Im Jenaer Ortsteil Cospeda, nur wenige Schritte vom historischen Schlachtfeld der Schlacht von Jena und Auerstedt entfernt, liegt ein kleines Museum mit einem großen historischen Thema. Das Museum 1806 rückt die dramatischen Ereignisse der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt in den Mittelpunkt. Hinter der Ausstellung steht ein Mann, der sich die letzten 30 Jahre seines Lebens nicht nur den militärhistorischen Details dieser Epoche gewidmet hat, sondern vor allem eine zutiefst persönliche Botschaft vermitteln möchte: Günther Queisser (Jahrgang 1942).

Vom Maschinenbau zur Militärgeschichte
Der Weg von Günther Queisser ins Museumswesen verlief alles andere als geradlinig. Mehr als 25 Jahre lang leitete der studierte Maschinenbauingenieur die Maschineninstandhaltung im Jenaer Glaswerk, bis die Abteilung in den Jahren nach der Wende aufgelöst wurde.
Als 1994 das Dorf Cospeda nach Jena eingemeindet wurde, kam auch die damalige „Gedenkstätte 1806“ unter die Obhut der Städtischen Museen Jena. Im Hinblick auf den 190. Jahrestag der Schlacht sollte die historische Bedeutung des Ereignisses stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Diese Aufgabe übernahm ab dem 1. Oktober 1995 Günther Queisser – zunächst über eine Arbeitsfördermaßnahme, später ehrenamtlich. Mit seiner Leidenschaft für Militärgeschichte und seinem technischen Wissen prägte er die Arbeit am Museum nachhaltig. 1996 war er Mitbegründer des Vereins „Institut zur militärgeschichtlichen Forschung 1806 e. V.“, der bis heute das Museum betreibt und gestaltet. 2015 wurde Günther Queisser für seine ehrenamtliche Arbeit mit der Kulturnadel des Freistaats Thüringen geehrt.

Krieg verstehen statt verklären: Das Museum 1806
Von Beginn an verfolgten Günther Queisser und seine Mitstreiter ein klares Ziel: Die Ausstellung sollte kein verklärtes Bild von Krieg vermitteln, sondern die ungeschminkte Realität. „Wir wollten zeigen, wie Kriege entstehen und was sie für eine Region bedeuten“, sagt Queisser.
Die alte Ausstellung aus den 1970er Jahren vermittelte noch das veraltete, ideologisch geprägte Geschichtsbild der DDR. Deshalb erhielt Günther Queisser zunächst die Aufgabe, kritische Kommentare einzufügen. 1998/99 gelang es schließlich mit Unterstützung des Arbeitsamtes, Mittel für eine grundlegende Neugestaltung zu sichern. Das Stadtmuseum Jena entwickelte gemeinsam mit dem Verein ein neues Ausstellungskonzept. Mit großem Erfolg und internationaler Beachtung konnte das neue Museum am 9. Mai 1999 eröffnet werden.
Auf nur 135 Quadratmetern zeigt die Ausstellung bis heute Exponate aus den Beständen des Stadtmuseums Jena. Um den knappen Raum zu kompensieren, setzt der Verein auf detailreiche Zinnminiaturen, oft von Vereinsmitgliedern selbst gefertigt. Sie machen selbst komplexe militärische Abläufe anschaulich.

Die Arbeit des Vereins und seine Ziele
Der Verein betreut jedoch nicht nur die Ausstellung, sondern richtet auch Führungen, Vorträge und Bildungsangebote aus. Günther Queisser entwickelte mit dem ehemaligen Museumsdirektor Holger Nowak zudem ein umfassendes Informationssystem für das gesamte Schlachtfeld Jena und Auerstedt, ein Lexikon, einen historischen Schlachtfeldführer sowie weitere Broschüren und Filme.

Im Jahr 2022 entstand zuletzt ein filmischer Rundgang über das Jenaer Schlachtfeld, der frei auf YouTube verfügbar ist. Besonders gefragt sind die von Günther Queisser geführten Rundgänge über das Schlachtfeld und durch das Museum. Schulen, Geschichtsvereine und Gäste aus ganz Europa nutzen diese Angebote regelmäßig.
Doch wie viele Vereine steht auch das Museum 1806 vor der Herausforderung, Nachwuchs zu gewinnen. Mit nur rund 17 Mitgliedern hofft Günther Queisser auf eine jüngere Generation, die die Arbeit weiterführt. Außerdem wünscht er sich mehr Ausstellungsfläche, um Sonderausstellungen und neue Themen zeigen zu können.
Die Schlacht bei Jena. Filmischer Rundgang auf dem historischen Areal von 1806 mit Günther Queisser, 2022. © Stadtmuseum Jena, m4medien/Uwe Germar
„Krieg ist scheiße“ – eine persönliche Lektion
Hinter Günther Queissers Engagement steht auch eine tiefe persönliche Erfahrung: Als Kind verlor er seinen Vater und seine Heimat im Krieg. Diese Erlebnisse prägen seine Haltung bis heute.
„Vielfach glaubt man, wer sich mit Militärgeschichte beschäftigt, sei ein Kriegstreiber“, sagt er. „Aber das Gegenteil ist der Fall.“ Für ihn ist Militärgeschichte eine Auseinandersetzung mit den Mechanismen, die zu Leid und Zerstörung führen.
Seine Botschaft ist klar und unmissverständlich: „Krieg ist scheiße.“ Krieg, so Queisser, bedeute immer Tod, Verwundung und Leid für diejenigen, die kämpfen müssen, während andere davon profitieren. Deshalb stellt er sich immer wieder die Frage: „Wem nützt es?“ – übernommen von den Lehrern seiner Kindheit, die selbst ihre Jugend in Uniform verbrachten.
Mit dem Museum 1806 will Günther Queisser zeigen, dass die Lehren von 1806 auch heute noch aktuell sind: Krieg kennt keine Gewinner:innen – außer denen, die ihn anzetteln.
Napoleon und Jena. Ein Generationengespräch, 2021. © Stadtmuseum Jena, Christian Hill
Wir danken Teresa Thieme vom Stadtmuseum Jena für dieses sehr persönliche Portrait von Günther Queisser und seiner unermüdlichen, ehrenamtlichen Arbeit für das Museum 1806! Es zeigt eindrücklich, dass die Aufarbeitung der militärgeschichtlichen Vergangenheit nicht nur eine wichtige Aufgabe zur Analyse der Vergangenheit, sondern auch zur Bewahrung des Friedens ist.
Deshalb empfehlen wir Ihnen sehr, liebe Leser:innen, das kleine, aber liebevoll betriebene Museum in Cospeda selbst zu besuchen – vor allem jetzt, wo sich das historische Ereignis der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober zum 219. Mal jährt.
Haben Sie die Ausstellung schon besucht oder sogar eine Führung bei Günther Queisser mitgemacht? Dann erzählen Sie von Ihren Eindrücke gern in den Kommentaren!

Jena ist und bleibt meine Heimatstadt!
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