Kunstsammlung Jena
Den wichtigsten Bezugspunkt städtischer Kunstgeschichte bilden noch immer die Aktivitäten des früheren Jenaer Kunstvereins, der unter wechselnder Leitung von Hans Fehr, Eberhard Grisebach und Walter Dexel zwischen 1908 und 1928 der thüringischen Universitätsstadt ein Programm bot, welches qualitativ über die Region hinausreichte und in dieser Weise keine Wiederholung fand. Die Ausstellungen jener Jahre hatten deutlich und klar ein Programm: Gegenwart. Das war provokant, gescholten und begrüßt gleichermaßen – und führte von einer spannungsvollen Ausstellungspraxis, mit der Jena Geschichte schrieb, zu einer Sammlung, die von Ernst Ludwig Kirchner bis Paul Klee die Wegbereiter der Kunst des 20. Jahrhunderts vereinte und den Bürger:innen der Stadt zum Studium anbot.
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© Quelle: Städtische Museen Jena
Eine der inhaltlich wichtigsten Aufgaben eines Museums ist die Arbeit mit der Sammlung und deren qualitatives Wachstum. Die in den vergangenen Jahren erzielte Verdoppelung der Sammlung wäre kein Gewinn, wenn dies kein Sprung in andere Qualität wäre.
Allein die Schenkung der Sammlung Opitz-Hoffmann mit mehr als 1.000 Werken der nationalen und internationalen Gegenwartskunst führte dazu, dass die Jenaer Sammlung die seit Ernst Ludwig Kirchners Botho-Graef-Stiftung von 1918 bedeutendste Bereicherung erfuhr. Die Schenkung umfasst Arbeiten auf Papier, Zeichnungen, Druckgrafik, Fotografien, Künstlerbücher und Multiples. Von der klassischen Zeichnung bis zur konzeptionellen Plastik, vom aufklärerischen Manifest eines Joseph Beuys bis zur Landkartenüberarbeitung von Nanne Meyer steckt die Sammlung voller Überraschungen und liefert einen exzellenten Blick auf viele der innovativsten und eindrucksvollsten Positionen der deutschen und internationalen Kunst der letzten Jahrzehnte.
Hinzu kommen rund 3.000 weitere „Erwerbungen“ von mehr als 150 Künstler:innen aus dem In- und Ausland. Trotz beengter räumlicher Verhältnisse hat sich die Kunstsammlung Jena zu einer der bedeutendsten Einrichtung für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im Freistaat entwickelt. Die Übernahme des FORUM KONKRETE KUNST mit rund 150 Werken von Künstler:innen aus 23 Ländern steht am vorläufigen Ende dieser Kette von „Erwerbungen“, die der Jenaer Sammlung einen enormen Zuwachs an Bedeutung und Verantwortung zuweisen.
Die Qualität der Sammlung ist nach wie vor für die Öffentlichkeit nicht sichtbar, obgleich von Zeit zu Zeit Neuzugänge oder ausgewählte Werke bei passenden Ausstellungsthemen präsentiert werden. Die Städtische Kunstsammlung versteht sich heute notgedrungen als Galeriebetrieb mit angeschlossenem Sammlungsdepot. Die permanente Pflege und wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung ist unter den derzeitigen Bedingungen nur eingeschränkt möglich. Ziel ist es daher, ein räumlich eigenständiges Kunsthaus zu etablieren.