Wir* hatten uns sehr darauf gefreut. Wir waren gespannt. Für viele war es eine ganz neue Erfahrung, Neuland sozusagen, das wir gemeinsam betreten wollten. Wir haben in einem großen Team mit so vielen Playern vor allem aus Jena selbst seit langem zusammengearbeitet, geplant, überlegt, haben uns die Köpfe heiß geredet, sind so zusammen gewachsen, haben viel gelernt, übereinander, über unsere Gesellschaft, wo es knirscht, wo der Gemeinschaftssinn ausbaufähig ist, aber auch darüber, woran man anknüpfen kann, was gut läuft.
Nun müssen wir schweren Herzens und aus gegebenem Anlass alles erst einmal „einfrieren“ und die Power, so gut es geht, bewahren für 2021.
Denn: das erste Jenaer Inklusionsfestival muss genau um ein Jahr verschoben werden, auf den 30. April bis zum 16. Mai 2021.
Wir sind nun dabei, alle Ideen, Verträge, Projekte dahingehend zu checken, inwieweit sie „einfach“ ins nächste Jahr genommen werden können. Leider nicht überall wird das gehen.
Wie etwa unser Festivalzentrum 2021 aussehen kann, wo es sich befinden wird, muss sich zeigen. Ja, da blutet uns schon ein wenig das Herz. Denn die diesjährige Lösung wäre einfach brillant gewesen: Holzmarkt, ehemalige Intersportfiliale. Michael Carl alias „Carlos“ vom Strand 22 hatte sich bereit erklärt, die Räume zu möblieren, dann gastronomisch zu betreuen. Im Obergeschoss wollten wir kleine Veranstaltungen anbieten, und generell wäre die zentrale Lage genau das gewesen, was unser Anliegen ist: zu zeigen, dass uns allen Inklusion sehr wichtig sein muss, da sie in den unterschiedlichen Lebensphasen und –situationen auch die betrifft, die sich zunächst oder zeitweise nicht für betroffen halten.
Die Möbel, die „Carlos“ hat bauen lassen, sind glücklicherweise modular und können auch anderswo und später zum Einsatz kommen.
Unsere Erfahrungen und Ideen und unsere Kreativität haben auch Bestand.
Wir wünschen uns nur, dass wir den Enthusiasmus aller hinüber retten können. Da wir nun zwangsläufig mehr Zeit haben, werden manche Dinge vielleicht auch noch besser reifen? Mancher Programmpunkt wird sich ganz sicher etwas oder auch komplett verändern. Diese Verschiebung bedeutet für uns als Initiatoren nun einige Vorbereitung. Nach Möglichkeit wollen wir am ausgearbeiteten Programm, an der Zusammenarbeit mit allen Partnern und auch am Festival-Team festhalten. Wir sprechen mit den Fördergebern über eine Verlängerung des Bewilligungszeitraums. Manche Dinge werden wir vielleicht nicht ganz so schnell lösen und regeln, wie wir es gewohnt sind. Denn nun steht erst einmal unser aller Gesundheit im Vordergrund.
Kommen wir gemeinsam gut und möglichst heil durch diese Krise. Eines haben wir in der kurzen Zeit schon gelernt: Solidarität ist das Lebenselixier unserer hochkomplexen Gesellschaft. Schön, dass sie augenblicklich eine Blütezeit erlebt. Möge es so bleiben. Und: aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Versprochen!
*Wir = Eine Initiative von Bürgerstiftung Jena und JenaKultur in Kooperation mit den Jenaer Hochschulen, der Stadt Jena und ihren zahlreichen zivilgesellschaftlichen Akteuren (u. a. FSU Jena und EAH Jena, Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe, Diakonie, Ev.-Luth. Kirchenkreis Jena, Theaterhaus Jena, IDZ Jena und noch gaaaanz viele mehr!!!)