Jonas Zipf in seinem Büro im Volksbad Jena, ein Play-Button in der Mitte des Bildes

Den Wunsch nach einem Kunsthaus für Jena gibt es schon ziemlich lange. Genau genommen, seitdem das erste Kunstwerk erworben wurde. Und das war 1913, also vor 109 Jahren mittlerweile. Gleichwohl stand und steht Jena eher für Wissenschaft und Wirtschaft. Kunst und Kultur werden mithin von vielen lediglich als das nette Sahnehäubchen, als weicher Standortfaktor, also als Argument für mitreisende Ehepartner:innen von Wissenschaftler:innen und Wirtschaftslenker:innen betrachtet. Dass nun aber die Diskussion um ein Kunsthaus ernsthaft und mit der realen Hoffnung auf Realisierung geführt wird, verdankt sich auch dem eigens gegründeten Verein „Ein Kunsthaus für Jena e.V.“, einer Initiative, die das Thema seit 2017 immer wieder mit viel Verve auf die Tagesordnung setzt.

Nun ist also endlich Bewegung in die Sache gekommen. Die Zeit scheint reif für ein Kunsthaus für Jena!

Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur, erläutert das Projekt, beleuchtet Hintergründe und stellt Ideen und Perspektiven vor.

Kennen Sie die Jenaer Kunstsammlung und ihre wechselvolle Geschichte? Was halten Sie von einem Kunsthaus für Jena? Diskutieren Sie mit uns.

Und natürlich wünschen wir Ihnen an dieser Stelle von Herzen schöne Ostertage. Genießen Sie die freie Zeit und bleiben Sie uns gewogen!

  1. Hans-Jürgen Hein

    Sehr geehrter HerrZipf. Vielen Dank für die Zusammenfassung der Diskussion um ein Kunsthaus für Jena. Sie ist für mich ein Zeichen der Hoffnung, dass es im 2. Anlauf – nach dem offensichtlichen Scheitern der sogenannten Bürgerstiftung „Kulturstiftung Jena“, zu deren Gründungsstiftern ich gehöre, besser klappt.
    Folgende Anmerkungen dazu:
    1. Der Stiftungsgedanke ist m.E. in Ordnung.
    2. Damit die Chance besteht, das Vorhaben zu einem echten Anliegen der Bürger der Stadt und ihrer weiteren Akteure sowie deren Beteiligung zu machen, sollte auch hier eine Institutionalisierung erfolgen.
    3. Vorbild für eine entsprechende Konstruktion könnte das Kunstmuseum Ahrenshoop (KMA) sein. Dabei handelt es sich um eine rechtlich unselbständige Stiftung mit einem Kunstmuseum e.V. als Treuhänder.
    4. Die entsprechenden Satzungen finden Sie hier:
    https://kunstmuseum-ahrenshoop.de/fileadmin/redaktion/kunstmuseum-ahrenshoop.de/Downloads/Satzung_KMA_Verein_2016.pdf
    https://kunstmuseum-ahrenshoop.de/fileadmin/redaktion/kunstmuseum-ahrenshoop.de/Downloads/Satzung_KMA_Stiftung_2016.pdf
    5. Der e.V. wurde 2005 gegründet. Das KMA 2013 eröffnet. D.h. für mich, man muss sofort mit der Diskussion des rechtlichen Konstruktes beginnen.
    6. Nun noch eine Frage: Gibt es eigentlich eine vollständige Inventur der Kunstsammlungen und sind die Stücke in irgendeiner Form digitalisiert? Wenn nein, dann könnte sich als eine der ersten Aufgaben der zu gründende Verein (s.o.) um diese Fragen kümmern. Voraussetzung wäre dann ein Depot, in das die Schätze gebracht werden könnten. Das Land wird sicherlich in der Bachstraße dazu eine Immobilie zur Verfügung stellen, die es dann später in die Stiftung einbringen kann.

    Freundliche Grüße
    Hans-Jürgen Hein

    • Lieber Herr Hein.

      Ich möchte kurz antworten und danke herzlich für Ihre Zeilen. Der Verweis auf Ahrenshoop ist schön, wird aber sicher nicht in allen Facetten auf Jena übertragbar sein. Aber immerhin ist man dort zu einem schönen Ausstellungshaus gekommen, dass die Attraktivität des Ortes und der Region steigert. Auch Leihgaben aus der Jenaer Sammlung waren dort schon zu Gast.

      Der Gedanke einer Stiftung wurde über ein Beteiligungsverfahren erarbeitet und in einer Abstimmung gefällt. Die juristische Ausgestaltung soll folgen, ist allerdings aus verschiedenen Gründen auf September vertagt worden. Ich bin ganz bei Ihnen und vermute mehr als ich das weiss, dass dieser Prozess ein langwieriger ist.

      Die Jenaer Kunstsammlung umfasst derzeit etwa 8000 Arbeiten von sehr unterschiedlicher Art. Das betrifft nicht nur den materiellen und/oder kunsthistorischen Wert, sondern auch Provenienz, die Form der juristischen Verfügbarkeit und die Materialität der Werke an sich. Alle Arbeiten sind erfasst, der Zustand der Inventarisierung ist allerdings noch nicht in allen Bereichen gut. Aktuell arbeiten wir den Bereich „Kunst aus der DDR“ auf. Ich hoffe, dass wir das im kommenden Jahr abschließen können. Wenn das gelingt, hätten wir die am besten dokumentierte und publizierte Sammlung im Freistaat. Neben Altbeständen, Schenkungen, Spenden und Erwerbungen, gibt es auch zahlreiche Dauerleihgaben in der Sammlung. Es gibt keine Sammlungen, die vollständig digitalisiert sind. Thüringen liegt unter dem Durchschnitt und in den meisten Fällen ist nur eine pragmatische Digitalisierung machbar … aber auch ausreichend.

      Eine Immobilie in der Bachstraße wäre sicher hilfreich, insgesamt brauchen wir aber eine dauerhafte Lösung für die Unterbringung und Pflege der Sammlung und deren Ausstellung. Die Kunstsammlung der Stadt fußt in Ihrem Ursprung auf einem rein bürgerschaftlichen Engagement und ist der wertvollste Teil der städtischen musealen Sammlungen. Über ein adäquate Unterbringung und Ausstellung, die immer nur im Zusammenspiel mit Wechselausstellungen sinnvoll ist, wir seit über einhundert Jahren geredet.
      Freundlich grüßt Erik Stephan

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