Einiges zu erzählen gibt es über die Tournee der Jenaer Philharmonie im Januar: Von umjubelten Konzerten bis zu einem defekten LKW, der allen Beteiligten Nerven aus Stahlseilen abverlangte.
Fünf Tage, fünf Gastspielorte: Eine künstlerisch-musikalisch erfüllende und erfolgreiche Tournee liegt hinter der Jenaer Philharmonie. Ihre Gastspielreise führte die Musiker:innen gemeinsam mit Generalmusikdirektor Simon Gaudenz vom 19. bis 23. Januar 2023 nach Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wo sie u. a. im Konzerthaus Dortmund zu Gast waren. Mit zwei verschiedenen Konzertprogrammen begeisterte das Orchester bei seinen Auftritten, denn das Publikumsfeedback sprach überall für sich mit Standing Ovations in den Konzertsälen und vielen Besucher:innen – allein 1.300 waren es in Dortmund.
„Sämtliche Soli aus dem Orchester zeugten genauso vom hohen Niveau der Musiker aus Jena, wie der präzise und ausgewogene Tutti-Klang. Der Dirigent und sein Orchester sind ein eingespieltes Team […]. Die hervorragende Orchesterleistung lockte das Publikum wiederum aus der Reserve. Der Jubel mündete in einer rasant und brillant gespielten Zugabe, der Ouvertüre zu Mozarts ‚Hochzeit des Figaro‘.“ (Die Rheinpfalz)
„Glücklich, aber geschafft,“ beschreibt wahrscheinlich sehr gut, wie sich das Orchester aber auch das Team der Verwaltung, das die Reise begleitete und organisierte – Orchesterdirektor, Orchesterinspektor und Orchesterwarte – nach der Rückkehr in Jena fühlten. Denn wie es auf Reisen oft so ist, läuft nicht immer alles nach Plan, muss auch vor Ort noch organisiert und auch mal improvisiert werden, passiert völlig Unvorhersehbares.
So geschehen am dritten Reisetag: Nach dem Konzert in Velbert ließ sich der teilweise beladene LKW aufgrund eines Defekts nicht mehr öffnen, damit war der Transport von Kleiderkisten mit Konzertkleidung und Teilen des Instrumentariums auf einen Schlag nicht mehr möglich. Auch der herbeigerufene Pannennotdienst konnte nicht helfen, und so mussten über Nacht Alternativlösungen gefunden werden, denn schon am nächsten Vormittag stand das Konzert im prestigeträchtigen, bestens verkauften Dortmunder Konzerthaus auf dem Programm.
„LKW defekt (heute Nacht), Orchester in Zivil, geliehene Pauken (dank des Theaters Dortmund), viele neue Kolleg:innen kennengelernt (Sonntagmorgen)“. Eine kurze Nachricht, die den Puls in die Höhe schnellen lässt. Orchesterdirektor Alexander Richter und sein Team hatten alle Hände voll zu tun und viel zu telefonieren, damit am Ende das Konzert wie geplant stattfinden konnte. Mit zehn Minuten Verspätung und in ihrer Alltagskleidung kamen die Musiker:innen der Jenaer Philharmonie und Simon Gaudenz schließlich im Konzerthaus auf die Bühne.
Wenige Minuten vor Konzertbeginn waren die Pauken der Dortmunder Philharmoniker angeliefert worden – ein Dank geht an dieser Stelle auch noch einmal an das Theater Dortmund für seine schnelle Hilfe.
All das konnte allerdings nicht das musikalische Erlebnis und die Freude der Zuhörer:innen am Konzert schmälern und die Ruhr Nachrichten bestätigten:
„In Jeans und Sweatshirt spielten die 48 Musiker nicht schlechter als im Abendkleid und Frack.“
Auch Simon Gaudenz ist nach dem gelungenen Konzert glücklich: „Der ungewöhnliche Auftritt tat der Spielfreude keinen Abbruch, das Konzert gelang grandios.“
Die Jenaer Philharmonie ist in der aktuellen Spielzeit 2022.2023 mit zahlreichen Gastspielen unterwegs. Bereits im September letzten Jahres begann die Saison mit dem Gastspiel des Orchesters in der Schweiz beim Festival Murten Classics. Nach der gerade beendeten Deutschlandtournee ist das Orchester im April mit dem Mahler-Scartazzini-Zyklus in Worms und Mülheim zu Gast. Die Jenaer Philharmonie macht sich zunehmend national und international einen Namen und trägt mit ihren Tourneen ein Stück Jena in die Welt. Große Bedeutung haben die Gastspielreisen auch für die Musiker:innen des Orchesters. „Nicht nur, dass man rauskommt, in anderen Sälen spielt und in anderer Akustik auch eine neue Art von Zusammenspiel ausprobieren kann“, erzählt die Solo-Piccoloflötistin Pia Scheibe. „Fast noch wichtiger ist das Unterwegssein für die Menschen im Orchester, weil man endlich mehr Zeit zusammen verbringen kann. Man kommt ins Gespräch mit neuen Kolleg:innen, aber auch mit denen, die man eigentlich schon ewig kennt.“ Über die Bedeutung und besondere Erlebnisse bei Gastspielreisen spricht Pia Scheibe im Interview, das im Saisonbuch der Jenaer Philharmonie zu finden ist.
Nun, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie die Jenaer Philharmonie in diesem Jahr bereits live erlebt? Welche Konzerterlebnisse stehen in Ihrem ganz persönlichen Kulturkalender demnächst an? Wir sind wie immer gespannt auf Ihre Antworten.