Fotografinnen und Fotografen

Claus Bach, Tina Bara, Sibylle Bergemann, Christian Borchert, Christiane Eisler, Gerhard Gäbler, Wolfgang Gregor, Harald Hauswald, Bernd Hiepe, Harald Hirsch, Jürgen Hohmuth, Thomas Kläber, Eberhard Klöppel, Bertram Kober, Werner Lieberknecht, Ute Mahler, Werner Mahler, Olaf Martens, Roger Melis, Florian Merkel, Barbara Metselaar Berthold, Ludwig Rauch, Andreas Rost, Jens Rötzsch, Ludwig Schirmer, Erasmus Schröter, Wolfgang G. Schröter, Maria Sewcz, Gabriele Stötzer, Ines Thate-Keler, Gerhard Weber

Claus Bach, Rosenmontag im Café Resi Weimar, 1980 © Claus Bach

Claus Bach
1956 in Schneeberg im Erzgebirge geboren, lebt Claus Bach als Fotograf, Künstler und Autor in Weimar. 1976-79 arbeitete er als Buchdrucker und absolvierte einen Facharbeiter-Abschluss in Fotografie. Bis 1985 war er als Fotograf an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar tätig, anschließend freiberuflich. Ab 1995 führte er Lehraufträge an der Bauhaus-Universität Weimar und der Europäischen Kunstakademie Trier aus. Neben seiner professionellen Arbeit ist er bekannt als ein Dokumentarist der Alltags- und Untergrundkultur der DDR sowie für seine freien künstlerischen Arbeiten.

Tina Bara
1962 in Kleinmachnow geboren, studierte Tina Bara 1980-86 zunächst Geschichte und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Parallel war sie bereits ab 1984 freiberuflich als Fotografin tätig. 1986 nahm sie ein Fernstudium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig auf. Bara hatte Kontakte zu oppositionellen Gruppen wie „Frauen für den Frieden“. Im Juli 1989 übersiedelte sie nach West-Berlin. 1991 machte sie ihr Diplom bei Arno Fischer. Seit 1993 ist sie Professorin für künstlerische Fotografie an der Leipziger HGB, ab 2003 als Leiterin einer Foto-Klasse. Künstlerisch arbeitet sie mit den Medien Fotografie, Video und Text und interessiert sich für das Individuum als handelndes Subjekt zwischen Selbstbestimmung und kollektiver Prägung.

Tina Bara, aus der Serie „FEST 1985-88 / 2023“ © Tina Bara
Sibylle Bergemann, aus der Serie „Clärchens Ballhaus“, Berlin, 1976 © Nachlass Sibylle Bergemann / Ostkreuz / Courtesy Loock Galerie, Berlin

Sibylle Bergemann
Die international bekannte Fotografin Sibylle Bergemann wurde 1941 in Berlin geboren. Sie absolvierte 1958–60 eine kaufmännische Ausbildung, bevor sie ab 1966 ohne Einschreibung den Fotografieunterricht Arno Fischers an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee besuchte. Fischer wurde zu ihrem Partner, die Wohnung des Paares zu einem Treffpunkt in der DDR. Ab 1967 war sie selbständig als Fotografin tätig, von 1970–95 für die Modezeitschrift Sibylle. Nach der Grenzöffnung wurde sie 1990 Gründungsmitglied der Agentur Ostkreuz und fotografierte in den Folgejahren global Reportagen für renommierte Magazine. Seit den 2000er Jahren fanden mehrere große Einzelausstellungen statt, zuletzt 2022 in der Berlinischen Galerie. Sibylle Bergemann verstarb 2010.

Christian Borchert
1942 in Dresden geboren, studierte Christian Borchert zunächst Kopierwerktechnik an der Ingenieurschule für Filmtechnik in Potsdam-Babelsberg. Er arbeitete als Güteingenieur und Verwaltungsangestellter in Wolfen, Babelsberg sowie Berlin, ehe er 1967 eine Ausbildung zum Fotografen machte. Parallel zu seinen Tätigkeiten als Bildreporter für die Neue Berliner
Illustrierte absolvierte er 1971–74 ein Fernstudium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Ab 1975 arbeitete Borchert freiberuflich. Bekannt wurde er vor allem durch groß angelegte Porträtserien sowie stadt-, bau- und kunstgeschichtliche Bildfolgen. 2000 verunglückte er in Berlin bei
einem Badeunfall.

Christian Borchert, Fasching im „Rentnertreff“ der „Volkssolidarität“, Dresden-Neustadt, 1980 © Christian Borchert / SLUB Dresden / Deutsche Fotothek
Christiane Eisler: Konzert in Halle in der Christuskirche, 1983 © Christiane Eisler

Christiane Eisler
1958 in Berlin geboren, zog Christiane Eisler 1978 nach Leipzig, um dort Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst zu studieren. 1983 absolvierte sie bei Evelyn Richter mit einer Diplomarbeit zu einem Jugendwerkhof sowie zu Punks in der DDR. Parallel zu einem Zusatzstudium, ebenfalls bei Richter und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendforschung, begann sie freischaffend tätig zu sein. Ausstellungen ihrer Porträts von Punks wurden in der DDR mehrfach verboten oder geschlossen. Nach der Wende gründete sie 1990 die Fotoagentur transit in Leipzig und fotografiert seitdem journalistisch für Zeitschriften und Magazine, Unternehmen und staatliche Institutionen. Seit 1981 hat Christiane Eisler an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.

Gerhard Gäbler
1952 wurde Gerhard Gäbler in Leipzig geboren, wo er 1972–76 Chemie an der Karl-Marx-Universität studierte. Zu fotografieren begann er 1977 autodidaktisch, als er in einer Chemiefabrik arbeitete. Er dokumentierte den DDR-Arbeitsalltag sowie den schrittweisen Verfall seines Wohnviertels in der Leipziger Ostvorstadt. 1986-92 folgte ein Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, woraufhin er freiberuflich als Fotograf tätig wurde. 1992–2004 war er Mitglied der von ihm mitbegründeten Bildagentur Punctum in Leipzig. Gäbler hatte zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland und konnte mehrere Fotobände publizieren. Weiterhin lebt und arbeitet er in Leipzig.

Gerhard Gäbler, Öffnung Brandenburger Tor am 22.12.1989 © Gerhard Gäbler
Wolfgang Gregor, Kleingärten, Berlin 1979-1980 © Wolfgang Gregor

Wolfgang Gregor
1948 in Berlin-Lichtenberg geboren, absolvierte Wolfgang Gregor erst eine Lehre zum Stahlformbauer und Werkzeugmacher im Berliner Funkwerk Köpenick, ehe er für drei Jahre beim Fernsehen der DDR in Berlin-Adlershof als Kameramann arbeitete. Ein Musikstudium für Klavier und Gitarre brach er ab und studierte stattdessen 1977–82 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Anschließend war er als Fotograf freiberuflich tätig und schuf umfassende Serien zu Berliner Arbeitern sowie den Kleingartenanlagen der Stadt. Seine Arbeiten wurden in Magazinen wie Stern, Spiegel oder Merian publiziert. 1991 ließ er sich in Landin im Havelland nieder, wo er eine große Scheune zu einer Kunstgießerei umbaute und seitdem lebt
und arbeitet.

Harald Hauswald
1954 in der sächsischen Provinz Radebeul geboren, absolvierte Harald Hauswald 1970–72 eine Lehre als Fotograf. 1977 zog er nach Ostberlin, wo er verschiedenen Jobs nachging, u. a. als Telegrammbote, Heizer oder Restaurator. Als Fotograf wurde er in kurzer Zeit v. a. durch sein soziales Interesse und seine künstlerischen Ambitionen zu einem der bedeutendsten Fotografen des Ostens. Als erster DDR-Fotograf veröffentlichte er, zunächst unter Pseudonym, Fotoreportagen in westlichen Magazinen. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Agentur Ostkreuz. 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Seine Bilder waren bereits in über 250 Einzelausstellungen international zu sehen und haben das Bild der DDR, speziell die Erinnerungen an Ostberlin, deutlich mitgeprägt. Hauswald lebt und arbeitet in Berlin.

Harald Hauswald, Faschingsfeier Husemannstraße, aus der Serie „Sex und Saufen“, Berlin, Prenzlauer Berg 1987 © Harald Hauswald / Ostkreuz
Bernd Hiepe, Nach dem Fest, Erfurt 1983 © Bernd Hiepe

Bernd Hiepe
1955 kam Bernd Hiepe in Erfurt zur Welt. Nach einer Ausbildung zum Lithograf und Fotografenmeister arbeitete er bis 1984 in der wissenschaftlichen Fotografie. 1984 verbrachte er sechs Monate in politischer Haft. Anschließend war er bis 1987 als Hilfsarbeiter in einer Keramikwerkstatt und als Ateliergehilfe tätig. 1988 siedelte er nach Köln über, wo er bis 1991 in der Galerie Lichtblick mitarbeitete. Seit 1992 lebt er als freier Fotograf in Berlin. Seine Bilder sind seit 1984 in Ausstellungen zu sehen und wurden in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen wie Art, Spiegel oder dem FAZ-Magazin publiziert.

Harald Hirsch
Geboren in Köthen, machte Harald Hirsch 1975 einen Abschluss als Diplom-Chemiker an der Technischen Hochschule Merseburg. Er hatte dort bereits den Fotoclub der Hochschule geleitet und auch während der folgenden Jahre, in denen er im Bereich Forschung und Technik in Merseburg arbeitete, war er als Mitglied des städtischen Fotoclubs aktiv. 1982–88 war Hirsch im Bereich Chemische Analytik im Forschungszentrum Elektronische Bauelemente in Teltow tätig, ehe er sich als freischaffender Fotograf in Potsdam niederließ. Seit 1991 ist er berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Fotografie. Seine Arbeiten befinden sich in Sammlungen wie der Berlinischen Galerie und waren in vielen Einzelausstellungen zu sehen.

Harald Hirsch, Vorturnerin beim Aufmarsch zum 1. Mai, Potsdam 1985 © Harald Hirsch
Jürgen Hohmuth, aus der Serie „Chic, Charmant, Dauerhaft“, Berlin 1983-1985 © Jürgen Hohmuth

Jürgen Hohmuth
1960 in Berlin geboren, war Jürgen Hohmuth nach einer Lehre zunächst als Forstarbeiter und Zapfenpflücker tätig. 1981 begann er freiberuflich als Fotograf zu arbeiten und wirkte in den folgenden Jahren als Gründungsmitglied bei der Modegruppe chic, charmant & dauerhaft (CCD). 1986–91 folgte ein Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, u. a. bei Arno Fischer. Mit weiteren Fotografen gründete Hohmuth 1996 das Produktionsbüro ZEITORT. Seine Fotografien veröffentlicht er vorrangig in Bildbänden, außerdem kuratiert und gestaltet er Ausstellungen und wirkt bei Filmproduktionen mit. Hohmuth lebt und arbeitet in Berlin.

Thomas Kläber
Geboren 1955 in dem brandenburgischen Dorf Beyern (heutiger Landkreis Elbe-Elster), studierte Thomas Kläber 1976–83 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, u. a. bei Helfried Strauß. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit dem Thema Landleben. Seit 1983 ist Kläber freiberuflich als Fotograf tätig, vorrangig im Raum Cottbus, Berlin, Frankfurt, Dresden und Leipzig. Seine sozialdokumentarischen Fotografien waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen und wurden in Katalogen publiziert. Kläber lebt und arbeitet in Kolkwitz bei Cottbus.

Thomas Kläber, aus der Serie „Dorfdisco in Beyern“, 1978/79 © Thomas Kläber
Eberhard Klöppel, aus der Serie „Pfingstfest in den Grunddörfern Nähe Eisleben“, 1974 © Eberhard Klöppel

Eberhard Klöppel
In Berlin 1940 geboren, wuchs Eberhard Klöppel in Hettstedt im Mansfelder Land auf. Der Lehre als Fernmeldemonteur 1956–58 in Halle folgte der Wehrdienst, den er als Regimentsfotograf leistete. In der Bildagentur des Militärverlages ergab sich daraus eine Fotografenausbildung. Anschließend studierte er 1965–67 erst im Fernstudium an der Fachschule für Journalistik, dann bis 1973 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er war 1969 Mitbegründer der Gruppe Jugendfoto der FDJ und arbeitete in der Zentralen Kommission für Photographie des Kulturbundes der DDR. 1976 wurde er Bildreporter bei der Neuen Berliner Illustrierten. Nach der Wende war Klöppel als Bildredakteur im Burda-Verlag tätig, bevor er 1993 als Fotograf freischaffend wurde.

Bertram Kober
1961 in Leipzig geboren und aufgewachsen, studierte Bertram Kober 1981–87 Fotografie an der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Evelyn Richter und Arno Fischer. Nach einem ersten Zusatzstudium an der HGB ging er für ein weiteres Zusatzstudium in Kommunikationsdesign 1990 an die Gesamthochschule Essen zu Angela Neuke und wurde als Fotograf freischaffend tätig. Kober ist 1990 Gründungsmitglied der Leipziger Fotoagentur Punctum und bis heute deren Geschäftsführer. 2003 wurde er an die Deutsche Fotografische Akademie berufen. 2005–07 unterrichtete er an der Fotoschule Fotografie am Schiffbauerdamm, seit 2007 an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. Kober lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin.

Bertram Kober, Kabarettgruppe mit absurdem Spektakel, Markranstädt, August 1989 © Bertram Kober
Werner Lieberknecht, Fasching Hochschule für Bildende Künste Dresden, 1984/85/86 © Werner Lieberknecht / VG Bild-Kunst Bonn 2023

Werner Lieberknecht
Nach seinem Abitur absolvierte der 1961 in Dresden geborene Werner Lieberknecht zunächst eine Berufsausbildung als Fotograf. Es folgte 1985–88 ein Fernstudium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Evelyn Richter und Arno Fischer. Seit 1987 ist er freiberuflich tätig. Ab Mitte der 1980er Jahre waren Lieberknechts Arbeiten zudem in Deutschland, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. 1998 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen. Lieberknecht lebt und arbeitet in Dresden.

Ute Mahler
Geboren im thüringischen Berka/Wipper, studierte Ute Mahler 1969–74 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seitdem ist sie als freiberufliche Fotografin erfolgreich. Zur DDR-Zeit arbeitete sie vornehmlich für die legendäre Modezeitschrift Sibylle, nach der Wende u. a. für den Stern. Zusammen mit ihrem Mann Werner Mahler gehörte sie 1990 zu den Gründungsmitgliedern der bis heute erfolgreichen Agentur Ostkreuz. 2000–15 wirkte Ute Mahler zudem als Professorin für Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, 2005 kam eine Dozentur an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin hinzu. Seit 2009 arbeitet sie auch gemeinsam mit Werner Mahler an Projekten. Beide leben und arbeiten in Lehnitz bei Berlin.

Ute Mahler, Kleines Erotikum Stadthalle Karl-Marx-Stadt, aus der Serie „Striptease im Osten“, 1988/89 © Ute Mahler / Galerie Springer
Werner Mahler, aus der Serie „Fans“, 1986 © Werner Mahler / Galerie Springer

Werner Mahler
1950 kam Werner Mahler in Bloßdorf, Sachsen-Anhalt zur Welt. Im Anschluss an eine Tätigkeit als Fotoassistent bei Ludwig Schirmer, 1971–73 in Berlin, absolvierte er bis 1978 ein Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Danach fotografierte er freiberuflich, zur DDR-Zeit u. a. für die Zeitschriften Für Dich und Sibylle. Gemeinsam mit seiner Frau Ute Mahler gehört er nach dem Mauerfall zu den Gründungsmitgliedern der Agentur Ostkreuz, bei der er bis 2019 als Geschäftsführer agierte. 2002–04 arbeitete er zudem als Dozent an der Fotoschule am Schiffbauerdamm. Seit 2009 führt er Gemeinschaftsarbeiten mit Ute Mahler aus. Beide leben und arbeiten in Lehnitz bei Berlin.

Olaf Martens
1963 in Halle (Saale) geboren, wuchs Olaf Martens in Nordhausen auf. Er studierte 1985–92 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, davon zwei Jahre als Meisterschüler bei Wolfgang G. Schröter und Helfried Strauß. Neben seinen freien Arbeiten erreichte er internationale Bekanntheit als Mode- und Werbefotograf. Seine Bildreportagen und Fotobeiträge erschienen in zahlreichen Magazinen, etwa im FAZ Magazin, Spiegel, Stern, Focus Magazin oder Art. Seine Werke sind Teil vieler privater und öffentlicher Sammlungen, etwa im Leopold Museum Wien, im Rheinischen Landesmuseum Bonn, der Sammlung Goetz oder der Sammlung F. C. Gundlach. Olaf Martens lebt und arbeitet in Leipzig.

Olaf Martens, aus der Serie „Blockschokolade“, Halle 1989 © Olaf Martens
Roger Melis, aus der Serie „Silvester auf Schloss Hoppenrade, 1975/76 © Nachlass Roger Melis

Roger Melis
1940 in Berlin geboren, wuchs Roger Melis im Haushalt des Dichters Peter Huchel auf, erst in West-Berlin, ab 1952 dann in Wilhelmshorst bei Potsdam. Nach einer Fotografenlehre 1957–60 arbeitete er 1962–68 als wissenschaftlicher Fotograf an
der Berliner Charité. Von 1968 an war er freischaffend tätig, u. a. als Modefotograf für die Sibylle. Es folgten Arbeiten für viele weitere Medien wie die Neue Berliner Illustrierte, Die Zeit, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Geo und verschiedene Verlage in Ost und West. 1969 war er Mitbegründer der Fotogruppe Direkt. Durch eine Auftragssperre für die DDR-Presse, konzentrierte er sich 1982–89 auf Buch- und Ausstellungsprojekte, ehe er sich wieder verstärkt Reportage- und Porträtfotografie zuwandte. Roger Melis starb 2009 in Berlin.

Florian Merkel
1961 in Chemnitz geboren, studierte Florian Merkel 1981–86 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seit Mitte der 1980er Jahre ist er bekannt für handkolorierte fotografische Inszenierungen, die die Grenze zwischen klassischer Fotografie und Malerei aufheben. 1989 zog Merkel nach Berlin, wo er seitdem als Fotograf, Maler und Musiker lebt. Er ist Mitbegründer der Experimentalrockband Die Gehirne und Initiator der Knut Baltz Formation. Merkels Arbeiten befinden sich u. a. in den Sammlungen Deutsche Bank, Hessische Landesbank, der Wiseman Foundation Los Angeles und der Berlinischen Galerie. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Berlin.

Aufnahme: Florian Merkel, Jens Rötzsch, Reinhard Münch, Dia und Kolorierung: Jens Rötzsch, NEMO 1, Leipzig 1983 © Florian Merkel
Barbara Metselaar Berthold, aus der Serie „Bittersüß im Wartesaal“, Berlin Prenzlauer Berg, 1980-84 © Barbara Metselaar Berthold

Barbara Metselaar Berthold
Geboren wurde die Fotografin und Filmemacherin Barbara Metselaar Berthold 1951 im sächsischen Pleißa. 1969–71 studierte sie Sozialpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, ehe sie 1971–76 ein Fotografiestudium in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst absolvierte. Anschließend war sie als freiberufliche Fotografin in Ostberlin tätig, bis sie 1984 durch Heirat nach Westberlin ausreiste. Ab 1989 widmete sie sich der Herstellung von Dokumentarfilmen und Video-Essays; 1991 folgten Arbeiten für verschiedene Fernsehproduktionen. Zwischen 2003 und 2008 konnte sie verschiedene Dokumentarfilme realisieren. 2010 erhielt sie den Preis für künstlerische Fotografie des Senats von Berlin. Sie lebt in Berlin und der Uckermark.

Ludwig Rauch
1960 in Leipzig geboren, studierte Ludwig Rauch 1981–85 zunächst Bildjournalismus an der dortigen Karl-Marx-Universität. Bereits ein Jahr nach seinem Abschluss und ersten Veröffentlichungen für verschiedene Magazine wurde ihm ein Publikationsverbot für alle journalistischen Medien der DDR erteilt. Daraufhin studierte er bis 1989 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Arno Fischer. Anfang des Jahres 1989 übersiedelte er nach West-Berlin und wurde freischaffend als Fotograf und Künstler tätig. 1991 war er Mitbegründer der Kunstzeitschrift neue bildende kunst. Rauch hat seit 2009 eine Dozentur an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin inne und ist seit 2021 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Ludwig Rauch, aus der Serie „‚Café Nord‘, Berlin, Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee“, 1987 © Ludwig Rauch
Andreas Rost, aus der Serie „Misswahl im Hotel Merkur“, Leipzig, Februar 1990 © Andreas Rost

Andreas Rost
Der Fotograf, Kurator, Dozent und Autor Andreas Rost wurde 1966 in Weimar geboren. Nach einer Fotografenlehre in Dresden 1984–85 und einer Zeit als Facharbeiter, studierte er 1988–93 Fotografie in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Fischer und Evelyn Richter. Als Bürgerrechtler war er in Leipzig aktives Mitglied am Runden Tisch der Stadt. Mit einer Riege internationaler Künstler zählt er 1990 zu den Gründungsmitgliedern des Kunst- und Kulturprojektes Tacheles in Berlin. Er assistierte Thomas Hoepker und Arno Fischer und begann selbst Lehrveranstaltungen zu halten. Seit 1995 ist Rost als Fotograf und Künstler freischaffend tätig. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Jens Rötzsch
1959 in Leipzig geboren, absolvierte Jens Rötzsch 1975–77 zunächst eine Lehre als Landvermesser und leistete bis 1980 seinen Wehrdienst. Danach folgten 1981–86 ein Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Peter Pachnicke, Joachim Jansong und Wolfgang G. Schröter sowie 1987–89 ein Zusatzstudium Foto/Video an der Hochschule für Angewandte Kunst und Design in Budapest. Seit 1989 ist Rötzsch freiberuflich in Berlin tätig. Seine Reportagereihe Protokoll-Strecken dokumentierte den Untergang der SED-Diktatur und den Neubeginn nach der Wende. 1990 war er Gründungsmitglied der Agentur Ostkreuz. Seine Bilder veröffentlicht er u. a. im Zeit Magazin, GEO und dem Stern. Von 2004–11 fotografierte er auf neun Expeditionen die Mongolei.

Jens Rötzsch, Pfingsttreffen der FDJ, Turnerinnen, Berlin/Ost 1989 © Jens Rötzsch
Ludwig Schirmer: Berka (Sondershausen), 1950er Jahre © Archiv Ludwig Schirmer

Ludwig Schirmer
Das Werk Ludwig Schirmers blieb lange Zeit unbekannt. 1929 im thüringischen Wenigenehrich geboren, absolvierte er ab 1943 zunächst eine Landwirtschaftslehre und arbeitete im elterlichen Betrieb. Ab 1947 ließ er sich zum Müller ausbilden und arbeitete, nach erfolgter Meisterprüfung, 1953–61 in diesem Beruf. Bereits Anfang der 1950er Jahre hatte Schirmer begonnen, sich autodidaktisch mit Fotografie zu beschäftigen. Erste Auftragsarbeiten erfüllte er 1956 für umliegende Industriebetriebe. 1959 wurde er in den Verband Deutscher Journalisten in Erfurt aufgenommen. Die Arbeit als Müllermeister beendete er 1961, zog nach Berlin und eröffnete dort ein Fotostudio. Als freiberuflicher Fotograf arbeitete er fortan für Außenhandelsunternehmen, Industriekombinate und kulturelle Institutionen der DDR. Nach seinem Tod 2001 in Berlin wurde Schirmers Werk in mehreren Einzelausstellungen präsentiert.

Erasmus Schröter
In Leipzig, wo er 1956 geboren wurde, studierte Erasmus Schröter 1977–82 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Anschließend war er freiberuflich als Fotograf tätig. Nach seiner Ausbürgerung aus der DDR 1985 siedelte er nach Hamburg über und arbeitete für verschiedene Zeitschriften und Magazine wie Spiegel, Stern, Art, Zeit-Magazin oder FAZ. 1997 zog er zurück nach Leipzig und hatte dort 2006/07 eine Gastprofessur an seiner Alma Mater. 2019 zeigte die Kunstsammlung Jena eine Einzelausstellung Schröters. Bis zu seinem Tod im April 2021 lebte und arbeitete er in Leipzig.

Erasmus Schröter, Älteste und jüngste Teilnehmerin eines Tanzturniers, aus der Serie „Nachts-Infrarotfotografien“, Leipzig 1981 © Nachlass Erasmus Schröter
Wolfgang G. Schröter, Femina Bar in Leipzig, o. J. © Wolfgang G. Schröter / SLUB Dresden / Deutsche Fotothek

Wolfgang G. Schröter
1928 in Wolfen geboren, wurde Wolfgang G. Schröter im letzten Kriegsjahr, 1944–45, als Flakhelfer eingesetzt. 1947 arbeitete er als fotografischer Praktikant in der Filmprüfstelle der AGFA-Filmfabrik Wolfen. 1949–53 folgte ein Studium in Leipzig am Institut für Farbenfotografie, der späteren Fotoabteilung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Anschließend war Schröter freischaffend als Bildreporter und Farbfotograf tätig. Ende der 1960er Jahre unternahm er erste Versuche mit elektronischer Fotografie. Er war 1990 Mitbegründer der Bildagentur Punctum in Leipzig. An der HGB leitete er nach langjähriger Lehrtätigkeit ab 1991 die Werkstatt für Elektronische Medien und wurde 1992 zum Professor für Medienkunst ernannt. Schröter gilt als Wegbereiter der Farbfotografie in der DDR. Er starb 2012 in Halle (Saale).

Maria Sewcz
1960 in Schwerin geboren, machte Maria Sewcz zunächst 1982–87 ihr Diplom in Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 1993–95 folgte dort ein Aufbaustudium als Meisterschülerin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht das Thema Urbanität als Spannungsverhältnis von Kultur, Gebautem und Gewachsenem. Sewcz erhielt mehrere Preise und Stipendien, darunter 2003 der Hannah-Höch-Förderpreis und 2011 das Villa Massimo-Stipendium der Deutschen Akademie Rom. 2005 hatte sie einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit 2007 unterrichtet sie an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin, wo sie lebt und arbeitet.

Maria Sewcz, Rock für den Frieden, Palast der Republik, Berlin 1986/87 © Maria Sewcz / VG Bild-Kunst Bonn 2023
Gabriele Stötzer, aus der Serie „Horrorfete – Punk“, Erfurt Kürschnergasse, 1985 © Gabriele Stötzer / VG Bild-Kunst Bonn 2023

Gabriele Stötzer
Die Künstlerin und Schriftstellerin Gabriele Stötzer wurde 1953 in Emleben bei Gotha geboren. An der Pädagogischen Hochschule Erfurt begann sie 1973 Deutsch und Kunsterziehung zu studieren, wurde nach Solidarisierung mit exmatrikulierten Kommilitonen jedoch 1976 zwangsexmatrikuliert. Nach einer Unterschriftensammlung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns kam sie 1977 in das Frauengefängnis Hoheneck. 1980–81 leitete Stötzer in Erfurt die private „Galerie im Flur“ bis zu deren Liquidierung durch die Staatssicherheit. Daraufhin wurde sie freischaffend als Künstlerin tätig und wirkte aktiv in der Kunst- und Untergrundszene, initiiert Ausstellungen, Veröffentlichungen und Künstlerinnengruppen. Ab 1990 folgten Auslandsaufenthalte, Ausstellungen, Publikationen, Arbeitsstipendien sowie Lesereisen. Seit 2010 ist sie Dozentin für Performance an der Universität Erfurt. Für ihr politisches und künstlerisches Engagement in der DDR erhielt Stötzer 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie lebt und arbeitet in Erfurt und Utrecht.

Ines Thate-Keler
1948 wurde Ines Thate-Keler in Weimar geboren. Nach ihrem Abitur arbeitete sie 1967–69 in der Orwo-Filmfabrik Wolfen und in einem Leipziger Fotoatelier, wobei sie parallel in Abendschulkursen einen Facharbeiterbrief in Fotografie machte. 1969–74 folgte das Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Anschließend war sie freiberuflich tätig, zunächst in Leipzig und Weimar, nach der Ausreise aus der DDR 1986 dann in München. 1998 siedelte sie nach Südafrika über, wo sie heute in Kapstadt lebt.

Ines Thate-Keler, aus der Serie „Rummel“, Weimar und Leipzig, 1980-1983 © Ines Thate-Keler
Gerhard Weber, Ballett der russischen Soldaten im Volkshaus Grimma, 1984 © Gerhard Weber

Gerhard Weber
1940 in Berlin Kreuzberg geboren, verbrachte Gerhard Weber, nach dem frühen Kriegstod des Vaters, seine Kindheit in Altenburg. Er absolvierte 1956–57 zunächst eine Ausbildung zum Spitzendreher und im Anschluss den Armeedienst bei der Transportpolizei. In Grimma, wo er danach als Fachmethodiker für Volkskunst am Kreiskulturhaus arbeitete, gründete er 1963 eine Fotogruppe, die er bis 2004 leitete. 1967–71 studierte er schließlich Fotografie im Fernstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 1970–86 war er als Bildreporter der Leipziger Volkszeitung tätig, danach freiberuflich. Als Bildautor hielt er zur DDR-Zeit insbesondere das Leben auf dem Land fest. Heute lebt und arbeitet Weber in Grimma.