehr schwere Steine zu wälzen.

Es ist selbstverständlich, dass neben all diesen Umständen immerzu an der Weiterentwicklung und strategischen Ausrichtung des Eigenbetriebs gearbeitet wird.

So liegen vor:

Und in Arbeit befinden sich:

  • Konzept für die Jenaer Märkte und Stadtfeste
  • Konzept für die Neuausrichtung der Politischen Bildung
  • Weiterentwicklungskonzepte für das Romantikerhaus und die Stadtgeschichte
  • Evaluation und Fortschreibung der Zukunftskonzeption der Jenaer Philharmonie
  • andere mehr

Unser größtes Potential aber sind nicht zahlreiche Buchstaben auf geduldigem Konzeptpapier, sondern unsere vielen Mitarbeiter:innen in allen Einrichtungen, Service- und Querschnittsbereichen oder Sonderaufgaben, mit ihrer Verbundenheit zum Eigenbetrieb, ihrer Neugier, ihrer Kreativität und ihrem Gestaltungswillen, aus JenaKultur mehr als nur eine „Kulturverwaltung“ zu machen und die sich als Botschafter:innen ihres Berufs und ihrer Berufung verstehen und somit JenaKultur zur „Kulturgestalterin“ werden lassen, in einer großen Bandbreite und einem weit überregionalen Output.

In der Hebung dieses Potentials liegt unsere größte Zukunftschance, und wir sind dankbar für diese Kraft, die wir als Werkleitung spüren und in deren Dienst wir auch unsere Energie und unsere Arbeitsleistung zu stellen bereit sind.

Der Auftrag zur Formulierung eines Updates unserer „Firmenphilosophie“ als schlüssiger strategischer Gesamtausrichtung, die das gesamte, komplexe Bedingungsgefüge im Blick hat und daraus kluge, tragfähige, zukunftsorientierte Ableitungen trifft, liegt mit der neuen Kulturkonzeption der Stadt Jena und für den Eigenbetrieb JenaKultur seit April 2024 vor. Konkret geht es um die Wiederaufnahme eines Leitbild-Visions-Missions-Prozesses mit Klärung von Diversitätsorientierung, Einführung eines Qualitätsmanagements und Erarbeitung von Wirkungszielen und daraus abgeleiteten Qualitätsmerkmalen für die Kulturarbeit.

Die weiteren für JenaKultur formulierten Maßnahmen des Kulturkonzeptes sind im „Realitäts-Check“ und unter den vorab beschriebenen schwierigen Rahmenbedingungen, insbesondere in der Abgrenzung zum neuen Kulturdezernat, beständig umzusetzen und weiterzuentwickeln – das wird unsere Herkulesaufgabe für die kommenden vier Jahre.

Grafik 20 Jahre JenaKultur
skop

So begeht JenaKultur seinen 20. Geburtstag mit Freude und Pragmatismus, zugleich mit viel Dankbarkeit, Stolz und kreativem Gestaltungswillen.

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