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Radio OKJ ist Partner von „Schranken Los! Kulturfestival für jedermensch“

OKJ Studio 1

Seit nunmehr fast 25 Jahren gibt es in Jena ein Bürgerradio, Radio OKJ. Es lebt vom Engagement einer kleinen festen Crew, aber auch und besonders vom Mittun der Bürgerschaft, die Beiträge liefert, selber erstellt und den Kanal als Kommunikationsplattform im besten Sinne versteht. So kann man nicht nur das Team selbst, sondern ganz Jena zum Jubiläum herzlich beglückwünschen.

Wir haben Tim Wiezorek, Medienassistent, und Matthias Dornieden, Geschäftsführer des Senders, ein paar Fragen gestellt und bedanken uns sehr herzlich für diesen tieferen Einblick in die Arbeit des OKJ.

Seit wann gibt es Euch genau?

Der Trägerverein wurde am 25.06.1998 als „Offener Hörfunkkanal Jena e. V.“ gegründet. Am 13.03.1999 ging der Offene Kanal Jena als erstes vereinsgetragenes Lokalradio in Thüringen auf Sendung. Im Zuge der Änderung des Landesmediengesetzes senden wir seit 2016 als Bürgerradio, der Verein heißt seitdem „Radio OKJ e. V.“. Unser Arbeitsauftrag richtet sich jetzt vermehrt auch auf die redaktionelle Aufarbeitung lokaler Themen.

Wem oder wessen Engagement verdankt sich Eure Existenz? Wart Ihr sozusagen eine ehrenamtliche oder eher politische Initiative? Mit welchem Ziel oder Auftrag?

Die Idee von offenem und von Bürgern gestaltetem Rundfunk gibt es seit den 1920er Jahren. Den ersten Offenen Kanal in (West-)Deutschland gibt es seit 1984. Nach der Wende weckte die Idee medialer Bürgerbeteiligung auch in Ostdeutschland zunehmende Begeisterung. Die Gründungsmitglieder des Jenaer Trägervereins setzten sich aus verschiedenen engagierten Gruppen zusammen: Neben Akteur:innen aus Kultur und Vereinen waren federführend auch Gewerkschaften und Parteien vertreten. Auch Kontakte zu den Hochschulen bestehen seit Anfang an. Die gemeinsamen Ziele sind bis heute die Vermittlung von Medienkompetenz, eine breitgefächerte Berichterstattung zu lokalen und regionalen Themen und die Bereicherung der Jenaer Kultur- und Medienlandschaft durch niederschwellige und zugangsoffene Produktions- und Sendemöglichkeiten.

Wie ist Eure Struktur, Eure Rechtsform? Wie viele Mitarbeiter:innen seid Ihr? Wie werdet Ihr bezahlt? Oder arbeitet Ihr ehrenamtlich? Wie seid Ihr technisch ausgestattet?

Der Trägerverein ist der Veranstalter des Radioprogramms. Er verfolgt rein gemeinnützige Zwecke. Als Rundfunkveranstalter bewirbt sich der Verein in regelmäßigen Abständen auf die Sendelizenz bei der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), die meist vier Jahre gültig ist. Laut des Landesmediengesetzes verfolgen wir drei zentrale Aufgaben: die Medienbildung, die lokale Berichterstattung und die Bereitstellung zugangsoffener Sendeflächen. Das Programm ist absolut werbefrei.

Der Vorstand des Vereins arbeitet ehrenamtlich. Beim Verein angestellt sind momentan sechs Personen: neben dem Geschäftsführer sind das der Redaktionsleiter, der die lokale Berichterstattung koordiniert, zwei Medienpädagoginnen sichern die Medienbildung ab, zwei Assistenzen unterstützen in den Bereichen Geschäftsführung und Technik & Radiomacherbetreuung. Die TLM finanziert außerdem einen Volontär im Redaktionsbereich. Eine FSJ- und eine BFD-Stelle, sowie zwei geringfügig Beschäftigte Aushilfen vervollständigen das Team.

Die Grundförderung erfolgt im Sockel durch die TLM, die einen sehr geringen Teil der Thüringer Rundfunkbeiträge an die Bürgerradios weiterleitet. Aufgestockt wird das knappe Budget von JenaKultur. Das Medienpädagogische Projekt „RABATZ“ wird vom Fachdienst Jungend und Bildung der Stadt Jena finanziert. Außerdem erhalten wir natürlich die jährlichen Mitgliedsbeiträge unserer Vereinsmitglieder und gelegentliche Spenden.

In unseren Räumen im Schillerhof haben wir drei sendefähige Studios, einen Schnittplatz und eine Lounge mit DJ-Pult, aus der ebenfalls live gesendet wird. Alle Räume sind mit modernen Mikrofonen und Schnittprogrammen ausgestattet. Unser Signal wird dann vom Sender Oßmaritz mit einer Sendeleistung von 0,3 KW auf UKW 103.4 MHz ausgestrahlt. Außerdem streamen wir natürlich zum weltweiten Empfang im Netz.

Wie wird das Programm erstellt? Wie entsteht es? Wer liefert die Ideen, setzt sie um? Oder anders gefragt: wie genau arbeitet Ihr? Woher kommen die Sendungen?

Ein Großteil der Sendungen im laufenden Programm wird gestaltet von Bürgerinnen und Bürgern, die einfach Lust haben Radio zu machen. Pro Woche gestalten bis zu hundert Menschen ehrenamtlich Sendungen verschiedenster Art. Die Motivationen dahinter sind vielfältig: von Vereinen, die über ihre Arbeit berichten wollen, über Menschen, die einfach ihre Musik im Radio spielen wollen, bis zu ausgearbeiteten Radio-Features oder Hörspielen.

Ein erster Schritt ist immer, dass die Menschen zu uns kommen um die Technik kennenzulernen. Häufig lassen sich erste Bedenken wegen der vielen Regler und Knöpfe da schon ausräumen. Im Gespräch wird dann geschaut, ob sich die Idee eher als Livesendung oder Vorproduktion umsetzen lässt und dann werden Termine gemacht. Inhaltlich ist den Radiomacher:innen absolut freigestellt, was sie machen – so lange es im Rahmen gesetzlicher Regelungen bleibt. Viele Sendungen werden dabei von Redaktionsgruppen gestaltet, die sich meist mit lokalen Themen beschäftigen. Wir betreuen also vor allem in technischen und gestalterischen Fragen. Die Redaktion sendet mit der „JenaZeit“ ein eigenes Magazin, das den städtischen und regionalen Themen gewidmet ist. Im Zuge der medienpädagogischen Arbeit gibt es außerdem wöchentliche Sendungen der Jugendredaktion ‚LuxOhr‘ und Sendungen, die von Schulklassen oder Kindergartengruppen gestalten werden.

Wer hört Euch? Bekommt Ihr Feedback aus der Öffentlichkeit? Wie? Wo? Von wem?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es keine Quotenerhebung für werbefreie Bürgermedien gibt. Nichtsdestotrotz bekommen wir natürlich Feedback von Hörer:innen in der Stadt, vorallem im persönlichen Gespräch und vermehrt über die Social-Media-Präsenz. Im Empfang spielen die verschiedenen Auspielwege eine Rolle: in den letzten Jahren ist eine klare Steigerung der Zugriffe auf den Livestream zu beobachten, aber auch das klassische UKW-Signal spielt – zum Beispiel in  Autoradios – noch eine große Rolle. Besondere Aufmerksamkeit bekommen natürlich Sonder- und Projektsendungen, die meist in Kooperation realisiert werden und oft neue Hörerkreise erschließen. Gefragt sind auch unsere Podcasts auf den bekannten Kanälen.

Hier noch einmal unser gesamtes Gespräch zum Mithören.

Ihr habt auch bereits Kooperationen mit JenaKultur (=Jenaer Philharmonie, Musik- und Kunstschule, Volkshochschule, Städtische Museen Jena, Ernst Abbe-Bücherei, Villa Rosenthal, Volkshaus, Volksbad, Kulturarena, Tourismus, Sonderprojekte u.v.m.) Welche genau? Gibt es regelmäßige Sendeplätze? Wer macht das Programm?

Eines der schönsten regelmäßigen Projekte ist für uns die Begleitung der Kulturarena. Es ist toll, den Radiomachern Interviews mit ihren Lieblingskünstlern zu ermöglichen. Auch die Lange Nacht der Museen und die der Wissenschaft begleiten wir seit vielen Jahren mit Livesendungen.

Mit der „Bücherstunde“ gibt es eine monatliche Sendung mit der Ernst-Abbe-Bücherei. Das „Philharmonie Radio“ gab lange Zeit Einblicke ins Programm des Orchesters. Vereinzelt übertragen wir außerdem Veranstaltungen von JenaKultur – zum  Beispiel ein Live-Hörspiel aus der Villa Rosenthal. Im Rahmen der Medienbildung haben außerdem Kinder Audio-Guides für verschiedene Museen erstellt.

Eine neue Kooperation als Premiumpartner wird Eure Begleitung des sogenannten Schranken Los!-Kulturfestival für jedermensch. Welchen Part werdet Ihr da genau wahrnehmen? Worauf dürfen wir uns freuen?

Die Idee des Schranken Los!-Kulturfestival ist ein möglichst einfacher Zugang, da können wir gut anknüpfen. Das Radio ist ein direktes und ziemlich einfaches Medium. Unser Plan ist, gemeinsam mit JenaKultur einen Podcast zu produzieren, der die Themen des Festivals schon im Vornherein beleuchtet. Davon erhoffen wir uns zum einen eine größere Aufmerksamkeit für das Festival selber, aber auch das Erfahren von Themen, Problemen und Ideen, die dann beim Festival vielleicht schon bearbeitet werden. In diesem Fall funktioniert das Radio also auch als Kommunikationsapparat.

Das Festival selber werden wir mit Livesendungen begleiten. Außerdem ist der Plan, vor Ort weitere Stimmen und Themen für den Podcast zu sammeln. Der soll auch nach dem Festival weitergeführt werden. Wir hoffen damit einen nachhaltigen Beitrag zum Festival und zur Entwicklung des Themas in Jena zu leisten.

Wo seht ihr Euch in 10 oder 15 Jahren? Was ist Euer größter Wunsch?

Natürlich hoffen wir, dass Radio OKJ weiterhin senden wird. Die Umstellung des Sendeweges von UKW auf DAB+ wird das nächste einschneidende Ereignis sein, geplant in den nächsten fünf Jahren. Leider ist ein paralleler Betrieb finanziell ausgeschlossen.

Ein großer Wunsch ist eine weiterhin engagierte Gruppe an Radiomachern, die auch bereit sind im Verein Verantwortung zu übernehmen, denn ohne ehrenamtliches Engagement läuft – wie in so vielen Bereichen – leider sehr wenig. Eine Anpassung der finanziellen Ausstattung wäre wünschenswert, gestaltet sich aber aufgrund der komplizierten gesetzlichen Regelungen schwierig. Dazu müssten sich die Bundesländer einigen. Zumindest konnten nachhaltige Kürzungen zuletzt verhindert werden.

Immer größer wird bei uns naheliegender Weise das Thema Podcasts, zu dem wir auch vermehrt Workshops anbieten. Insgesamt sollte der Medienpädagogik ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Eigentlich gehört sie drastisch ausgebaut. Wir leben in einer digitalen Mediendemokratie und Medienbildung kann – bei Kindern, wie Erwachsenen – ein größeres Bewusstsein für den Medien- und Demokratieumgang ermöglichen. In Zeiten von Fake-News und Desinformation kann dieser Punkt gar nicht wichtig genug genommen werden.

Neugierig geworden? Dann hören Sie doch mal rein in das Programm von Radio OKJ. Welle 103,4 oder wie schon gesagt unter radio-okj.de! Und falls Sie Themen vermissen sollten, kein Problem, getreu dem Motto „Do it yourself!“, werden Sie doch selbst zur Radiomacher:in!

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